zurück

Nähmaschine "Phoenix 49"

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
von: Etoile als Hersteller
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0190
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Nähmaschine "Phoenix 49"
Sachgruppe:
Schneider (Arbeitsgeräte)
Signatur:

nummeriert (Gehäuse: B 5793)

Material:
Holz (neue Antriebssteuerung per Fuß)
Kupfer (Elektromotor)
Kunststein
Maße:
Gesamt: B: 127 cm (mit ausgeklapptem Tischbrett), T: 72 cm (mit Zusatzbrett für den Motor), H: 116 cm (mit ausgeklappter Maschine)

Beschreibung

Nähmaschine "Phoenix 49"

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine Nähmaschine Modell "Phoenix 49" der Bielefelder Nähmaschinenfabrik "Phoenix AG", der ehemaligen OHG "Baer & Rempel".

Zu Nähmaschinen allgemein:
Die Nähmaschine dient zur mechanischen Herstellung einer Naht innerhalb eines Gewebes - hierzu werden ein oder mehrere Fäden (Nähgarn) durch Nähen miteinander verknüpft, wobei der sogenannte Oberfaden zuvor mit einer Nadel durch das Gewebe/Nähgut geschoben wird. Ein Greifer übernimmt danach einen Teil des zunächst an der Nadel anliegenden Oberfadens; dieser muss dem Greifer zuvor zugänglich gemacht werden. Das erfolgt meist durch den Schlingenhub, eine Nadelbewegung, die nach dem unteren Totpunkt der Nadel in Richtung Ausstich erfolgt und den Faden von der Nadel löst. Um die folgende Verschlingung zu bewerkstelligen, gibt es - gemäß der verschiedenen technischen Möglichkeiten - mehrere Maschinentypen, etwa die Doppelsteppstichmaschine, die Kettenstichmaschine oder die Überwendlichmaschine. Es gibt weitere Unterscheidungen nach den unterschiedlichen Typen. Die Grundform der Nähmaschine ist die rechtsständige Flachbettnähmaschine. Für besondere Arbeitsgänge sind entsprechende Nähmaschinenformen entwickelt worden, die wie folgt zu unterscheiden sind: Flachbett-, Sockel-, Säulen-, Freiarm- und Blocknähmaschine. Es wurden auch vereinzelt linksständige Nähmaschinen gebaut, und die Armmaschine unterteilt sich in Freiarm-, Armabwärts- und Armaufwärtsnähend. Die Säulenmaschine gibt es in mehreren Säulenhöhen und -konstruktionen sowie mit drehbarer Kurbelsäule in verschiedenen Ausführungen. Zunächst mechanisch mittels einer Handkurbel oder durch ein Fußpedal angetrieben (industriell auch mittels Transmission), gab es seit 1890 auch elektrische Nähmaschinen. Die meisten Industrienähmaschinen wurden und werden mit einem vierbeinigen Eisengestell und einer darauf befestigten Tischplatte zu einer auf dem Fußboden stehenden transportablen Näheinheit montiert. Der elektrische Antriebsmotor befindet sich dabei oft unter der Tischplatte, die Kraftübertragung erfolgt dann - wie beim mechanischen Fußantrieb - über Keilriemen. Nach mehreren Vorläufern entstanden die ersten arbeitsfähigen Nähmaschinen Ende des 18. Jhds. in England (Kettenstichmaschine für Leder von Thomas Saint) und ab 1800 in Deutschland - der erste Nähmaschinenfabrikant der Welt war der Franzose Barthélemy Thimonnier, der das1830 patentierte Nähmaschinengrundmodell "Couseuse" in Paris in Serie produzieren ließ. Obwohl der US-Amerikaner Elias Howe bis 1846 die Doppelsteppstichnähmaschine erfunden hatte, produzierte erst die Firma Singer ab 1851 diese Maschinen serienmäßig.

Zur Firma "Phoenix":
Im Jahr 1865 wurde von Baer und dem Industriellen Rudolf Rempel die Bielefelder Nähmaschinenfabrik "Baer & Rempel" als offene Handelsgesellschaft gegründet. Baer hatte bereit fünf Jahre zuvor zusammen mit dem Schlosser Koch eine erste Nähmaschinenfabrik, aus der später die "Kochs Adler AG", der Hersteller der sehr erfolgreichen Adler-Maschinen, wurde, in Bielefeld ins Leben gerufen. Auch die unter dem Markennamen "Phoenix" produzierten Nähmaschinen waren sehr erfolgreich und hatten am Aufschwung des deutschen Nähmaschinen-Baues einen großen Anteil. 1934 erfolgte die Umwandlung der "Baer & Rempel OHG" in eine Aktiengesellschaft - im Jahr 1958 erwarben die Anker-Werke die Aktienmehrheit an der "Phoenix AG" und schlossen sich zur "Anker-Phoenix Nähmaschinen AG" zusammen. Doch bereits zehn Jahre später wurde die Nähmaschinenproduktion endgültig eingestellt. 1976 meldete die Firma Konkurs an und wurde von der britischen Firma "Thomas Tilling" gekauft.

Zur vorliegenden Maschine:
Bei der vorliegenden Maschine handelt es sich um ein Exemplar des ursprünglich mittels Fuß- und Handantrieb zu betreibenden Modells "Phoenix 49". Das vorliegende Exemplar wurde jedoch auf einen mit 220 Volt zu betreibenden Elektromotor der französischen Firma "Etoile" umgerüstet, der mittels Fußpedal, welches nach den Umbau der Nähmaschine die Stelle der ursprünglichen Fußwippe des mechanischen Antriebs am Boden des metallenen Untergestells einnahm, gesteuert werden konnte. Eine Vorrichtung für den Anbaumotor war serienmäßig vorhanden gewesen. Ebenfalls nachträglich ergänzt wurde die Maschine um eine Lampe von "Singer" - die kleindimensionierte Lichtquelle beleuchtete den Arbeitsbereich der Nadel. Das Modell ist eine Flachbett-Nähmaschine für Zickzack-Stich mit langem Arm sowie einem Umlauf-Greifer ohne Spulenhalter, und wurde seit 1934 produziert. Seit diesem Jahr erhielten die Seriennummern - die (Stück-)Zahl 1400000 war erreicht worden und aus der "Baer & Rempel OHG" war gerade die "Phoenix AG" geworden - als Präfix den Buchstaben "B". Zugleich begann die Zählung wieder bei 1. Die Seriennummer der vorliegenden Maschine (B 5793) verweist demnach auf ein Herstellungsdatum des Zeitraums unmittelbar nach der Umstellung, also vermutlich in das Jahr 1934 oder spätestens 1935.