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Mechanische Schreibmaschine

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
von: Grundig Bürotechnik als Hersteller
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0080
Anzahl:
1 Stück
weitere Objektbezeichnung:
"Triumph" - Modell: "Gabriele 10"
Sachgruppe:
Signatur:

nummeriert (Rahmen: A 301.03005)

Material:
Maße:
Gesamt: B: 35 cm, T: 35 cm, H: 15 cm

Beschreibung

Mechanische Schreibmaschine "Triumph" - Modell "Gabriele 10"

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine mechanische Kleinschreibmaschine der zu dieser Zeit zum "Grundig"-Konzern gehörigen Firma "Triumph-Adler-Büromaschinen-Vertriebs-GmbH" (Modellreihe "Gabriele"). Mit einer Breite und Tiefe von 35 cm sowie einer Höhe von nur 15 cm eignete sich das Modell hervorragend als relativ leichte und handliche Reiseschreibmaschine.

Zu Schreibmaschinen allgemein:
Eine Schreibmaschine ist eine von Hand oder elektromechanisch angetriebene Apparatur, die dazu dient, Text mit Hilfe von Drucktypen zu schreiben und auf Papier darzustellen. Zur Auswahl der abzudruckenden Zeichen wird in der Regel eine Tastatur benutzt. Die Schreibmaschine ist ein Vorläufer des textverarbeitenden Computers, dessen Tastaturbelegung weitgehend der der Schreibmaschine entspricht und in dem viele von ihr bekannte Funktionen für die moderne Textverarbeitung übernommen worden sind.
Eine Schreibmaschine besteht aus einer Tastatur, einem mechanischen oder elektronisch gesteuerten Übertragungsmechanismus, der auch bereits Speicher- und Korrekturfunktionen enthalten kann, und einer Ausgabeeinheit, die die Drucktypen über ein davor durch die Mechanik transportiertes Farbband auf das Papier druckt. Es existieren verschiedene Typenträger, so den Typenhebel, den Typenzylinder, die Typenwalze, den Kugelkopf, die Typen-Stoßstange und das Typenrad. Alte Maschinen konnten auch anstatt einer Tastatur einen Buchstabenindex mit Zeiger besitzen. Als Papierträger dient meist eine Schreibwalze, über die das Papier zeilenweise weiterbefördert wird. Um eine Zeile von links nach rechts zu schreiben, müssen sich Typen und Papier horizontal zueinander bewegen. Die beiden Möglichkeiten hierfür sind zum einen, dass sich ein Papierträgerwagen nach jedem geschriebenen Buchstaben um einen Schreibschritt nach links bewegt, zum anderen, dass die Papierwalze fest im Gehäuse gelagert ist und das Schreibwerk mit Typenrad oder Kugelkopf sich nach rechts bewegt. Das erstere Prinzip ist bei der klassischen Typenhebelmaschine üblich. Mehrere Exemplare eines Schriftstückes werden "Durchschläge" genannt und werden mit Hilfe von Kohlepapier erstellt. Da üblicherweise jeder Buchstabe dieselbe Breite einnimmt, ist die Schreibmaschinenschrift - bis auf wenige Sondermodelle mit Proportionalschrift - eine nichtproportionale Schriftart. Dadurch sind sämtliche Horizontalschritte immer gleich groß. Texte werden in der Regel im linksbündigen Flattersatz geschrieben. Die Wagenbewegung zum Zeilenanfang und der Zeilenvorschub werden bei handbetriebenen Schreibmaschinen mit einem Zeilenschalthebel ausgelöst. Bei elektromechanischen und gänzlich elektronischen Maschinen geschieht dies entweder mittels Rückführtaste mit Zeilenschaltung oder über einen automatischen Zeilenwechsel.
Ein erstes Patent einer buchstabendruckenden Maschine nach dem Prinzip der Schreibmaschine stammt von 1714, erste - zur Ermöglichung des Schreibens für Blinde - funktionierende Maschinen sind für 1808 (mit Typendruck) und 1821 (mit Tastatur) belegt. Typenhebel/-stäbe sind erstmals von einer Maschine des Franzosen Xavier Progin aus dem Jahr 1832 bekannt - ab etwa 1870 gab es die lange üblichen Typenhebelschreibmaschinen mit halbkreisförmigem Typenhebelkorb, Papierzylinder, Typenführung, Wagenrückzug, Umschalten zwischen Klein- und Großbuchstaben sowie Tastenanordnung nach Häufigkeit der Verwendung und Einfärbung der Typen durch ein zwischen zwei Spulen laufendes Farbband. Die US-amerikanische Firma Remington fertigte solche Maschinen ab 1876 industriell. Ab 1899 wurden Maschinen mit dem sog. Wagnergetriebe (benannt nach seinem Erfinder Franz Xavier und Hermann Wagner; dreistufig, mit Typenhebelaufhängung und Zwischenhebel sowie sofort sichtbarer Schrift) seriell von John T. Underwood produziert. Auch Maschinen mit auswechselbaren Typenrädern in der Art der späteren Kugelköpfe wurden seit 1893 in kleinerem Umfang hergestellt. 1906 erfand Edward B. Hess das fünfstufige Typenhebelgetriebe mit Zugdrähten, das noch heute in nahezu unveränderter Form bei jeder Typenhebelschreibmaschine Anwendung findet. Er modifizierte das bisher verwendete dreistufige Wagnergetriebe, indem er Tastenhebel, Zwischenhebel und Typenhebel nicht direkt, sondern über zusätzliche Zugdrähte miteinander verband. Die neue Konstruktion verbesserte die Kraftübersetzung an den Typenhebel, was sich positiv in einer geringeren aufzuwendenden Kraft beim Anschlagen der Typen/Tasten niederschlug. Ab 1902 wurden auch elektromechanische Maschinen hergestellt, konnten sich aber zunächst nicht durchsetzen (erst nach 1945). Bei der elektromechanisch angetriebenen Schreibmaschine wird das bei der rein mechanischen Schreibmaschine kraftaufwendige Anschlagen der Taste von einem Motor unterstützt, wodurch der Kraftaufwand deutlich geringer wird und der Typenhebel mit gleichmäßiger Kraft auf das Papier schlägt. Dies ergibt ein nahezu gleichmäßiges Schriftbild. In der Zeit von etwa 1890 bis 1920 gab es ebenfalls verschiedene Versuche, den beim Maschinenschreiben nötigen Kraftaufwand durch Pressluft zu verringern. Nach 1962 etablierten sich die elektromechanischen und elektrischen Kugelkopfschreibmaschinen (von IBM) erfolgreich auf dem Markt. Typenradschreibmaschinen waren eine Weiterentwicklung der Kugelkopfschreibmaschine (Änderung des Typenträgers) - das Typenrad, das direkt auf der Achse eines elektrischen Schrittmotors sitzt, führt nur Dreh- und im Gegensatz zum Kugelkopf keine Kippbewegungen aus, um den gewünschten Buchstaben vor die Aufschlagstelle zu bringen. Sämtliche Typen befinden sich an der Spitze von federnden Zungen, die wie Blütenblätter einer Blume radial um die Nabe eines Rades angeordnet sind. Bei elektronisch gesteuerten Schreibmaschinen werden Tasteneingaben elektronisch in einen Speicher (Mikroprozessor und Steuerprogramm) eingegeben und sofort über das jeweilige Druckwerk auf Papier ausgegeben. Die Verwendung eines Zeilenspeichers ermöglicht Funktionen, die erst mit einer elektronischen Speicherschreibmaschine überhaupt möglich sind, wie etwa wahlweise links- oder rechtsbündigen Flattersatz, Zentrierung oder Blocksatz. Obwohl eine elektronische Schreibmaschine mit jeder Art Druckwerk ausgestattet sein kann, waren jedoch Typenrad- und Kugelkopfsysteme am gebräuchlichsten - einige Hersteller setzten zuletzt auf Tintenstrahldrucker oder thermische Druckverfahren. Obwohl diese fortschrittlichen Geräte Ende der 1980er-Jahre bereits Textverarbeitungssysteme waren und auch über einen Bildschirm, Diskettenlaufwerke und andere Massenspeicher sowie Computeranschlüsse und Tintenstrahlschreibwerk verfügten konnten, wurden sie in den Folgejahren weitestgehend von Computern (mit Druckern) verdrängt.

Zur Firma "Triumph":
Der Konzern wurde 1896 von Siegfried Bettmann als "Deutsche Triumph Fahrradwerke AG" in Nürnberg als Tochterunternehmen seiner englischen Firma "Triumph Cycle Company" gegründet und produzierte bis 1909 ausschließlich Fahrräder und zeitweise Motorräder. Durch den Kauf eines Schreibmaschinen-produzierenden Betriebes stieg die Firma im selben Jahr in das Schreibmaschinengeschäft ein. Paul Grützmann, der bereits für "Stoewer" Schreibmaschinen gebaut hatte, konstruierte nach dem "Underwood-Prinzip" eine neue Maschine, die 1909 unter dem Namen Produktnamen "Triumph" auf den Markt kam. Zwei Jahre später folgte die Umbenennung der Firma in "Triumph Werke Nürnberg AG" und im Jahr 1913 die Abspaltung vom englischen Mutterkonzern. Bis in die 1950er Jahre stellte Triumph hauptsächlich Schreibmaschinen, aber auch weiterhin noch Fahrräder, Motorräder und Automobile her. Im Jahr 1957 kaufte Max Grundig das Aktienkapital der Triumph-Werke sowie eine Beteiligung an den Adlerwerken und schloss beide Firmen sowie den Diktiergeräte-Bereich (Grundig-Stenorette) seiner Grundig-Tonbandgerätewerke ein Jahr später zur Firma "Triumph-Adler-Büromaschinen-Vertriebs-GmbH" zusammen. Es wurden fortan nur noch Büromaschinen produziert/vertrieben. Die Büroschreibmaschinen wurden seit dieser Zeit mit Steuertasten und einem Anschluss für die Stenorette (Diktiergerät) versehen und so zu einem System integriert. 1968 lag Triumph-Adler als Büromaschinenhersteller weltweit auf Platz 5. Als Grundig Ende der 1960er in das Farbfernsehgeschäft einstieg, wurde die Sektion Triumph-Adler jedoch an den Litton-Konzern in den USA verkauft, kehrte allerdings 1979 zurück nach Deutschland in den Volkswagenkonzern. Im Jahr 1980 erwarb Triumph-Adler die mehrheitlichen Anteile an Firmen, die erste Personal Computer produzierten und konnte damit seine Position in der umkämpften Computer-Branche weiter ausbauen. 1985 erfolgte eine erneute Umfirmierung zu "TA Triumph-Adler AG", bevor die Firma ein Jahr später durch den italienischen Büromaschinenhersteller Olivetti übernommen wurde. Im Jahr 1994 erwarb ein Aktionärskonsortium die TA AG und baute sie in eine Mittelstandsholding um, die nun neben dem Bereich Office auch die Sparten Spiel und Freizeit, Bautechnik und Gesundheit umfasste. 2003 schloss das Unternehmen mit dem japanischen Hersteller von Kopier-, Druck- und Faxsystemen "Kyocera Mita" (heute "Kyocera Document Solutions") geschäftliche Beziehungen, wodurch TA neben den eigenen Produkten auch die Drucker und Kopierer von Kyocera-Mita vertreiben konnte - im selben Jahr kaufte allerdings der bis dahin größte Vertreiber für TA-Schreibmaschinen, die "Bandermann GmbH", die Produktsparten Schreibmaschinen, Tisch- und Taschenrechner, sowie Lasertoner von der "TA Triumph-Adler AG" und setzte die Produktion und den Vertrieb dieser Produkte fort. Zwischen 2008 und 2010 kaufte "Kyocera Mita/Kyocera Document Solutions" sämtliche Anteile (100%) der "Triumph-Adler AG" und wandelte sie im Folgejahr in eine GmbH um.

Zur vorliegenden Maschine:
Die Schreibmaschine "Gabriele" ist nach Max Grundigs Enkeltochter, Gabriele Scheller, benannt (1957). Zunächst war die "Gabriele" keine gänzlich technische Neuentwicklung, denn innerhalb der Triumph Kleinschreibmaschinen gab es schon ab 1935 mehrere jeweils verschiedene Ausführungen des Grundmodells ("Triumph Norm", "Triumph Perfekt"). Das Modell "Triumph Durabel" war eine vereinfachte Ausführung ohne Stechwalze und mit nur einfarbigem Farbband. Die Triumph Gabriele setzte nun diese vereinfachte Ausführung direkt fort - eine Farbbandwahl gab es bei der "Gabriele" erst ab Modell 2. Ebenso hatte das runde Design seine Vorläufer: Erstmals eingeführt wurde es bereits 1953 für die Ausführungen "Triumph Norm" und "Triumph Perfekt". Die "Durabel", also die vereinfachte Linie, wurde 1956 auf das runde Design umgestellt. Damit war die gerundete Gabriele aber bereits geschaffen, denn es wurde der letzten Form der baugleichen "Durabel" im Jahr 1957 lediglich ein neuer Namen gegeben. Am Anfang der Produktionsreihe der "Gabriele" standen vier sogenannte "Urmodelle", welche von 1957 bis 1961/62 gebaut wurden. Sie wurden von den Modellen "Gabriele E, 1, 2 und 3" abgelöst. Ab 1965 wurde die "Triumph Gabriele 10" produziert. Die erste Version war wieder deutlich eckiger, die zweite Version hatte stärker gerundete Formen - beide ohne Tabulator. Die vorliegende Maschine entspricht der zweiten Version und dürfte zwischen 1966 und etwa 1970 gebaut worden sein. Es handelt sich um eine mechanische Typenhebelschreibmaschine mit Farbbandwahl, einem leichten Kunststoffgehäuse gängiger und QWERTZ-Tastatur.