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Mechanische Schreibmaschine

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0078
Anzahl:
1 Stück
weitere Objektbezeichnung:
"Olympia" - Modell: "SM 2"
Sachgruppe:
Signatur:

nummeriert (Rahmen: 421711)

Material:
Maße:
Gesamt: B: 33 cm, T: 31 cm, H: 14,5 cm

Beschreibung

Mechanische Schreibmaschine ("Olympia SM 2")

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine "Olympia"-Schreibmaschine, Modell "SM 2", die in dieser Form zwischen 1950 und 1954 von der Firma "Olympia Werke West GmbH" gebaut wurde.

Zu Schreibmaschinen allgemein:
Eine Schreibmaschine ist eine von Hand oder elektromechanisch angetriebene Apparatur, die dazu dient, Text mit Hilfe von Drucktypen zu schreiben und auf Papier darzustellen. Zur Auswahl der abzudruckenden Zeichen wird in der Regel eine Tastatur benutzt. Die Schreibmaschine ist ein Vorläufer des textverarbeitenden Computers, dessen Tastaturbelegung weitgehend der der Schreibmaschine entspricht und in dem viele von ihr bekannte Funktionen für die moderne Textverarbeitung übernommen worden sind.
Eine Schreibmaschine besteht aus einer Tastatur, einem mechanischen oder elektronisch gesteuerten Übertragungsmechanismus, der auch bereits Speicher- und Korrekturfunktionen enthalten kann, und einer Ausgabeeinheit, die die Drucktypen über ein davor durch die Mechanik transportiertes Farbband auf das Papier druckt. Es existieren verschiedene Typenträger, so den Typenhebel, den Typenzylinder, die Typenwalze, den Kugelkopf, die Typen-Stoßstange und das Typenrad. Alte Maschinen konnten auch anstatt einer Tastatur einen Buchstabenindex mit Zeiger besitzen. Als Papierträger dient meist eine Schreibwalze, über die das Papier zeilenweise weiterbefördert wird. Um eine Zeile von links nach rechts zu schreiben, müssen sich Typen und Papier horizontal zueinander bewegen. Die beiden Möglichkeiten hierfür sind zum einen, dass sich ein Papierträgerwagen nach jedem geschriebenen Buchstaben um einen Schreibschritt nach links bewegt, zum anderen, dass die Papierwalze fest im Gehäuse gelagert ist und das Schreibwerk mit Typenrad oder Kugelkopf sich nach rechts bewegt. Das erstere Prinzip ist bei der klassischen Typenhebelmaschine üblich. Mehrere Exemplare eines Schriftstückes werden "Durchschläge" genannt und werden mit Hilfe von Kohlepapier erstellt. Da üblicherweise jeder Buchstabe dieselbe Breite einnimmt, ist die Schreibmaschinenschrift - bis auf wenige Sondermodelle mit Proportionalschrift - eine nichtproportionale Schriftart. Dadurch sind sämtliche Horizontalschritte immer gleich groß. Texte werden in der Regel im linksbündigen Flattersatz geschrieben. Die Wagenbewegung zum Zeilenanfang und der Zeilenvorschub werden bei handbetriebenen Schreibmaschinen mit einem Zeilenschalthebel ausgelöst. Bei elektromechanischen und gänzlich elektronischen Maschinen geschieht dies entweder mittels Rückführtaste mit Zeilenschaltung oder über einen automatischen Zeilenwechsel.
Ein erstes Patent einer buchstabendruckenden Maschine nach dem Prinzip der Schreibmaschine stammt von 1714, erste - zur Ermöglichung des Schreibens für Blinde - funktionierende Maschinen sind für 1808 (mit Typendruck) und 1821 (mit Tastatur) belegt. Typenhebel/-stäbe sind erstmals von einer Maschine des Franzosen Xavier Progin aus dem Jahr 1832 bekannt - ab etwa 1870 gab es die lange üblichen Typenhebelschreibmaschinen mit halbkreisförmigem Typenhebelkorb, Papierzylinder, Typenführung, Wagenrückzug, Umschalten zwischen Klein- und Großbuchstaben sowie Tastenanordnung nach Häufigkeit der Verwendung und Einfärbung der Typen durch ein zwischen zwei Spulen laufendes Farbband. Die US-amerikanische Firma Remington fertigte solche Maschinen ab 1876 industriell. Ab 1899 wurden Maschinen mit dem sog. Wagnergetriebe (benannt nach seinem Erfinder Franz Xavier und Hermann Wagner; dreistufig, mit Typenhebelaufhängung und Zwischenhebel sowie sofort sichtbarer Schrift) seriell von John T. Underwood produziert. Auch Maschinen mit auswechselbaren Typenrädern in der Art der späteren Kugelköpfe wurden seit 1893 in kleinerem Umfang hergestellt. 1906 erfand Edward B. Hess das fünfstufige Typenhebelgetriebe mit Zugdrähten, das noch heute in nahezu unveränderter Form bei jeder Typenhebelschreibmaschine Anwendung findet. Er modifizierte das bisher verwendete dreistufige Wagnergetriebe, indem er Tastenhebel, Zwischenhebel und Typenhebel nicht direkt, sondern über zusätzliche Zugdrähte miteinander verband. Die neue Konstruktion verbesserte die Kraftübersetzung an den Typenhebel, was sich positiv in einer geringeren aufzuwendenden Kraft beim Anschlagen der Typen/Tasten niederschlug. Ab 1902 wurden auch elektromechanische Maschinen hergestellt, konnten sich aber zunächst nicht durchsetzen (erst nach 1945). Bei der elektromechanisch angetriebenen Schreibmaschine wird das bei der rein mechanischen Schreibmaschine kraftaufwendige Anschlagen der Taste von einem Motor unterstützt, wodurch der Kraftaufwand deutlich geringer wird und der Typenhebel mit gleichmäßiger Kraft auf das Papier schlägt. Dies ergibt ein nahezu gleichmäßiges Schriftbild. In der Zeit von etwa 1890 bis 1920 gab es ebenfalls verschiedene Versuche, den beim Maschinenschreiben nötigen Kraftaufwand durch Pressluft zu verringern. Nach 1962 etablierten sich die elektromechanischen und elektrischen Kugelkopfschreibmaschinen (von IBM) erfolgreich auf dem Markt. Typenradschreibmaschinen waren eine Weiterentwicklung der Kugelkopfschreibmaschine (Änderung des Typenträgers) - das Typenrad, das direkt auf der Achse eines elektrischen Schrittmotors sitzt, führt nur Dreh- und im Gegensatz zum Kugelkopf keine Kippbewegungen aus, um den gewünschten Buchstaben vor die Aufschlagstelle zu bringen. Sämtliche Typen befinden sich an der Spitze von federnden Zungen, die wie Blütenblätter einer Blume radial um die Nabe eines Rades angeordnet sind. Bei elektronisch gesteuerten Schreibmaschinen werden Tasteneingaben elektronisch in einen Speicher (Mikroprozessor und Steuerprogramm) eingegeben und sofort über das jeweilige Druckwerk auf Papier ausgegeben. Die Verwendung eines Zeilenspeichers ermöglicht Funktionen, die erst mit einer elektronischen Speicherschreibmaschine überhaupt möglich sind, wie etwa wahlweise links- oder rechtsbündigen Flattersatz, Zentrierung oder Blocksatz. Obwohl eine elektronische Schreibmaschine mit jeder Art Druckwerk ausgestattet sein kann, waren jedoch Typenrad- und Kugelkopfsysteme am gebräuchlichsten - einige Hersteller setzten zuletzt auf Tintenstrahldrucker oder thermische Druckverfahren. Obwohl diese fortschrittlichen Geräte Ende der 1980er-Jahre bereits Textverarbeitungssysteme waren und auch über einen Bildschirm, Diskettenlaufwerke und andere Massenspeicher sowie Computeranschlüsse und Tintenstrahlschreibwerk verfügten konnten, wurden sie in den Folgejahren weitestgehend von Computern (mit Druckern) verdrängt.

Zu den Olympia-Werken:
Die späteren Olympia-Werke gingen aus der "Union Schreibmaschinen-Gesellschaft m.b.H." hervor, welche ab 1903 die von "AEG" entwickelten und produzierten Schreibmaschinen vertrieb. 1923 wurden die "AEG Deutsche Werke" in Erfurt gegründet, um der gestiegenen Nachfrage nach Typenhebelschreibmaschinen produktionstechnisch gerecht werden zu können. Nach einer Umbenennung in "Europa Schreibmaschinen AG" (1930) erhielten die Erzeugnisse den Markennamen "Olympia", was im Jahre 1936 eine weitere Namensänderung des Betriebes in "Olympia Büromaschinenwerke AG" zur Folge hatte. Nach 1945 verstaatlicht, produzierte das Werk in Erfurt als "VEB Optima Büromaschinenwerke" weiter, während von ehemaligen Mitarbeitern gegründete Betriebe zunächst in Bielefeld ("Bielefelder Büromaschinen Werke"), dann in Wilhelmshaven (ab 1947 "Orbis Büromaschinen-Werke") ebenfalls Olympia-Schreibmaschinen produzierten. Seit einem internationalen Schiedsspruch im Jahre 1949 nannte sich das ostdeutsche Werk "Optima Büromaschinenwerk Erfurt" (Produktname "Optima") und der westdeutsche Pedant zunächst "Olympia Werke West GmbH" (1950), dann - ab 1954 - "Olympia Werke AG". Die äußerst erfolgreiche Firma (ab 1962 besaß "AEG" das gesamte Aktienkapital) produzierte ab 1959 auch elektrische Schreibmaschinen, gründete im Folgenden zahlreiche deutsche und internationale Nebenwerke und expandierte so weltweit. 1970 gehörte sie zu den drei größten Büromaschinenherstellern der Welt. Durch den Siegeszug des Computers geriet die Firma seit den 1980er-Jahren zusehends in Schwierigkeiten, bevor sie den Hauptstandort 1992 schloss und Teile der "AEG Olympia AG" in kleinere Gesellschaften umwandelte. Heute gibt es nur noch die Rechte am Markennamen "Olympia", die in Deutschland der Unternehmer Heinz Prygoda innehat. Derzeit tragen noch die "Olympia International Holdings Ltd" als Nachfolger sowie "Prygodas Olympia Business Systems Vertriebs GmbH" den Markennamen.

Zur vorliegenden Maschine:
Das Model "SM 2" gehört zu der nach der Firmengründung in Westdeutschland (1945/47) von "Orbis Büromaschinen-Werke" seit 1948/49 entwickelten "SM"-Reihe. Die Entwicklung ging vom Modell "Orbis" aus, welches ab 1949 in leicht modifizierter Form "Olympia SM" genannt wurde. Nach der Umbenennung der Firma in "Olympia Werke West GmbH" folgte 1950 das Modell "SM 2". Die frühen Maschinen wiesen noch die runden Tasten des Vorgängers auf, ab 1952 waren sie eher eckig und hatten Polsterungen. Das "Olympia"-Logo wurde von nun an auf der Bandabdeckung direkt oberhalb der Tastatur aufgebracht. Obwohl ab 1953/54 ein weiteres Modell, die "SM 3" produziert wurde (mit Tabulaturtaste), lief die "SM 2"-Reihe mit vergrößerten Shift-Tasten noch bis 1961 weiter. Die vorliegende "SM 2" hat bereits eckige Tasten, aber noch kleine Shift-Tasten - zudem trägt sie ein Herstellerschild mit dem nur bis 1954 gültigen Firmennamen "Olympia Werke West GmbH", weswegen ihr Herstellungszeitraum auf 1952 bis 1954 eingeschränkt werden kann. Es handelt sich um eine mechanische Typenhebelschreibmaschine mit einer QWERTZ-Tastatur.