Hobelmaschine mit Umlenkrädern
Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine im ersten Viertel des 20. Jh. (nach 1902) gebaute Holz-Hobelmaschine der Firma "Prinz-Heinrich-Werk Gebr. Kraemer", einer Ende des 19. Jh. von Peter Wilhelm Kraemer in Siegburg gegründeten Maschinenfabrik und Eisengießerei, die sich nach 1902 nach dem Bruder des amtierenden deutschen Hohenzollern-Kaisers Wilhelm II. - Heinrich - benennen durfte.
Zu Hobelmaschinen generell:
Hobelmaschinen werden bei der Holz- und bei der Metallbearbeitung spanabhebend eingesetzt.
Zur Holzbearbeitung gibt es verschiedenartige Hobelmaschinen, mit denen in der Regel Massivholz bearbeitet wird - so die Abrichthobelmaschine zum Ebenen und Glätten von sägerauhen Brettern und Kanteln (= Abrichten) und zum Herstellen von Winkelkanten, die Dickenhobelmaschine zum Hobeln der abgerichteten Werkstücke auf die gewünschte Dicke sowie die Mehrseitenhobelmaschinen, mit der gleichzeitig vier Seiten eines Werkstückes bearbeitet werden können.
Die Abrichthobelmaschine ("Abrichte") hat folgenden Aufbau:
Der Maschinenkörper nimmt den Antrieb - früher Transmission, später einen Elektromotor -, die Hobelwelle, in der zwei oder mehr Hobelmesser eingesetzt sind, und die beiden verstell- und zumeist aufklappbaren Abrichttische auf. Die Fläche des Abnahmetisches wird auf Höhe des Messerflugkreises eingestellt, während der Aufnahmetisch unter die Höhe des Messerflugkreises eingestellt wird - der Höhenunterschied zwischen den beiden Tischen bestimmt das Maß der Spanabnahme am Werkstück. Ein Abrichtanschlag dient als Anschlag, um die Flächen des Werkstückes in zwei nacheinander erfolgenden Arbeitsschritten in einen von 45° bis 90° einstellbaren Winkel zueinander bringen zu können (Winkelkante anstoßen).
Als Sicherheitseinrichtung dient - insbesondere bei neueren Maschinen - ein Hobelwellenschutz. Hier gibt es drei gängige Vorrichtungen, wobei die Ausstattung stark abhängig vom Alter der Maschine ist: Klappenschutz mit Fügeleiste, Gliederschwingschutz oder Schutzbrücke. Diese einstellbaren Abdeckungen der Hobelwelle sollen gegen unbeabsichtigten Kontakt des Benutzers mit der rotierenden Hobelwelle schützen.
Das Endergebnis der beiden Arbeitsschritte mit der Abrichthobelmaschine ist in der Regel ein zweiseitig gehobeltes Kantholz mit (recht-)winklig zueinander stehenden Flächen. Die weitere Bearbeitung erfolgt auf der Dickenhobelmaschine.
Eine Dicken- oder Dicktenhobelmaschine ("Dickte") ist ebenfalls eine Werkzeugmaschine zur spanenden Holzverarbeitung. Ihre Aufgabe ist das Hobeln eines Werkstücks auf eine gewünschte Dicke, nachdem eine oder zwei Seiten mit Hilfe einer Abrichthobelmaschine abgerichtet wurden.
Aufbau und Arbeitsweise:
Die Dickenhobelmaschine besitzt mehrere Teile mit unterschiedlichen Funktionen. Die Hobelmes-serwelle dient der eigentlichen Spanabnahme - sie besitzt 1 bis 4 Hobelmesser. Man unterscheidet hierbei vier Arten, so etwa als Standard die Keilleistenmesserwelle mit 2 bis 4 Hobelmessern, die Wendemesserwelle (die Messer lassen sich beidseitig verwenden) mit ebenfalls 2 bis 4 Hobelmessern sowie für beste Oberflächenqualität die Spiralmesserwelle mit oder ohne Wendeschneidplatten mit 1 bis 2 Hobelmessern. Die Hobelmesserwelle dreht sich mit 4000 bis 9000 U/min entgegengesetzt der Zuführrichtung (Gegenlauf) des Holzstückes und hobelt es auf die gewünschte Dicke.
Das meistens aus Gusseisen gefertigte Standgehäuse mit aufklappbarem Teil dient zur Abdeckung und Fixierung der innenliegenden Bauteile, wie etwa der Hobelwelle. Eine Einzugs- und Auszugswalze befördert das Werkstück mittels Anpressdruck von oben durch Drehung um die eigene Achse zur Hobelwelle hin. Die Auszugswelle zieht das Werkstück nach der Bearbeitung von der Hobelwelle weg. Wenn vorhanden, sorgt der Rückschlaggreifer dafür, dass bei Ungleichheiten im Holz die Hobelwelle das Werkstück nicht zurückschlagen kann.
Am Maschinentisch wird das abgerichtete Werkstück aufgelegt und zugeführt. Manche Maschinen besitzen kugelgelagerte Tischwalzen - sie befinden sich im Maschinentisch und erleichtern das Durchgleiten des Werkstückes. Um vertikale Bewegungen des Werkstückes zu verhindern und so die Oberflächenqualität zu verbessern, drücken die beiden Druckbalken das Werkstück unmittelbar vor und nach der Hobelwelle an den Maschinentisch an. Ein Handrad oder - bei modernen Maschinen - ein elektrischer Stellmotor dient zur Einstellung der Dicke.
Gebräuchlich waren - und sind - sogenannte "Abricht- und Dickenhobelmaschinen", also kombinierte Maschinen, die durch das Hochklappen der Abrichttische in eine Dickenhobelmaschine umgerüstet werden können.
Zum vorliegenden Exponat:
Die vorliegende, 1,13 m hohe und ca. 1,88 m breite, Abricht- und Dickenhobelmaschine besitzt über einem konisch sich verjüngendem, am Boden verschraubbaren Standfuß die Hobel-/Messerwelle mit Hobelmesser, Umlenkräder, die Einzugs- und Auszugswalze sowie zwei verstell- und aufklappbare Abrichttische mit einem Abrichtanschlag. Ein Handrad regelte den Spanabhub des im Bereich der Dickenhobelmaschine durchlaufenden Werkstücks. Der ursprünglich mittels Transmission erfolgte Antrieb wurde später (vermutlich 1949) durch einen mit 380 Volt zu betreibenden, extern am Boden befestigten Elektromotor (D-Motor Typ R 55) ersetzt. Sämtliche Wellen und Walzen werden durch zwei Lederriemen angetrieben.