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Drehbank

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0032
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
"Drechselbank"
Material:
Leder (Antriebsriemen)
Holz (Arbeitstisch, Fußpedal, Griffe des zugehörigen Drechselwerkzeugs)
Messing (Gleitschmiermittelbehälter)
Kupfer (nachgerüsteter Elektromotor)
Holz (Arbeitstisch
Fußpedal
Griffe des zugehörigen Drechselwerkzeugs)
Maße:
Gesamt: B: 216 cm, H: 116 cm, T: 69 cm

Beschreibung

Drehbank/?Drechselbank?

Bei der vorliegenden Maschine handelt es sich um eine Drehbank (mit seltenem Fußantrieb), welche am Ende des 19. Jh. oder im ersten Viertel des 20. Jh. hergestellt wurde. Die Maschine hat bei einer maximalen Höhe von 1,16 m - inklusive der Halterung für den später nachgerüsteten Elektro-Motor - eine Breite von ca. 2,16 und eine Tiefe von 0,69 m.

Allgemeines zum Arbeitsgang des Drehens (Drechselns) und zu Drehbänken (volkstümlich auch ?Drechselbänke?):
Das Drechseln ist gemeinsam mit dem Drehen, Bohren, Fräsen und Schleifen eines der wichtigsten Fertigungsverfahren der Zerspantechnik. Dabei werden von einem Werkstück Späne abgetrennt, um die gewünschte Form zu erzeugen: Das Werkstück (Drehteil) wird in die Maschine zwischen Spindelstock und Reitstock in horizontaler Ebene eingespannt oder einseitig am Spindelstock mittels eines Futters befestigt und in Rotation versetzt (zentrisches Drehen um seine eigene Achse), während durch die beidhändige Verwendung des Werkzeugs (Druck gegen das rotierende Werkstück) nach und nach die zu erzeugende Form hervorgebracht wird.
Die Drehbank oder Holzdrehbank des Drechslers ist eine Maschine zum Herstellen von Rotationskörpern aus Holz (oder auch aus Horn, Bernstein, Elfenbein, Alabaster, Plexiglas und anderen relativ weichen Stoffen). Im Gegensatz zur Drehmaschine, die über einen Werkzeughalter verfügt und für die Metallbearbeitung verwendet wird, wird bei der Drehbank das Werkzeug stets per Hand geführt. Die Tätigkeit an der Drehbank bezeichnet man korrekt als ?Drehen?, während sie volkstümlich und im Hobbybereich ?Drechseln? genannt wird. Die Erfindung der Drehbank geht vermutlich auf die Griechen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. zurück.
Allgemeiner Aufbau:
Drehmaschinen bestehen aus in der Regel aus folgenden Bauteilen: Maschinenbett, Spindelstock, Reitstock sowie Handauflage.
Das Maschinenbett - üblicherweise aus Gusseisen gefertigt, um eine hohe Steifigkeit und damit hohe Arbeitsgenauigkeit zu gewährleisten - besteht im Allgemeinen aus zwei horizontalen Wangen, die auf einem vierbeinigen Gestell oder zumindest auf zwei Ständern ruhen. Die Distanz zwischen den Wangen dient zur Führung der anderen Bauelemente.
Der feststehende, normalerweise aus Gusseisen bestehende Spindelstock befindet sich zumeist auf der linken Seite der Drehbank und besteht in der Regel aus einem Lagerbock, den beidseitigen Horizontallagerung, dem Gegendrucklager, der Spindel (Welle) und den die Kraft des jeweiligen Antriebs aufnehmenden Riemenscheiben. Die Hohlspindel (oder Hohlwelle) dient der Übertragung der Drehbewegung auf das Werkstück über die Werkstückbefestigung (Futter).
Der verschiebbare Reitstock wird als Gegenhalter für längere Werkstücke benötigt. Mittels Hebel oder Handrad wird das Werkstück zwischen den Spindelstock und den Reitstock (durch eine Pinole mit Körnerspitze) gepresst.
Der Handauflagenhalter wird auf dem Drehbankbett flach aufliegend befestigt. Die eigentliche Handauflage (zumeist ebenfalls gusseisern) dient der Auflage der werkzeughaltenden Hand. Sie ist durch eine vertikale Führung dreh- und höhenverstellbar.
Eine Drehbank kann mit verschiedenen zusätzlichen Sonder-Bauteilen, beispielsweise Kreuzsupport, Kugeldreheinrichtung, Lünetten oder Ovaldrehwerk ausgestattet werden. Dabei können auch fest eingespannte Werkzeuge ähnlich der Metallverarbeitung (Drehmaschinen) Verwendung finden.
Im Bereich des Handdrehens können verschiede Technologien angewendet werden: Langholzdrehen, Querholzdrehen, Drehen gewundener Säulen, Ovaldrehen, Passigdrehen und Gewindestrählen (oder Gewindestrehlen).
Die wesentlichen Werkzeuge des Drechslers sind: Röhren (halbrund und mit flachem Außenschliff), Flachmeißel und Abstechstähle (mit flachem, teilweise beidseitigem Schliff für das Ablängen des Werkstückes) sowie Schlicht- und Ausdrehstähle (mit sehr steilem Schliff).

Zum vorliegenden Exponat:
Die vorliegende Drehbank besitzt über einem vierbeinigen Gestell ein waagerecht gelagertes Maschinenbett (Schwalbenschwanzbett), welches als Führung des Reitstocks und einer verstell- und klemmbaren Stützvorrichtung zur Auflage der werkzeugführenden Hand (Handauflage) dient. Sie besteht des Weiteren aus einem Spindelstock zum Spannen der zu drehenden Teile (linke Seite) und einem Reitstock mit Fuß, Klemmvorrichtung sowie einer - ebenfalls in Längsrichtung fahrbaren, mittels Handrad manuell verstellbaren - Pinole, welche eingespannte Werkstücke (lange Drehteile) auf der Gegenseite hielt bzw. mittels einer Zentrierspitze abstützte (rechte Seite). Der Spindelkopf weist eine vierstufige Scheibe für die Aufnahme des ledernen Antriebsriemens auf. Der Reitstock konnte mittels eines verstellbaren Vorgeleges (Zahnräder), welches die Geschwindigkeit des Vorschubes regelte, und einer Zugspindel mit automatischem Längenvorschub arbeiten. Der Antrieb erfolgte ursprünglich mittels Fußpedal - später wurde die Drehbank mit einem Elektromotor ausgestattet. Zugehörig sind noch mehrere Drechselwerkzeuge (Meißel etc.).