zurück

Hobel

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0408
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Hobelgerüst/Kasten eines Hobels aus Eisen
Sachgruppe:
Material:
Maße:
Gesamt: L: 29 cm

Beschreibung

Hobelgerüst/Kasten eines Hobels aus Eisen.

Da die hölzernen Bauteile des Hobels vergangen sind, hat sich lediglich das eiserne Gerüst erhalten. Es war, wie die erhaltenen Nägel bezeugen, mittels Nagelung mit den Holzkomponenten verbunden.

Der Hobel ist ein Werkzeug zur spanenden Bearbeitung von Holz. Die Oberfläche des Holzes wird bearbeitet, indem mit dem Hobeleisen Späne vom Material abgetragen werden. Bei den Handhobeln handelt es sich um eine feste Schneide, die im Hobelkörper fixiert ist. Obwohl sich Handhobel in ihrer Bauweise zum Teil stark unterscheiden, sind die wesentlichen Elemente in allen Varianten anzutreffen: Der Hobelkörper liegt mit seiner Unterseite (der Hobelsohle) auf dem Werkstück auf. Er hat eine Aufnahme für das Hobeleisen und Vorrichtungen, die das Führen des Hobels erleichtern. In der Hobelsohle befindet sich der Spandurchgang, durch den das Messer nach unten zum Werkstück reicht. Gleichzeitig werden die entstehenden Späne nach oben durch den Spandurchgang abgeführt. Das Hobeleisen ist aus Eisen/Stahl gefertigt und sorgt für das Abspanen von Material ebenso wie für die Ableitung von Spänen nach oben durch das sogenannte Hobelmaul. Die Spannvorrichtung sorgt für eine zuverlässige Fixierung des Hobeleisens.

Das ehemalige Werkzeug wurde im Bereich des Wirtschaftshofes (pars rustica, Nebengebäude) der römischen Villa gefunden. Besonders in der späten Nutzungsphase der Villa wurden in den Nebengebäuden oftmals Werkstätten eingerichtet; in diesem Zusammenhang könnte auch die vorliegende Hobel gestanden haben. Sie wäre dann in das 3. oder 4. Jh. n. Chr. zu datieren.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 42, Abb. Nr. 36
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013