zurück

Bohrmaschine

Handwerks- und Industriemuseum Fellenbergmühle


Herstellung: von bis
von: Eigenbau als Hersteller
in: Merzig

Merkmale

Inventarnummer:
2017FMF0062
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Eigenbau
Signatur:

unbezeichnet

Material:
Maße:
Gesamt: H: 38 cm, B: 20 cm, T: 20 cm

Beschreibung

Bohrmaschine (Eigenbau).

Bei dem Exponat handelt es sich um eine ca. 38 cm hohe Tisch-/Standbohrmaschine, welche in der feinmechanischen Werkstatt in der Fellenbergmühle im Eigenbau hergestellt und lange betrieben wurde.

Zu Bohrmaschinen generell:
Eine Bohrmaschine ist eine in der Industrie und dem Handwerk verwendete Maschine, mit der unter Zuhilfenahme eines Bohrers Löcher in zu bearbeitende Werkstücke unterschiedlichen Materials gebohrt werden können. Dieser Bohrer wird durch einen Drehmomenterzeuger - früher durch Transmission (Riemenantrieb) oder von Hand, heute zumeist durch einen Elektromotor - in die erforderliche Drehbewegung versetzt.
Tischbohrmaschinen sind einspindelige Senkrechtbohrmaschinen, die auf Arbeitstischen fest montiert oder abgestellt werden können - sie sind für kleinere Bohrungen und Werkstücke geeignet.

Zum vorliegenden Exponat:
Die vorliegende Maschine besteht im Wesentlichen aus einem runden Standfuß, einer im Querschnitt kreisrunden, senkrechten Säule, einem gleichsam runden, horizontal gelagerten Bohrtisch, welcher sich während dem Bohrvorgang mit dreht, und einer Bohrspindelvorrichtung. Die Säule wird von den Halterungen des Tisches und der Bohrspindelvorrichtung vollständig umfasst und dient diesen als Führung. Beide Teile lassen sich so in der Höhe und radial (seitlich) verstellen und in der gewünschten Position festklemmen. Die senkrechte Spindel selbst lässt sich mittels eines Hebelsystems mit Federn und einem seitlich angebrachten Hebel zum Bohren in senkrechter Richtung auf und ab bewegen.
Der Antrieb erfolgte mittels Transmission. Ein im Raum befindlicher Elektromotor erzeugte die hierfür nötige Antriebsenergie. Während eine einstufige Riemenscheibe den eigentlichen Antriebsriemen aufnahm, übertrug eine in gleicher Achse gelagerte einfache Scheibe die Kraft über einen Rundriemen (gedrehter Lederriemen) auf die ebenfalls einstufige Riemenscheibe der Bohrspindel. Die verbindenden Antriebsriemen fehlen, so dass die Maschine derzeit nicht funktionstüchtig ist.

Zur Antriebsart mittels Transmission:
Die Transmission ist ein in der Regel historisches Riemengetriebe der frühen Industrialisierung und gehört zu den Zugmitteltrieben. Im feinmechanischen Museum Fellenbergmühle ist sie vorzüglich erhalten und bis in die Gegenwart in Funktion. Wichtiger Bestandteil dieser Antriebsart ist der Treibriemen (Transmissionsriemen).
Zur Übertragung der erzeugten Kraft - seit dem Jahre 1929 ersetzt in der Fellenbergmühle eine Turbine das zuvor verwendete Mühlrad - dienen bis heute Wellen aus Stahl und Riemenscheiben aus Gusseisen, welche über Flachriemen (Transmissionsriemen aus Leder) verbunden sind. Wie allgemein üblich, wird die Transmission durch an der Werkstattdecke verlaufende Wellen gewährleistet, die durch den gesamten Betrieb und zwei Geschosse geführt sind. So können die erforderlichen Kräfte über längere Wege, mit vergleichsweise geringem Materialeinsatz weitergeleit werden. An den Stellen, an denen eine (fest installierte) Maschine anzutreiben ist, wird mit einer Riemenscheibe ein Riemen zu dieser Maschine herunter geführt. In diesem Werkstattraum wurde die Transmission von einem eigenen Elektromotor angetrieben.
Im Gegensatz zu einer einfachen, festen Wasserradwelle zur Maschine (mit Steuerung allein über die Wasserzufuhr) kann mittels Turbine oder Elektromotor und Transmission die Antriebsmaschine stets bei optimalem Wirkungsgrad laufen, und jeder Abnehmer seine Drehzahl individuell einstellen. Der Einsatz von gestuften (kaskadierten) Riemenscheiben, also Scheiben verschiedener Durchmesser direkt nebeneinander, erlaubt die Einstellung verschiedener Drehzahlen an dem jeweils angetriebenen Gerät. Eine einfache Art einer Kupplung wird durch eine Anordnung von zwei gleichen Riemenscheiben nebeneinander, wovon eine - die Leer- oder Losscheibe - auf der Welle durchdreht, geschaffen: hierbei wird der Riemen zum Einkuppeln mittels eines Riemenschalters auf die an der Welle befestigte Festscheibe geschoben, zum Auskuppeln auf besagte Leerscheibe.
Generell war die Transmission, bevor Einzelantriebe zur Verfügung standen, eine wichtige Voraussetzung für maschinengetriebene, industrielle Bearbeitungs- und Fertigungsprozesse, da es seit ihrem Einsatz möglich wurde, die von einer zentralen Energiequelle zur Verfügung gestellte Energie auf mehrere (und sehr unterschiedliche) Maschinen zu verteilen.