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Steinschlossgewehr

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: um 1800
in: Afghanistan

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS433
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Steinschlossgewehr
weitere Objektbezeichnung:
Steinschlossflinte, Djecaile, Djezail, Jezail, Jezzail, afghanisches Steinschlossgewehr
Sachgruppe:
Technik:
geschmiedet (Stahlschloss)
intarsiert (Perlmutteinlagen, Inkrustation)
geschnitzt (Schaft)
gehobelt (Schaft)
intarsiert (Perlmutteinlagen
Inkrustation)
Maße:
Gesamt: L: 119 cm

Beschreibung

Großkalibriges Steinschlossgewehr aus Afghanistan, sog. Jezail, mit dem für diese Gewehre typischen stark geschwungenen Kolben und reichen Perlmuttinkrustationen. Schäfte, Läufe und Verzierungen solcher Waffen wurden in der Regel handgefertigt, ihre Schlösser stammten meist von den Waffen britischer Kolonialtruppen. Das Steinschloss des Exponates ist eine britische Fabrikation, gemarkt "GR" mit eingestanzter georgianischer Krone (George III. von England 1738-1820) und dem Herstellerstempel "Tower" (für Tower of London), womit sich die Waffe in die Zeit um 1800 datieren lässt, in der solche Schlösser an britischen Waffen üblich waren. Der Trageriemen, mit dem die Waffe über die Schulter gehängt werden konnte, fehlt. An seinem Befestigungsbügel befindet sich heute ein kleines Stoffbeutelchen mit Ersatzfeuersteinen.
Die Jezails sind aufgrund ihres erfolgreichen Einsatzes im ersten britisch-afghanischen Krieg (1839-42) zu literarischem "Ruhm" gekommen. So wird beispielsweise Dr. Watson, der Freund und Biograph von Sir Arthur Conan-Doyles Meisterdetektiv Sherlock Holmes während seines Militärdienstes in Afghanistan bei der Schlacht von Maiwand (1880) im zweiten britisch-afghanischen Krieg (1878-1880) von der Kugel aus einer Jezail getroffen. Ebenso kommt die Waffe in Romanen von Wilbur Smith wiederholt vor und nicht zuletzt benutzt sie Rudyard Kipling in seinem Gedicht "Arithmetic on the Frontier" ("Arithmetik an der Grenze", gemeint waren die Grenzgebiete des britischen Weltreiches) als Metapher für billige, primitive Waffen, die den für unüberwindlich gegoltenen britischen Kolonialtruppen immer wieder Hornissenstiche beigebracht hatten:

"A scrimmage in a border station
A canter down some dark defile
Two thousand pounds of education
Drops to a ten-rupee jezail."

("Ein Scharmützel in einer Grenzstation
Ein Galopp durch einen dunklen Hohlweg
Zwei Tausend Pfund (Sterling) an Ausbildung
Werden zu Nichte gemacht durch eine Jezail, die nicht mehr als zehn Rupien kostet")

Literatur

Wilkinson, Frederick: "Alles über Handfeuerwaffen", Zollikon, 1977, S. 7lf., 76,79