Brautkranz des Ehepaars Gisch im Bildkasten.
Bei dem Exponat handelt sich um einen hochrechteckigen, gerahmten Schaukasten, der einem künstlichen Hochzeitsmyrthenkranz mit weißen Stoffblüten aus Papier, Draht und Seide (bzw. zwei Halbkränzen) zur Aufbewahrung (als Hochzeitsandenken) dient.
Der profilierte Objektrahmen mit Ranken- und Blattverzierungen ist alternierend hellbraun und Gold gefasst. Ein weißes Spitzenband umsäumt den Rahmenausschnitt. An die Innenseiten des Rahmens grenzen, in schrägem Winkel, vier trapezförmige Spiegelflächen, so dass die innere Grundfläche kleiner ist als der Rahmen; diese hat einen Abstand zur Bilderrahmenverglasung von etwa 6-7 cm. Alle Spiegelkanten wurden mit kleinen Fächern aus weißer Spitze verziert und somit versteckt.
Auf Grund der trapezförmigen Schräge wird der Blick in die Tiefe des Kastens, auf die dekorierte Schauseite, geführt. Auf dieser ist mit hochklappenden Wandungen weißer Satinstoff drapiert, der wiederum vier Eckzwickel bildet und somit ein innerstes Feld in Form eines Sechsecks hervorhebt. In diesem Befinden sich der eigentliche Brautkranz, welcher ein mit Kordel und Spitze eingefasstes Satinherz umrahmt.
Myrthe galt noch im Mittelalter als Symbol von Segen und Lebenskraft, und wurde ab dem 17. Jahrhundert vor allem als Hochzeitspflanze bekannt.
Das Stoffherz trägt den Aufdruck "Ludwig Gisch - Kath. Seibert - getr. 17.Okt. 1905".
In den vier Satinzwickeln befindet sich weißes Papier mit goldfarbenem Prägedruck (Sinnspruch/Wunsch als vierzeiliger Reim): " Aus der Myrthe jungem Grün - Möge Silber Euch erblühn! - Aus dem Silber zartem Weiss - Werd Euch einst ein goldenes Reis". Hiermit wird die Hoffnung auf eine dauerhafte und glückliche Ehe symbolisiert.
Zu Kastenbildern:
Bis ins 20. Jahrhundert waren sogenannte Kastenbilder weit verbreitet. In diesen Kastenbildern, meist eigentliche Bilderkasten, befestigte man Objekte, Blumenkränze, Sprüche, kurze Texte und Fotos, hängte sie an die Wand des Schlafraums oder stellte sie in eine oft altarähnlich gestaltete Ecke in der guten Stube.
Hergestellt wurden diese Bilder nach freudigen Anlässen wie Hochzeiten oder einer Taufe, bei außerordentlichen Ausflügen oder speziellen Auszeichnungen. Aber auch nach einem Todesfall wurden zur Erinnerung Blumen und Bildnisse zum Gedenken in Bilderkästen aufbewahrt.
Hochzeits-Kastenbilder enthielten meist einen Myrthenkranz (Brautkranz).
Echte Myrtenkränze waren damals so teuer, dass man sie behutsam trocknen ließ und sie das ganze Leben lang aufbewahrte. Häufig kamen jedoch künstliche Kränze zur Anwendung. Meist haben Paten und enge Verwandte dem Brautpaar solche Kästen geschenkt.
Allgemein wird in der Brauchtumsforschung angeführt, dass die Segenswünsche das Braut- und spätere Ehepaar schützen und Trost und Mut in schweren Zeiten spenden, aber auch an die Verpflichtungen erinnern sollten, die man als Ehepaar eingeht, damit diese stets im Bewusstsein der Eheleute blieben. Der Brautkasten wurde zu einem Objekt des gemeinsamen Erinnerns an den schönsten Tag, der einen Teil der Familiengeschichte symbolisierte.