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Amboss

Historische Nagelschmiede Sitzerath


Herstellung: 19. Jahrhundert
Gebrauch:
in: Noswendel

Merkmale

Inventarnummer:
2023HNS0013
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Schmiede-Amboss mit zwei Schmiedezangen auf Holzbock
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt:
Höhe: 98 cm
Breite: 92.5 cm
Tiefe: 40 cm
Länge: 50 cm
Höhe: 5 cm
Tiefe: 3 cm
Länge: 37 cm
Höhe: 3.5 cm
Tiefe: 4 cm

Beschreibung

Schmiede-Amboss (mit zwei Schmiedezangen)

Der vorliegende Amboss stellt, wiewohl Bestandteil des Museums der Historischen Nagelschmiede, kein Werkzeug zur manuellen Herstellung von Nägeln dar. Es handelt sich um einen Schmiede-Amboss herkömmlicher Art in der sogen. „Süddeutschen Form“, welcher auf einem runden Holzbock („Ambossstock“) steht.
Dem gusseisernen Grundkörper mit Ambossbahn (Oberseite) sind zwei spitz zulaufende Hörner angeschlossen, ein Rund- und ein Vierkanthorn.
An der Bahn befindet sich seitlich noch ein sogenannter Voramboss, der nach unten bogenförmig verjüngt ist, und zum besseren Richten auf der Bahn – oder zum engen Biegen bzw. Schmieden von in sich gekrümmten Werkstücken – dient.
Oben auf der Bahn ist am Beginn des Rundhorns ein gerundetes Vierkantloch eingelassen („Gesenkaufnahme“). Es dient neben dem Biegen und dem Lochen mit einem Lochdorn zur Aufnahme von Form- und Schneid- und sonstige Hilfswerkzeugen („Stöckel“); im vorliegenden Fall ist ein sogen. „Hörnchens“ (Spitzstöckel) eingelassen. Dieses Werkzeug wird benötigt, um im warmen Materialzustand kleinere Ringe und Bögen zu biegen oder Werkstücke aufzuweiten. Andere Einsätze sind: Hilfsamboss, Abschrot, Schwanenhals und Ambossgabel.

Zum Exponat gehören zwei eiserne Schmiedezangen mit langen Griffen. Es handelt sich um Greifzangen mit unterschiedlich breiten Köpfen.


Zu Ambossen allgemein:
Ein Amboss ist ein Block aus Stahl zur Unterlage beim Umformen, also dem Bearbeiten von meist glühenden Eisenmetallen. Auf dem Amboss wird das zu bearbeitende Werkstück mit oder ohne Zuhilfenahme von Setz- oder anderen Hilfshämmern durch Schmiedehämmer geformt. Die Oberseite heißt Ambossbahn und ist gehärtet.
Der Amboss ist das älteste bekannte Grundwerkzeug: Seit der Altsteinzeit, also mindestens seit 20.000 Jahren, wurden natürliche Ambosse aus Stein benutzt; in der Bronzezeit kamen auch erste aus Metall (Bronze) zum Einsatz. Nachgewiesen seit der europäischen Hallstattzeit wurden erste Ambosse aus Eisen verwendet und setzten sich mit der Zeit alleinig durch. Die heute bekannte Grundform wurde im Spätmittelalter entwickelt. Im Lauf der Zeit haben sich verschiedene Varianten ausgebildet, z. B.: Angelsächsische oder Englische Form, Norddeutsche Form, Süddeutsche Form oder Böhmische Form; zusätzlich entstanden regional eine Vielzahl von differenzierten Ambossformen, die jeweils an den Erfordernissen der Werkstücke und deren Größe angepasst wurden. Die heute verwendeten Bauweisen besitzen nahezu alle einen Grundkörper mit der geraden oder minimal gewölbten Bahn und davon ausgehend ein oder zwei spitz zulaufende Hörner (meist Rund- und Vierkanthorn), an denen Stäbe und Ringe gebogen werden können.
Ambosse sind heute im Allgemeinen entweder komplett als Stahlguss ausgeführt oder gegossen und mit einer aufgeschweißten Stahlbahn versehen (Ambossbahn); komplett geschmiedete Exemplare sind meist historisch.
Sie werden vorrangig von Kunstschmieden, Hufschmieden und Schlossern eingesetzt.
Nachdem Ambosse sich in der Antike (wie heute oftmals noch im asiatischen Raum) direkt auf dem Boden befanden/befinden und eine kniende oder hockende Position zum Arbeiten notwendig war/ist, stehen im westlichen Kulturkreis die Ambosse heute dagegen meist auf einem Holzklotz („Ambossstock“ oder „Hammerstock“) oder auf metallenen Beinen als Unterkonstruktion, die einen massereichen und sicheren Stand garantieren und dem Schmied ein Arbeiten in optimaler Höhe ermöglicht. Durch eine richtige Aufstellung des Ambosses wird erreicht, dass der Amboss bei jedem Hammerschlag auf die Oberseite denselben Kraft-Impuls auch von unten in das Werkstück einbringt. Der Schmiedeausdruck dafür ist: „der Amboss zieht“.