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Sakramentshaus

Museum Schloss Fellenberg


Herstellung: von bis
in: Saarland
Gebrauch:
in: Saarland

Merkmale

Inventarnummer:
2017MSF0457
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Majolika Tabernakel
Ikonografie:
Kreuzigung (Jesus am Kreuz mit Symbolen für Gottvater, den Hl. Geist und den 4 Evangelisten )
Stil:
Historismus (um1890)
Material:
Fayence (Majolika)
Maße:
Gesamt:
Höhe: 635 cm
Breite: 455 cm
Tiefe: 25 cm
Maße:
Gesamt:

Beschreibung

Der Tabernakel[1] aus Majolika [2], ein Geschenk der Borromäerinnen [3], ist wie ein Schränkchen in hochrechteckiger Form mit Bekrönungsgesims gestaltet. Die drei Sichtseiten des Korpus werden durch unterschiedliche Zierleisten und Friese betont. Die Tür mit zwei Metallscharnieren und Schloss wird mittig durch ein in Brauntönen glasiertes Kreuz, das von einem goldenen Heiligenschein mit inlie-gendem Kreuz, oben von einer Blüte und den Buchstaben IHS und XPS und unten von einer Blüte geziert wird, untergliedert .
Die plastische Christusfigur aus weiß glasierter Keramik mit grün glasierter Dornenkrone ist auf das Kreuz appliziert.. Die durch das Kreuz in vier Felder unterteilte grün-glasierte Hintergrund zeigt die Symbole für Gott Vater, den Hl. Geist oben und unten die vier Symbole der Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Das profilierte Bekrönungsgesims in den Farben gold und grün wird durch ein Fries mit Akanthusblattwerk geziert.

[1]Tabernakel
Der (auch das) Tabernakel (lateinisch tabernaculum „Hütte, Zelt“) ist in römisch-katholischen und alt-katholischen Kirchen die Bezeichnung für den Aufbewahrungsort der Reliqua sacramenti, der in der Eucharistiefeier konsekrierten Hostien, die nach katholischer Lehre Leib Christi sind und bleiben. Der Tabernakel ist in der Regel ein künstlerisch gestaltetes Sakramentshaus mit massiven Wänden und verschließbarer Tür; er ist ein Ort stiller Anbetung.1, 3


[2] Majolika
(manchmal auch Maiolica; nach der altitalienischen Bezeichnung für Mallorca) bezeichnet im engeren (kunstwissenschaftlichen) Sprachgebrauch vor allem die farbig bemalte zinnglasierte italienische Keramik des 15. und 16. Jahrhunderts, im weiteren Sinne auch andere Arten farbig glasierter Tonware.

Begriff
Die kunstwissenschaftliche Fachterminologie und ihr folgend auch der Kunsthandel beschränken den Begriff möglichst auf die italienische und spanische (allenfalls noch auf die ihr voraufgehende islamische) zinnglasierte Irdenware, die mit den vier Scharffeuerfarben Kupfergrün, Antimongelb, Kobaltblau und Manganviolett (-braun) dekoriert sind. Technisch bestand zunächst kein Unterschied zu den entsprechenden, seit dem 17. Jahrhundert in anderen europäischen Ländern hergestellten Keramiken, die ausschließlich als Fayence bezeichnet werden. Doch verwenden diese seit dem 18. Jahrhundert auch die Aufglasurmalerei, für die ein zweiter, weniger heißer Brand nötig ist.
In Keramiktechnologie und Umgangssprache wird Majolika für verschiedene Arten von glasierten Tonwaren angewendet, seit gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge des Historismus die weitgehend untergegangene Produktion von zinnglasierter Ware wieder aufgegriffen wurde und deren Hersteller sich Majolika-Manufakturen nannten. Keramiker verstehen unter Majolika teilweise auch eine Ware mit gefärbter Zinnglasur.

Technik
Majolika (und Fayence) hat einen weißen, gelbgrauen oder hell-rot-braunen, porösen (nicht gesinterten) Scherben. Das fertig geformte Gefäß wird bei mäßiger Temperatur einem ersten Brand („Schrühbrand“) ausgesetzt. Dann wird es mit einer opak-weißen Zinnglasurschicht bedeckt, die in ungebranntem Zustand stark aufsaugend einen idealen Untergrund für die oben genannten Scharffeuerfarben bietet. Beim zweiten Brand verschmelzen Glasur und die jetzt leuchtend werdenden Farben zu einer glänzenden, wasserdichten und dauerhaften Außenhaut.

Geschichte
Wichtige Voraussetzung für die Anfänge der Majolika in Italien sind die Importe aus dem islamisch dominierten Spanien. Dort wurde spätestens seit dem 13. Jahrhundert Lüsterkeramik hergestellt, die ihrerseits auf ägyptischen und persischen Überlieferungen beruhte. Bis zur Vertreibung der Mauren aus Spanien um 1610 lieferten diese noch an christliche Auftraggeber (oft nach deren motivischen Vorgaben), als sich in Italien schon längst eine eigene Majolikakultur entwickelt hatte.[2] Diese hatte um 1400 eingesetzt, zunächst noch unter Verwendung grau-weißer Engobe statt der weißen Zinnglasur. Diese erste italienische Majolika, die „Mezzo-Majolika“ (Halb-Majolika), versuchte in der Glasur denselben schillernden Metallglanz wie die Arbeiten der arabischen Töpferkunst zu erzielen.1

[3] Borromäerinnen
Die Borromäerinnen oder Barmherzige Schwestern vom hl. Karl Borromäus (lat. Sorores Misericordiae Sancti Caroli Borromei; Ordenskürzel: SMCB) sind eine katholische apostolisch-caritativ tätige Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts. Der Orden wurde 1652 in Nancy als Schwestern der Liebe vom hl. Karl Borromäus gegründet und teilt sich heute in sieben[1] selbstständige Kongregationen. Zwei davon befinden sich in Deutschland (Trier und Grafschaft), eine in Österreich (Wien). In Frankreich sind sie als Charité-Schwestern bekannt.1

Borromäerinnen in Merzig
“Erst 1861 erkannte die Regierung die bis dahin als Privatschule verstandene Schule der barmherzigen Schwestern als öffentliche Schule an und überwies ihnen ein Lehrerinnengehalt von 250 Talern.399 Die Präsenz der Borromäerinnen in Merzig war dadurch dauerhaft gesichert…. Die Einrichtung eines durch Barmherzige Schwestern geleiteten Krankenhauses gelang schließlich doch, allerdings erst 1879, als die langjährigen Förderer der Schwestern, das Ehepaar von Fellenberg, eine Hospitalstiftung gründeten und eine Leitung durch die Borromäerinnen zur Bedingung machten“ 2

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1Wikepedia

2Armenfürsorge und katholische Identität
Südbaden und die Saarregion im historischen Vergleich (1803-1870), Christian Schröder, LIT Verlag Münster, 2014, S. 254

3Erklärendes Wörterbuch zur Christlichen Kunst, Hannelore Sachs, Ernst Badstüber, Helga Neumann, Verlag Werner Dausien, Hanau, ISBN 3-7684-9305-9