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Badewanne

Museum Schloss Fellenberg


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2017MSF0247
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Zinkwanne mit Zinkschüssel
Sachgruppe:
Material:
Eisenblech (verzinkt)
Maße:
Gesamt:
Höhe: 59 cm
Breite: 76 cm
Tiefe: 76 cm

Beschreibung

Beschreibung
Sitzbadewanne aus feuerverzinktem Blech mit Zinkschüssel.
Zinkwannen wurden auch zum Waschen der Wäsche (mit Waschbrett) gebraucht.

Volksbadewanne
Als Volksbadewanne wurde eine blecherne Badewanne bezeichnet, die der Klempner Karl Louis Krauß seit Ende des 19. Jahrhunderts in großen Stückzahlen produzierte.

Geschichte
Seit 1887 stellte Karl Louis Krauß in seiner Klempnerei in Neuwelt (Schwarzenberg) Geräte für den häuslichen Gebrauch her. Inspiriert durch die Wellenbadeschaukel des Klempners Carl Dittmann in Berlin begann er in den 1890er Jahren eigene Badewannen aus feuerverzinktem Blech zu entwickeln, die besonders den Anforderungen der einfacheren Bevölkerungs-schichten genügten. Sie sollten in großen Stückzahlen zu einem erschwinglichen Preis herstellbar, leicht zu transportieren und für beengte Räumlichkeiten geeignet sein. Ein Werbespruch aus damaliger Zeit, „Jedem Deutschen wöchentlich sein Bad“, verdeutlicht, dass Krauß durch seine Entwicklung auch bewusst einen neuen Abschnitt in der Volkshygiene für die einfachen Leute einleitete. Seit 1910 wurden diese Badewannen nach ihrer Bauart be-zeichnet. Neben anderen Blechprodukten und Waschmaschinen war die Volksbadewanne bis 1945 ein sehr wichtiges und bekanntes Produkt der Kraußwerke in Schwarzenberg.
Ab wann die Menschen bewusst und regelmäßig mit der Körperpflege durch Waschen oder Baden befasst waren, ist wohl nicht nachweisbar, wobei zu Beginn Bäche, Flüsse, Seen oder Tümpel von heißen Quellen genutzt wurden. Man weiß aber, dass es schon im Altertum eine hochentwickelte Badekultur besonders bei den Wohlhabenden gab. Gebadet wurde im privaten Bereich in tönernen Wannen oder in öffentlichen Badeanstalten und Gemeinschaftsthermen, die mit gemauerten Wannen, Badebecken oder Holzwaschzubern ausgestattet waren. Im Mittelalter badete man im Waschzuber oder in einer Holzbadewanne. Die Blütezeit der Badehäuser in Mitteleuropa war das Spätmittelalter. Auch hier wurden zum Baden Holzbottiche oder auch schon Holzwannen verwendet. Die Wohlhabenden konnten sich zum Herrichten des Bades wie auch für die Körperwäsche Hilfspersonal (Badefrauen) leisten.
Vom frühen 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Körperpflege durch Baden, besonders auch von den oberen Schichten, weitgehend vernachlässigt, da man glaubte, dass Baden die Haut schädige und so die zur damaligen Zeit grassierenden Krankheiten (z. B. Pest, Syphilis, Cholera, Typhus und Gelbfieber) leicht über die Haut in den Menschen eindringen könnten.
Im 19. Jahrhundert stellten vor allem Ärzte, Wissenschaftler und auch die Politiker zur Vermeidung der Übertragung von Krankheiten das Händewaschen und das Baden des gesamten Körpers wieder in den Mittelpunkt der Körperhygiene. Ab dem 19. Jahrhundert wurden neben den Holzbottichen und den Holzbadewannen auch Badewannen aus Kupferblech, Weißblech und seit ca. 1840 auch aus feuerverzinktem Stahlblech hergestellt. Bekannt waren auch Wannen aus emailliertem Gusseisen. Auch diese Wannen konnten industriell in größeren Stückzahlen produziert werden. Der Verkaufspreis lag aber weit über dem einer Blechbadewanne. Sie erforderten einen festen Platz und konnten nicht leicht transportiert werden.
Blechbadewannen wurden in mühevoller Handarbeit von Blechnern, Kupferschmieden oder Gürtlern gefertigt. Sie wurden aus Einzelteilen zusammengesetzt, die dann durch Löten, Falzen, Nieten und nach 1840 durch Acetylen-Schweißen und nach 1900 auch durch Elektroschweißen verbunden wurden. Die Herstellung erfolgte so, dass die Abwicklung des entsprechenden Einzelteils auf die Blechtafel aufgezeichnet und anschließend ausgeschnitten wurde. Das ausgeschnittene Einzelteil wurde mit Hammer und Klempnerwerkzeugen in Form gebracht. Diese Badewannen waren auf Grund aufwändiger Handarbeit relativ teuer. Kupferbadewannen waren damals die teuersten im Sortiment. Sie standen meist in den Badezimmern wohlhabender Familien und waren dort fest installiert.
Für die Versorgung der Badewannen mit heißem Wasser nutzte man zur damaligen Zeit teilweise schon Badeöfen. So sind Kohlebadeöfen um 1880 bekannt, die über Rohrleitungen mit der Badewanne verbunden waren und das Wasser nach dem Zirkulationsprinzip erwärmten. Auch Gasheizungen, die direkt unter der Badewanne angeordnet waren, dienten um 1890 zur Badewassererwärmung. Eine Kuriosität der Wassererwärmung aus dem Jahre 1890 ist eine Sitzbadewanne mit integrierter Kohleheizung.
Die Badeöfen mit senkrecht stehenden, schlanken und drucklosen Behältern und Unterfeuerung wurden schon um 1890 erfunden. Diese Badeöfen waren entweder mit einer Kohlefeuerung oder mit einem Gasbrenner ausgerüstet. Diese Art der Badeöfen wird in verbesserter Ausführung noch bis heute produziert. Vorteilhaft war diese Entwicklung zunächst nur für wohlhabendere Bevölkerungsschichten. An der breiten Masse der Bevölkerung ging die Entwicklung weitgehend vorbei. Auch die bereits Mitte des 19. Jahrhunderts für die ärmeren Schichten der Bevölkerung eingerichteten Badestuben (Volksbäder) konnten den Missstand nicht grundlegend beheben, denn ein Großteil der Menschen, vor allem auf dem Lande und in den Kleinstädten, hatten aus finanziellen oder logis-tischen Gründen nicht die Möglichkeit, die öffentlichen Badeanstalten zu besuchen. So kostete der Eintritt in eine Badeanstalt oft das Dreifache des Tagesverdiensts eines Arbeiters.
Bis hinein in die 1920er Jahre gab es somit für weite Teile der Bevölkerung wenig Möglichkeiten für ein regelmäßiges wöchentliches Bad. Die Entwicklungsbemühungen von Louis Krauß und die Schaffung der Volksbadewanne trugen dazu bei, die hygienische Situation entscheidend zu verbessern.

Literatur
wikipedia