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Teppichklopfer aus Weidenholz und Bohnergerät "Reine Borsten 50"

Museum Schloss Fellenberg


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2017MSF0248
Anzahl:
1 Stück
weitere Objektbezeichnung:
Teppichklopfer aus Weidenholz und Bohnergerät "Reine Borsten 50"
Sachgruppe:
Material:
Weidenholz (Teppichklopfer)
Metall (und Holz, Bohnergerät)
Maße:
Gesamt:
Höhe: 80 cm
Breite: 27 cm
Höhe: 158
Breite: 20
Tiefe: 20

Beschreibung

Beschreibung /Geschichte
“Ein Teppichklopfer oder Ausklopfer (österreichisch auch Pracker) ist ein Haushaltsgerät zum Reinigen von Teppichen, bestehend aus Weiden- oder Rattangeflecht, das in Schlingenform gearbeitet ist und in der Form an einen Tennisschläger oder, in seiner kleineren Version, an ein Kleeblatt erinnert. Modernere Teppichklopfer werden auch aus Hartplastik angefertigt.
Um einen Teppich mit einem Teppichklopfer zu reinigen, wird der Teppich aus dem Haus getragen und über eine Teppichstange gehängt. Erst sollte der Teppich von der Rückseite kräftig ausgeklopft werden, um den tief liegenden Schmutz zu lösen. Am besten hält eine zweite Person den Teppich etwas von der Teppichstange weg, um den ausgeklopften Staub besser entweichen zu lassen. Wenn nicht mehr allzu viel Staub herausgeklopft werden kann, wendet man den Teppich, um die Vorderseite zu klopfen und zu bürsten. Bei Teppichen, die schon Jahre liegen und nur gesaugt und nicht geklopft wurden, sollte diese Prozedur mehrmals durchgeführt werden, da man beim ersten Mal nicht allen Staub herausklopfen kann. Der Teppich wird durch das Klopfen nicht nur gereinigt, sondern auch gelüftet und die Farben werden wieder intensiver.
Alternativ kann man im Winter den Teppich mit der Oberseite nach unten in den Schnee auslegen und nun mit dem Teppichklopfer bearbeiten. Der austretende Staub wird sofort vom Schnee gebunden.
Durch diese Reinigung werden sehr effizient Hausstaub, Milben und sonstiger Schmutz mechanisch gelöst und entfernt.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet der Teppichklopfer zunehmend aus der Mode, da das Reinigen von Teppichen einfacher mittels eines Staubsaugers geschieht. Teppichklopfer sind somit nur noch in Fachgeschäften, sowie in vielen Antiquitätenläden und auf Flohmärkten erhältlich, auch Teppichstangen sind in neueren Wohnvierteln nicht mehr installiert.
Bis in die späten 1970er Jahre war der Teppichklopfer jedoch vor allem in Deutschland, aber auch in Italien und Österreich neben dem Rohrstock ein weit verbreitetes Hilfsmittel zur körperlichen Züchtigung von Kindern und Jugendlichen in der Familie. Weniger schmerzhaft als ein Rohrstock, galt er gleichwohl als sehr effektiv, vor allem auf dem entkleideten Gesäß; wurde er auf dem Hosenboden eingesetzt, war umgangssprachlich – analog zu seinem Gebrauch als Haushaltsgerät – oft von ausklopfen oder ausstauben die Rede.“[1,2,3]

Bohnergerät
“Bohnern (Wachsen, früher auch Bohnen, Blocken, in der Schweiz Blochen oder Wichsen) nennt man das Versiegeln und Polieren von Fußböden aller Art mit Wachs. Das Wort bohnern leitet sich vom niederdeutschen bohnen ab, was so viel wie polieren bedeutet. Seit dem 18. Jahr-hundert gehört es zum allgemeinen deutschen Wortschatz. Nachfolgend eine zeitgenössische Beschreibung aus der Zeit um 1890.
Vorgang
Man bestreut den vorher mit Hobel und Ziehklinge oder Eisendrehspänen gut zugerichteten Fußboden mit geschabtem weißen oder gelben Wachs, überfährt dieses mit einem heißen Eisen, so dass es schmilzt und in den Boden eindringt, und bürstet und reibt diesen mit einer scharfen, mit Blei beschwerten Bürste so lange, bis ein gleichmäßiger Glanz erzielt ist, den man schließlich durch Abreiben mit einem wollenen Lappen noch erhöht. Diese Wachspolitur lässt sich zwar durch Bürsten und Reiben immer wieder leicht auffrischen, wird aber bei warmer Luft stets klebrig.
Bei der Bundeswehr und bei der NVA war das Verfahren noch sehr lange bekannt. In den Kasernen wurden die Böden so behandelt. Das Glänzen wurde mit einem Bohnerbesen durchgeführt.

Vorbehandlung
Salbenartiges Polier- oder Bohnerwachs, durch Schmelzen von zehn Teilen gelbem oder weißem Wachs mit vier bis sieben Teilen Terpentinöl und Umrühren der Mischung bis zum Erkalten dargestellt, lässt sich leichter ausstreichen als reines Wachs und gibt einen sehr dünnen, stark glänzen-den Überzug, der aber einen länger andauernden Terpentingeruch verbreitet. Vorzuziehen ist die Wachsseife, zu deren Herstellung man auf fünf Teile gelbes Wachs acht Teile kochendes Regenwasser gießt, hierzu die klare Auslösung von zwei Teilen Pottasche in vier Teilen Wasser langsam unter beständigem Umrühren hinzusetzt, dann die Mischung bis zur innigen Verbindung der genannten Ingredienzien kochen lässt, das Umrühren bis zum Erkalten fort-setzt und endlich in Wasser aufgerührten Eisenocker, Umbra, Orlean und dergleichen hinzufügt. Diese Mischung trägt man mit einem Pinsel auf das Holz auf und gibt nach dem Abtrocknen mit Bürsten und wollenen Lappen Glanz.
Pflege
Gebohnerte Fußböden müssen jährlich mindestens einmal von neuem mit Wachs etc. gesättigt und außerdem je nach dem Gebrauch oft mit Bürsten und wollenen Lappen abgerieben werden. Man reinigt sie durch Abwaschen mit dünner Seifen-lauge, darauf folgendes Abbürsten und nochmaliges Abwaschen mit reinem Wasser. Neuerlich wendet man auf Fußböden auch Schellackpolitur sowie Leinölfirnis an.
Heute werden Holzfußboden wie Dielen oder Parkett häufig mit einem Lack versiegelt, so dass das Bohnern nicht mehr nötig ist. Andererseits gilt aus natürlichen Rohstoffen hergestelltes Bohnerwachs als ökologische Alternative zu Lack.“[1]

Literatur
[1]Wikipedia

[2] Ingrid Müller-Münch: Die geprügelte Generation: Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen. 3. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-608-94680-2.

[3] Volker Wieprecht, Robert Skuppin: Das Lexikon der verschwundenen Dinge. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg, 2009, ISBN 978-3-499-62517-6. Seite 180