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Küchentisch mit Thonet-Stühlen und Gedecken

Museum Handwerkerhof


Herstellung: um 1900
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0092
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Küchentisch mit Thonet-Stühlen und Gedecken
Maße:
Gesamt: L: 120 cm, B: 75 cm, H: 77 cm (Tisch), B: 43 cm, T: 47 cm, H: 91 cm (Stühle)

Beschreibung

Küchentisch mit Thonet-Stühlen und Gedecken

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um einen 1,20 m langen, 0,75 m breiten und 0,77 m hohen Tisch aus Weichholz, welcher als Küchentisch genutzt, um 1900 hergestellt worden sein dürfte. Ursprünglich nicht zugehörig sind vier Thonet-Stühle. Der Tisch steht auf vier stabilen, runden und gedrechselten Beinen, die Tischplatte ist innerhalb eines einfassenden Rahmens aus einem Stück. In der jetzigen Ausstellungsform (Stand April 2018) wird er als "gedeckter Tisch" mit Metall-Tellern und -Schüsseln, Bestecken, Kannen und Krügen - teils aus Metall, teils aus Steingut -, Untersetzern aus Holzscheiben und einer alten Bibel (früher oftmals für das Tischgebet zur Hand) präsentiert.
Bei den vier schlichten Thonet-Stühlen handelt es sich um Bugholzmöbel, die aus gebogenem Holz hergestellt worden sind. Die runden Sitzflächen - und teilweise auch die Lehnen - bestehen aus gerundetem Buchenholz, die Sitzflächen aus Korbgeflecht. Hervorzuheben ist der Klassiker "Modell 214": "Der "Stuhl Nr. 14", heute "Modell 214", gilt als der traditionelle Stuhl für Wiener Kaffeehäuser und ist das meist produzierte Sitzmöbel der Welt, zudem eines der erfolgreichsten Industrieprodukte überhaupt. Bis 1930 wurde der Stuhl bereits 50 Millionen mal verkauft. Er verkörpert alle Vorteile der neuen Bugholztechnik: Formschönheit, Funktionalität, Materialersparnis, Erschwinglichkeit und Haltbarkeit. Der Stuhl wurde nach dem Bausatz-Prinzip in Einzelteilen als flaches Paket in alle Welt ausgeliefert und erst vor Ort montiert. Die Verbindung der gebogenen Teile erfolgte durch Verschraubung und nicht wie sonst üblich mit Leim.
Der Stuhl, dessen Rückenlehne schlicht von zwei gebogenen Holzstäben gebildet wird, besteht aus einer minimalen Anzahl an Teilen - nämlich sechs - plus 10 Schrauben und zwei Muttern. Michael Thonet reduzierte Form und Material, bis keine Verbesserung mehr möglich war, um ihn mit dem geringsten Fertigungsaufwand herzustellen." (wikipedia) Im Handwerkerhof befinden sich noch mehrere Stühle dieses Modells, die nicht explizit zum vorliegenden Exponat gehören.

Zur Firma "Thonet" allgemein:
Die Thonet GmbH ist ein 1819 von Michael Thonet ursprünglich in Boppard am Rhein gegründeter, familiengeführter deutscher Hersteller von Möbeln mit heutigem Sitz im nordhessischen Frankenberg (Eder). Von Beginn an wurde mit Bugholztechniken und gebogenem Schichtholz zur Herstellung von Sesseln, Stühlen und Tischfüßen aus gebogenem Holz, dessen Biegung durch Einwirkung von Wasserdämpfen oder siedenden Flüssigkeiten geschieht, experimentiert. Die Firma erlebte ihre Blütezeit bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jh. in Wien mit dort und im benachbarten Mähren durch rationale Arbeitsteilung produzierten Möbeln aus gebogenem Holz, insbesondere mit dem sogenannten Wiener Kaffeehaus-Stuhl ("Stuhl Nr. 14"). Seit dieser Zeit (1853) firmierte der Betrieb unter dem Namen "Gebrüder Thonet" (Söhne des Gründers). Weitere Fabriken wurden zwischen 1862 und 1890 in der Habsburger-Monarchie und dem deutschen Reich gegründet, und deren Produkte weltweit exportiert. Die zeitweise mit der "Mundus AG" und "Jecob & Josef Kohn" fusionierte Firma erlangte nach dem 1. Weltkrieg insbesondere mit Bauhaus-Stahlrohrmöbeln (mit kalt gebogenem Stahlrohr) nach den Entwürfen von Mies van der Rohe, Le Corbusier und Marcel Breuer Weltruhm (Produktionsstätte Frankenberg). Nachdem die Nationalsozialisten das Unternehmen Thonet aufgrund starker "jüdischer Beteiligung" zerschlagen hatten, der Wiener Stammsitz im 2. Weltkrieg zerstört - und die Werke im nun entstehenden Ostblock verstaatlicht worden waren, baute Georg Thonet, ein Urenkel des Gründers, das ebenso kriegszerstörte, 1890 errichtete Werk in Frankenberg wieder auf und gründete dort 1953 die "Thonet GmbH" neu. Seit 2011 führt Peter Thonet als direkter Nachfahre des Gründers das Unternehmen. Zur Produktpalette gehören heute die Klassiker, mit der das Unternehmen bekannt geworden ist, ebenso wie Entwürfe namhafter zeitgenössischer Designer wie z. B. Hadi Teherani, Norman Foster oder Stefan Diez. Zwischen 1962 und 2006 wurde auch in Österreich eine Nachfolgefirma etabliert ("Gebrüder Thonet KG"/"Thonet Vienna"). Thonet-Möbel sind heute in den wichtigsten Designsammlungen der Welt vertreten, sie befinden sich unter anderem im Museum of Modern Art und in der Pinakothek der Moderne in München.