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Buffet-Schrank

Museum Handwerkerhof


Herstellung: um 1870
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0113
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Buffet-Schrank
weitere Objektbezeichnung:
Stil: "Henri II.", aus Eichenholz
Material:
Maße:
Gesamt: B: 140 cm, T: 60 cm (max.), H: 230 cm

Beschreibung

Buffet-Schrank (Stil: "Henri II.")

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um einen ca. 1,40 m breiten und 2,30 m hohen Buffet-Schrank aus Eichenholz, der vermutlich in dem Zeitraum von 1860 bis 1880 im Stil "Henri II." hergestellt worden sein dürfte. Das massive Möbel besteht aus zwei Teilen, nämlich dem vierfüßigen und zweitürigen Unterschrank mit zwei darüber liegenden Schubladen und einer abschließenden, leicht überkragenden Deckplatte im unteren Bereich (Anrichte/Sockelgeschoss), und dem oberen, dreitürigen Schranksaufsatz mit einem auskragenden, ebenfalls mit Schnitzarbeiten verzierten und gebrochenen Gebälk mit profiliertem Krag-Gesims. Die drei Türen werden von vier freistehenden, gedrechselten Säulen gerahmt; der betonte mittlere Teil ist dabei breiter als die beiden Seitenteile und erhöht. Dieser obere Aufbau steht dabei auf einem hinteren Sockel und zwei vorderen, gedrehten Säulen über der freien Platte der Anrichte. Im mittleren Teil bietet das Buffet Platz für die Aufstellung von Geschirr oder sonstigem. Die Holzschnitzarbeiten in den mit Rahmenwerk versehenen Spiegeln der Türen zeigen im oberen mittleren Teil einen Drachen, ansonsten - symmetrisch angeordnet - florale und geometrische Formen. Auch der untere Schrankteil wird an den Außenseiten durch gedrehte Holzsäulen gerahmt, womit diese Sockel- mit der oberen Schrankzone "architektonisch" und optisch verbunden wird. Die Griffe und Beschläge der Schlösser bestehen aus Messing.

Allgemein zu Anrichte und Buffet:
Buffet-Schränke setzen sich in vertikaler Weise aus den beiden Möbel-Elementen "Anrichte" und "Buffet" zusammen. Es gibt historisch einen wesentlichen Unterschied in der Entstehung dieser beiden Möbel. Die Anrichte hat sich nämlich aus dem Tisch -, das Buffet jedoch aus der Truhe entwickelt. Insbesondere bei sehr frühen Antiquitäten kann man noch deutlich die Unterschiede der Entwicklung, beginnend mit der Spätgotik, sehen. So standen die nur halbhohen Anrichten oft frei im Raum und sind allseitig verziert - Buffets standen von je her an der Wand und sind daher an der Rückseite nicht verziert. Besonderer Beliebtheit erfreute sich der Buffet-Schrank seit dem 19. Jh. in der Zeit des Historismus, als er, - Architektur imitierend - meist reich verziert und profiliert, zum besonderen Prunkstück der "guten Stube" eines bürgerlichen Haushalts wurde. Etwas einfacher gestaltete Buffet-Schränke wurden als Küchenschrank, also zur Aufbewahrung von Geschirr oder Vorräten verwendet.

Zum Stil "Henri II.":
Dieser Stil ist nach dem französischen König Henri II. benannt, der 1547 - 1559 regierte. Der Kunst-Stil selbst währte allerdings von ca. 1530 bis 1590 und vereinte Elemente der ausklingenden französischen Hochrenaissance und des sie beeinflussenden italienischen Manierismus. Der Begriff bezeichnet in Bezug auf Möbel allerdings in erster Linie den dekorativen Kunststil der sog. Zweiten Französischen Renaissance bzw. den Neo-Renaissance-Stil des Historismus in der zweiten Hälfte des 19. Jh. (und noch den Beginn des 20. Jh.). Die Verbreitung der alten Formen und ihr Erfolg werden unter anderem durch die romantischen Strömungen und populären literarischen Erfolge von Alexandre Dumas Sr. und Victor Hugo gefördert. Der Stiel erreichte seinen Höhepunkt unter dem Zweiten Kaiserreich (1852 - 1870), bevor er in der Massen-Herstellung von Industriemöbeln als überholt abgelehnt wurde. Die Möbel und Einrichtungen wiederholen klischeehaft die Formen der Französischen Hochrenaissance: Architekturdekoration, Masken, beringte Säulen, Grotesken, Akanthusblättern, breite Leisten, gedrehte Baluster und figurative Skulptur in flachem Relief. Die Giebel sind fast immer mit einer Kartusche geschmückt. Es handelte sich des Weiteren um einen historistischen Misch-Stil, der ganz nach dem Trend der Zeit, oftmals eklektisch den alten Henri II.-Stil mit älteren Renaissance-Formen und Bauteilen, die zu Zeiten von Louis XIII. (oder seltener Louis XIV.) in Mode waren, wie etwa gedrehte Säulen, Muster mit Diamantspitze und Fransen an Polstermöbeln mischte.