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Hobelbank

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0168
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
"Deutsche Hobelbank" mit mehreren Schreiner-/Tischlerwerkzeugen
Maße:
Gesamt: B: 228 cm, T: 112 cm, H: 136 cm (mit Bohrer)

Beschreibung

Hobelbank ("deutsche Hobelbank"), mit Tisch-Bohrmaschine

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine aus dem späten 19. Jh. oder frühen 20. Jh. stammende hölzerne Hobelbank (sogenannte "deutsche Hobelbank"), in dessen Vorderzange eine mittels einer Handkurbel zu betreibende Tisch-/Stand-Bohrmaschine eingespannt bzw. verschraubt ist. Auf der Arbeitsplatte ist zudem eine weitere spezielle Spannvorrichtung in der Art eines Schraubstockes befestigt.

Zu Hobelbänken allgemein:
Die bis zu 50 mm starke Arbeitsfläche (Tisch) besteht zumeist aus Rotbuche oder einem anderen Hartholz und ruht auf einem stabilen Gestell. Im Unterschied zu einer normalen Werkbank besitzt die Hobelbank mehrere Spannmöglichkeiten - dies macht die Hobelbank zur traditionellen Werkbank des Tischlers. Im Allgemeinen verfügt sie an der linken vorderen Seite über eine Vorderzange und an der rechten vorderen oder hinteren Seite (oder seitlich am Tisch) über eine Hinterzange. Das jeweilige Rundholz, mit dem die Zangen festgezogen werden, wird als Bankschlüssel bezeichnet. Diese Spannzangen sind bei alten Hobelbänken noch vollkommen - also mitsamt den Gewindespindeln - aus Holz gefertigt. Bei neueren Modellen sind die hölzernen Spannbacken an einer Flach- oder Trapezgewindespindel mit Führungsstangen aus Stahl befestigt, um eine möglichst exakte Parallelität und damit bei gegebenenfalls einseitiger Druckbelastung dennoch einen gleichmäßige Druck über die gesamte Fläche zu erzielen. Mit der Hinterzange lassen sich Werkstücke nicht nur gegen den Tisch sondern auch unter Zuhilfenahme von Bankhaken auf der Oberfläche der Hobelbank gespannt werden. Dazu werden die runden oder viereckigen Bankhaken aus Holz oder Metall in die entsprechenden Öffnungen in der Hobelbankplatte und der Hinterzange gesteckt.
Insbesondere ältere Hobelbänke werden nach der voneinander abweichenden Bauart der Vorderzangen - und des damit verbundenen traditionellen Ursprungslandes der beiden verschiedenen Typen - in sogenannte "deutsche" - und "französische Hobelbänke" unterschieden. Die Vorderzange des "deutschen Typs" ist als eine - in der Art einer Schraubzwinge mit U-förmigem Bügel - aus mehreren Holzbauteilen zusammengefügte Konstruktion gesondert vor die vordere Abschlusskante des Tisches angebaut und ragt deshalb deutlich weiter vor als das "französische" Pendant. Da der links liegende Bügel die Spannmöglichkeiten in dieser Richtung begrenzt, eignet sich die "deutsche" Vorderzange eher für das Einspannen senkrecht stehender Werkstücke. Zudem belastet bei starkem Spannen der entstehende Druck die Verbindungen der Bügelkonstruktion. Bei der "französischen" Vorderzange wurde auf den Bügel zugunsten einer nur leicht vor die Kante des Tisches vorstehenden, breitgelagerten Spannbacke verzichtet. Da der dahinter liegende Spalt nach beiden Seiten hin offen ist, wird das Einspannen längerer waagerecht liegender Werkstücke wie etwa Bretter ermöglicht. Da Spanndruck lediglich auf den Arbeitstisch wirkt, ist ein sehr festes Einspannen problemlos möglich. Diese Konstruktionsweise hat sich auch in Deutschland durchgesetzt.
In der Regel verfügen Hobelbänke im hinteren Bereich über eine Beilade, eine Vertiefung zur Aufnahme von kleineren Materialstücken, Werkzeugen und sonstigem Zubehör. Einige haben stattdessen oder zusätzlich eine oder mehrere Schubladen im Gestell integriert. Neben den regulären Bankhaken und -löchern können Hobelbänke weitere Zubehöre, wie etwa Spitzbankhaken zum Halten dünner Werkstücke oder Seitenbankhaken zum Spannen von Werkstücken vor der Bankplatte, aufweisen. Um die Arbeitsfläche zu schonen, sollten Säge- oder Stemmarbeiten nie direkt auf der Arbeitsfläche der Hobelbank, sondern stets unter Verwendung von schützenden Zwischenlagen ausgeführt werden.

Zum vorliegenden Exponat:
Die 2,28 m breite und mit verschraubtem Bohrer 1,36 m hohe Hobelbank besitzt im vorderen Bereich, an der linken Seite des Arbeitstisches, eine Vorderzange ("deutscher" Bauart, vgl. dazu oben) und an der rechten Seite eine Hinterzange - beide Gewindespindeln und die Führungsstangen bestehen aus Holz. Die Werkstücke können nicht nur gegen die Kante des Tisches, sondern mit Hilfe von Bankhaken auch auf der Oberfläche des Arbeitstisches gespannt werden - die dazu notwendigen Öffnungen reihen sich an der gesamten Vorderseite der Platte und der Spannbacke der Hinterzange entlang. Ein Bankhaken steckt in einer der Öffnungen. Zudem ist zum Zweck weiterer Material-Spannmöglichkeiten - wie oben erwähnt - auf dem Tisch ein eiserner Schraubstock (D.R.P. a) mit hölzernen Spannbacken befestigt. Die Arbeitsplatte weist im hinteren Bereich eine vertiefte Beilade auf, unter der Arbeitsfläche besitzt die Hobelbank im Bereich des Gestells eine waagerechte Ablageplatte, auf welcher sich eine Holzkiste befindet.

Bei der integrierten, handbetriebenen, ca. 0,5 m hohen Tisch-/Standbohrmaschine handelt es sich um ein ebenfalls ca. 100 Jahre altes Exponat (Stand 2018).

Zu Bohrmaschinen generell:
Eine Bohrmaschine ist eine in der Industrie und dem Handwerk verwendete Maschine, mit der unter Zuhilfenahme eines Bohrers Löcher in zu bearbeitende Werkstücke unterschiedlichen Materials gebohrt werden können. Dieser Bohrer wird durch einen Drehmomenterzeuger - früher durch Transmission (Riemenantrieb) oder von Hand, heute zumeist durch einen Elektromotor - in die erforderliche Drehbewegung versetzt.
Tischbohrmaschinen sind einspindelige Senkrechtbohrmaschinen, die auf Arbeitstischen fest montiert werden können - sie sind für kleinere Bohrungen und Werkstücke geeignet.

Zum vorliegenden Exponat:
Die vorliegende Maschine besteht im Wesentlichen aus dem verschraubbaren Fuß, der zur Befestigung auf der Hobelbank dient, einem gusseisernen Ständer, einem kleinen, kreisrunden, höhenverstellbaren Bohrtisch, einer rechts der Spindel angebrachten Kurbel für den Handantrieb, einem zugehörigen, am oberen Ende der Spindel waagerecht gelagerten und ca. 30 cm im Durchschnitt messenden Schwungrad zur Kraftunterstützung, einem entsprechenden Getriebe (Kegelradgetriebe), welches die Kraft von der Kurbel auf die Bohrvorrichtung überträgt, und einer Pinole mit Bohrspindel und Bohrfutter.
Um die Bohrspindel anzutreiben - und das Schwungrad in Bewegung zu setzen, muss lediglich die seitlich angebrachte Kurbel gedreht werden.