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Mechanische Nähmaschine "Phoenix"

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0128
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Mechanische Nähmaschine "Phoenix"
weitere Objektbezeichnung:
Firma "Phoenix", Modell: "Klasse 130-15", mit Schuh-Leder
Signatur:

nummeriert (Gehäuse: 56144)

Maße:
Gesamt: B: 80 cm, T: 49 cm (max.), H: 110 cm

Beschreibung

echanische Leder-Nähmaschine "Phoenix" (Modell "Klasse 130-15", mit Schuh-Leder)

Bei dem vorliegenden Exponat handelte es sich um eine mechanische Leder-Nähmaschine "Klasse 130-15" der Bielefelder Nähmaschinenfabrik "Baer & Rempel", der späteren "Phoenix AG".

Zu Nähmaschinen allgemein:
Die Nähmaschine dient zur mechanischen Herstellung einer Naht innerhalb eines Gewebes - hierzu werden ein oder mehrere Fäden (Nähgarn) durch Nähen miteinander verknüpft, wobei der sogenannte Oberfaden zuvor mit einer Nadel durch das Gewebe/Nähgut geschoben wird. Ein Greifer übernimmt danach einen Teil des zunächst an der Nadel anliegenden Oberfadens; dieser muss dem Greifer zuvor zugänglich gemacht werden. Das erfolgt meist durch den Schlingenhub, eine Nadelbewegung, die nach dem unteren Totpunkt der Nadel in Richtung Ausstich erfolgt und den Faden von der Nadel löst. Um die folgende Verschlingung zu bewerkstelligen, gibt es - gemäß der verschiedenen technischen Möglichkeiten - mehrere Maschinentypen, etwa die Doppelsteppstichmaschine, die Kettenstichmaschine oder die Überwendlichmaschine. Es gibt weitere Unterscheidungen nach den unterschiedlichen Typen. Die Grundform der Nähmaschine ist die rechtsständige Flachbettnähmaschine. Für besondere Arbeitsgänge sind entsprechende Nähmaschinenformen entwickelt worden, die wie folgt zu unterscheiden sind: Flachbett-, Sockel-, Säulen-, Freiarm- und Blocknähmaschine. Es wurden auch vereinzelt linksständige Nähmaschinen gebaut, und die Armmaschine unterteilt sich in Freiarm-, Armabwärts- und Armaufwärtsnähend. Die Säulenmaschine gibt es in mehreren Säulenhöhen und -konstruktionen sowie mit drehbarer Kurbelsäule in verschiedenen Ausführungen. Zunächst mechanisch mittels einer Handkurbel oder durch ein Fußpedal angetrieben (industriell auch mittels Transmission), gab es seit 1890 auch elektrische Nähmaschinen. Die meisten Industrienähmaschinen wurden und werden mit einem vierbeinigen Eisengestell und einer darauf befestigten Tischplatte zu einer auf dem Fußboden stehenden transportablen Näheinheit montiert. Der elektrische Antriebsmotor befindet sich dabei oft unter der Tischplatte, die Kraftübertragung erfolgt dann - wie beim mechanischen Fußantrieb - über Keilriemen. Nach mehreren Vorläufern entstanden die ersten arbeitsfähigen Nähmaschinen Ende des 18. Jhds. in England (Kettenstichmaschine für Leder von Thomas Saint) und ab 1800 in Deutschland - der erste Nähmaschinenfabrikant der Welt war der Franzose Barthélemy Thimonnier, der das1830 patentierte Nähmaschinengrundmodell "Couseuse" in Paris in Serie produzieren ließ. Obwohl der US-Amerikaner Elias Howe bis 1846 die Doppelsteppstichnähmaschine erfunden hatte, produzierte erst die Firma Singer ab 1851 diese Maschinen serienmäßig.

Zur Firma "Phoenix":
Im Jahr 1865 wurde von Baer und dem Industriellen Rudolf Rempel die Bielefelder Nähmaschinenfabrik "Baer & Rempel" als offene Handelsgesellschaft gegründet. Baer hatte bereit fünf Jahre zuvor zusammen mit dem Schlosser Koch eine erste Nähmaschinenfabrik, aus der später die "Kochs Adler AG", der Hersteller der sehr erfolgreichen Adler-Maschinen, wurde, in Bielefeld ins Leben gerufen. Auch die unter dem Markennamen "Phoenix" produzierten Nähmaschinen waren sehr erfolgreich und hatten am Aufschwung des deutschen Nähmaschinen-Baues einen großen Anteil. 1934 erfolgte die Umwandlung der "Baer & Rempel OHG" in eine Aktiengesellschaft - im Jahr 1958 erwarben die Anker-Werke die Aktienmehrheit an der "Phoenix AG" und schlossen sich zur "Anker-Phoenix Nähmaschinen AG" zusammen. Doch bereits zehn Jahre später wurde die Nähmaschinenproduktion endgültig eingestellt. 1976 meldete die Firma Konkurs an und wurde von der britischen Firma "Thomas Tilling" gekauft.

Zur vorliegenden Maschine:
Bei der vorliegenden Maschine handelt es sich um eine mittels Fuß- und Handantrieb zu betreibende Leder-Nähmaschine des Modells "Klasse 130-15", die laut Seriennummer in den Jahren zwischen 1875 und 1880 hergestellt worden sein dürfte. Sie eignete sich in erster Linie für Schuhreparaturen. Sie besitzt einen stählernen Unterarm, ein Handrad sowie zwei zweistufige Antriebsscheiben, welche den Antriebsriemen des Fußantriebs aufnehmen. Der Arm ist an seiner Spitze so schmal gestaltet, dass auch die äußerste Kappenpartie eines Schuhs genäht werden konnte. Zu der Maschine gehört ein stählernes Untergestell mit einer Treteinrichtung (Fußantrieb), mehrere Oberlederstücke zur Herstellung von Schuhen sowie ein halbfertiger Lederschuh.