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Automatisches Klavier/Piano

Museum Handwerkerhof


Herstellung: um 1900
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0111
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Automatisches Klavier/Piano
Sachgruppe:

Beschreibung

Automatisches Klavier / Piano Automatique

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um ein in dem französischen Unternehmen "Manufacture Francaise De Pianos Automatiques à Buisson-Rond Chambéry" um 1900 hergestelltes automatisches Piano/Klavier, welches nach Aussage des seitlich hinter einem gläsernen Sichtfeld angebrachten Programmblatt den "Grand Prix Exposition du Palais du Travail Paris 1910" gewonnen hatte, und das im Jahre 2015 durch das Saarbrücker Kunst- und Auktionshaus zum Kauf angeboten wurde.

Zum vorliegenden Gerät:
Das vorliegende Gerät ähnelt in seinem grundlegenden optischen Aufbau äußerlich einem echten Piano. Das mit Kurbel 1,17 m breite, maximal 0,62 m tiefe und 1,22 m hohe automatische Klavier besitzt eine hölzerne Stiftwalze und einen Kurbelantrieb. Die beiden mechanischen Kurbeln aus Messing sitzen - zusammen mit dem Geschwindigkeitsregeldrehknopf und dem Münzeinwurfschlitz (Mechanismus außer Betrieb) - auf der linken Seite. Die bestiftete Holzwalze (Zylinder) diente der Steuerung des Klaviers, also dem Abspielen der Titel. Die im hölzernen Gehäuse ausgesparten Schalllöcher sitzen in der vertikalen Fläche, unter der sich bei einem echten Klavier die Tastatur befindet, auf der Vorderseite, und sind mit rotem Stoff bespannt.

Zu "automatischen Pianos" und ihrer Produktion in Savoyen:
Mechanische Klaviere mit Walze/Zylinder wurden in Savoyen zwischen 1880 und 1935 hergestellt. Der Aufstieg dieses in Cafes, Hotels und Restaurants sowie auf Ausflugsbooten eingesetzten Geräts verlief zeitgleich zu den Anfängen des musikalischen Rundfunks und endet nach der Einführung der Schallplatte. Die meisten Hersteller aus Savoyen oder Nizza hatten enge Beziehungen zu Italien und rekrutierten Fachkräfte, die in den großen italienischen Fabriken ausgebildet wurden (Cuconato in Turin, Ottinia und Pellandi in Novara). Einige von ihnen schufen daraufhin eigene Werkstätten, wie etwa die Familie Zino in Chambéry. Die musikalische Anpassung der populären Tänze und Pariser Erfolge der Zeit an die - durch die Stiftwalzen bedingte - Beschränkungen des Instruments wurde von lokalen Arrangeuren oder Komponisten durchgeführt, während die bei den Fabriken arbeiteten Notisten die Folge der Stiftfolge der Zylinder für jedes Klaviermodell gestalteten.
Als musikspendende Geräte für Tanz und Unterhaltung gedacht, sorgten die mechanischen Klaviere für die Verbreitung der Werke der Komponisten, die gerade in Mode waren: Vincent Scotto, Maurice Yvain, Jose Padilla, Auguste Bosc, Raoul Moretti und andere. Ihr Repertoire bestand hauptsächlich aus Walzern, Foxtrotten, One-Step-Stücken, Java, Polka, Mazurka sowie Charleston und Tangos. Die auf der Walze verewigten Stücke, die die Arrangeure mit ihrem jeweiligen eigenen Künstlernamen signierten, hatten oft nicht mehr viel mit ihren musikalischen Vorbildern zu tun, konnten aber an den Tanzstätten ihre Unterhaltungsaufgabe gut erfüllen.