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Mechanische Strickmaschine

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0109
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Mechanische Strickmaschine
weitere Objektbezeichnung:
"Passap Duomatic"
Sachgruppe:
Signatur:

nummeriert

Maße:
Gesamt: B: 123 cm, T: 65 cm (aufgeklappt), H: 90 cm (aufgeklappt)

Beschreibung

Mechanische Flachstrickmaschine ("Passap Duomatic")

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine automatische Flachstrickmaschine "Passap Duomatic" der Schweizer Firma "Madag".

Zu Strickmaschinen allgemein:
Eine Strickmaschine dient dem maschinellen und automatisierten Stricken. Unterschieden werden Flachstrickmaschinen und Rundstrickmaschinen.
Die erste handbetriebene Flachstrickmaschine wurde 1863 von Isaac William Lamb in Amerika eingesetzt, wodurch eine schnelle Fertigung von Schlauch- und rechts/rechts-Strickwaren möglich wurde. In den Folgejahren wurde die Maschine von Henry J. Griswold u. A. weiterentwickelt und zur Herstellung von Socken und Strümpfen auch mit gerippten Strukturen eingesetzt. Im Jahre 1867 erwarb Henri Edouard Dubied das Patent und begann - zeitgleich wie in Deutschland und Frankreich (Laue und Timaeus) - mit dem Bau von Strickmaschinen. Nach der Einführung der Doppelzungennadel war es ab 1881 möglich, auch links/links-Ware zu produzieren - durch die 1888 erfolgte Erfindung (G. F. Grosser) des Schlauchschlosses (Verfahren zur Fersenbildung) ließen sich fortan vollständige Strümpfe und Socken auf einer Strickmaschine hergestellen.
Elektromotor-Flachstrickmaschinen haben ab Anfang der1880er-Jahre auch für kleinere Betriebe zunehmend Bedeutung erlangt. Zunächst waren diese Maschinen halbautomatisch und Arbeitsschritte wie Erweitern oder Mindern mussten weiterhin von Hand ausgeführt werden - ab 1910 lösten automatische Längen-Maschinen die handbetriebenen Flachstrickmaschinen gänzlich ab. Allerdings musste der Strumpffuß zunächst mit Hilfe von Anfußmaschinen hergestellt und anschließend im Rundstrickverfahren an die maschinell gefertigten Strumpflängen angesetzt werden ("Standard-Strümpfe"). Vielerorts blieb dieses Herstellungsverfahren flachgestrickter Strumpflängen mit separat angestrickten Füßen noch bis in die 1970er-Jahre bestehen. Seit den 1950er-Jahren gab es auch für Heim- und Hobbystricker kleine mechanische Strickmaschinen, seit den 1970er Jahren wurden elektrische, später auch computergesteuerte Heimstrickmaschinen produziert. Allerdings müssen - im Gegensatz zu Industriemaschinen - Arbeiten wie Anpassen, Zusammennähen sowie Vernähen der Fäden weiterhin per Hand gemacht werden. Je nach Dicke der Garne unterscheidet man Grob-, Mittel,- Fein-, und Superfeinstricker mit einer Nadelanzahl von 180 bis 240.

Zu Strickmaschinen der Firma "Madag":
Die Strickmaschinen mit dem Markennamen "Passap" wurden seit 1939 von der Firma "Madag" in Dietikon (Schweiz) gebaut ("MADAG Maschinen- und Apparatebau Dietikon AG"). Die deutsche Firma "Pfaff" hat die Passap-Maschinen weltweit vertrieben - nicht aber selbst produziert. Das bedeutet, dass jede als ein "Pfaff"-Gerät gekennzeichnete und in Deutschland verkaufte Maschine wie die quasi baugleichen Passap-Maschinen aus der Schweiz stammte und lediglich mit abweichend andersfarbigen Plastikteilen für Pfaff versehen worden war (vorderer/hinterer Schlitten sowie an den Fadenspannern). Am rechten Kunststoff-Endstück des vorderen Nadelbettes stand anstelle des "Passap"-Logos das "Pfaff"-Logo.

Zur vorliegenden Maschine "Passap Duomatic":
Die Strickmaschine "Passap Duomatic" (= "Pfaff Duomatic") war das Vorgängermodell der seit 1977 hergestellten "Duomatic 80" und wurde von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre gebaut. Sie ist umgangssprachlich auch bekannt als "Duomatic-Pinky" bzw. "D.-Rosa". Im Jahre 1999 stellte die Firma Madag in Dietikon die Produktion und den Service (2001) sämtlicher Passap-Maschinen ein.
Das Modell "Duomatic" ist eine solide gebaute Doppelbett-Strickmaschine mit 179 Nadeln pro Nadelbett. Da das Gerät einen Nadelabstand von 5 mm hat, wird es als "Feinstricker" bezeichnet. Die Maschine verfügt unterhalb der Nadeln sowohl vorne als auch hinten über Stösser. Diese können einzeln selektiert werden und erlauben ein doppelbettiges Bemustern auf der gesamten Strickbreite. Kein anderer Hersteller von Strickmaschinen konnte dies in dieser Form bieten. In Verbindung mit den verschiedenen Schloss-Einstellungen ergeben sich demnach enorme Gestaltungsmöglichkeiten.
Bei den vorderen und hinteren Schlitten handelt es sich um sog. kombinierte Schlauch-, Fang- und Noppenschlösser, die zusätzlich noch jeweils mit einer automatischen Nadelauswahlvorrichtung, einem sogenannten Musterautomaten (Pfeiltasten) ausgestattet ist. Durch diese Schlosskonstruktion ist es nicht nur möglich, alle bekannten Grundstrickarten herzustellen, sondern auch echte Noppen, echten Doppelperlfang und Doppelfang mit eingelegten Fanghenkeln sowie Köper-, Petinet-, Buntmuster (Jacquard) und viele weitere Kombinationen mehr. Speziell für die Duomatic wurden sog. Abstreifer erfunden - diese erlauben durch Einstecken in den hinteren Schlitten das Gestrick direkt beim Strickvorgang nach unten abzustreifen, so dass in der Regel auf zusätzliche Gewichte und Anschlagskämme verzichtet werden kann. Die Maschine verfügt über einen fein regulierbaren Maschenweite-Regler und über eine Versatzkurbel, die es erlaubt, das vordere Nadelbett über 6 Nadeln nach links oder rechts zu versetzen, wodurch sich insbesondere aufwendige Zick-Zack-Muster realisieren lassen.
Das vorliegende Gerät entspricht der selteneren Variante mit einem kommodenartigen Schrank - mittels einer Klappkonstruktion lässt sich die Maschine aus dem obigen Versenkfach ausklappen sowie versenken.