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Bildhalter mit drei Fotos und drei Textpassagen

Handwerks- und Industriemuseum Fellenbergmühle


Herstellung: von bis
in: Merzig

Merkmale

Inventarnummer:
2017FMF0101
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Bildhalter mit drei Fotos und drei Textpassagen
Sachgruppe:
Signatur:

beschriftet

Technik:
Maße:
Gesamt: H: 46 cm, B: 31 cm (Bilderrahmen)

Beschreibung

Bildhalter mit drei Fotos und drei Textpassagen.

Der 80 X 60 cm messende, hochrechteckige, gläserne Bildhalter mit einem schmalen Rahmen enthält auf weißem Grund drei unterschiedlich große Schwarzweiß-Fotografien und drei Texte. Betitelt ist die Anordnung folgendermaßen: "Stationen auf dem Weg zum wirtschaftlichen Aufschwung".

1.) Das kleine hochrechteckige Foto rechts oben zeigt den zweiten Besitzer des feinmechanischen Betriebes, Stephan Gottfrois, auf den Fahrrad vor seinem Wohnhaus in Merzig.
Der am 6.6.1898 in Merzig geborene Stephan Gottfrois war der Neffe des Firmengründers und ersten Besitzers der feinmechanischen Werkstatt in der Fellenbergmühle, Johann Peter Hartfuß. Die im Jahre 1927 gegründete Werkstatt ("Präzisions-Mechanik J.P. Hartfuß") wurde 1932 durch diesen zunächst an Stephan Gottfrois verpachtet, bevor sie 1959 durch Verkauf endgültig in seinen Besitz über ging. Wie sein Onkel, tat sich auch Gottfrois als innovativer Erfinder und Entwickler neuartiger Vorrichtungen und weltweit geschätzter Maschinen für den Uhrmacher- und Juwelierbedarf hervor, welche die Werkstatt im Folgenden in Serie produzierte. Zudem wurden seit den dreißiger Jahren viele Maschinen für den eigenen allgemeinen Werkstattbetrieb und die spezielle Produktion der seriell hergestellten Verkaufsprodukte von ihm konstruiert (Fräs-, Feil-, Schleif-, Dreh-, Stanz- und Bohrvorrichtungen - vgl. die Angaben im Einzelnen dort). Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums als Obermeister der Mechaniker-Innung für die Kreise Saarlouis und Merzig wurde Stephan Gottfrois aufgrund seiner "verdienstvollen Mitarbeit in der Organisation des Saarländischen Handwerks" im Jahre 1961 von der Handwerkskammer des Saarlandes eine Ehrenurkunde verliehen (vgl. Inv.-Nr. 2017FMF0121). In den folgenden Jahren - nunmehr Besitzer der Firma - stellte Stephan Gottfrois die Produktion auf hochpräzise Teile für die Hydraulik-, Maschinenbau- und Automobilindustrie um. Im Jahre 1967 ging die Mühle mit der Werkstatt in den Besitz seines Sohnes Paul Gottfrois über; am 11.3.1980 verstarb Stephan Gottfrois im Alter von 81 Jahren.

2.) Das große hochrechteckige Foto links unten zeigt eine Gruppe von fünf männlichen Lehrlingen der feinmechanischen Werkstatt, die im ersten Obergeschoss des Betriebes in der Fellenbergmühle für den Fotografen Aufstellung genommen haben (nach 1946). Vor den drei stehenden Jugendlichen knien zwei weiter Lehrjungen. Links und rechts neben den fünf Jugendlichen sind deutlich einige Maschinen und Vorrichtungen zu erkennen, die auch heute noch Bestandteil der musealen Ausstattung der Mühle sind (Dreh-, Fräs- und Bohrmaschinen); an der Decke des Raums ist das ebenso erhaltene und funktionstüchtige sowie komplexe System aus Wellen, Riemenscheiben und Bändern der Transmission zu sehen.

3.) Das kleine querrechteckige Foto rechts unten zeigt Frau Gertrud Gottfrois, die Gattin von Stephan Gottfrois, und ihren Sohn Paul Gottfrois hinter ihrem Messestand der Mechaniker-Innung auf der ?Landwirtschaftlichen Ausstellung für das Saarland? vom 12. bis 27. September 1953 in Merzig. Auf dem Tisch wurden einige der seriell hergestellten und vertriebenen Produkte der feinmechanischen Werkstatt in der Fellenbergmühle präsentiert, u.a. die Universal- Stanz- und Triebnietmaschine "Multiplex" (vgl. insbes. Inv.-Nrn. 2017FMF0088 und 0089)
Ausgestellt wurde u.a. auch im Stadtpark, so etwa die seit 1923 immer wieder gezeigte "Saarlanduhr" von J. P. Hartfuß, dem Gründer und ersten Besitzer des Betriebes (vgl. Inv.-Nrn. 2017FMF0077, 0078, 0115 und 0116).
Des Weiteren wurden auf 40 000 Quadratmetern Fläche 25 Fach-, 19 Kultur- und elf Sportveranstaltungen geboten.

4.) Links oben:
Schreiben von Stephan Gottfrois an Uhrmachermeister Friedrich Gräß/Neunkirchen vom 9. Juni 1948 (aus dem Firmennachlass der Firma Gottfrois; Stadtarchiv der Kreisstadt Merzig):
".....Habe die Fabrikation meines Onkels Herrn J.P. Hartfuß wieder aufgenommen, was durch die Kriegsschäden und deren Behebung sich so lange hingezogen hat. Bis jetzt habe ich nur die Universal- und Triebnietmaschine ?Multiplex? hergestellt und kann Ihnen diese sofort liefern. Wenn Sie dieselbe kennen, brauch ich ja dem Angebot nichts hinzufügen. Lege Ihnen ein Prospekt bei.....".

5.) Rechts in der Mitte:
Brief eines Bekannten aus Erlangen an Firmengründer Hartfuß vom 29.7.1946 (aus dem Firmennachlass der Firma Gottfrois; Stadtarchiv der Kreisstadt Merzig):
"....wenn auch keine Multiplex beilag, so freuen wir uns immer wieder Nachrichten von uns liebgewonnenen Bekannten zu hören.... Ich kann natürlich Ihren Neffen [Stephan Gottfrois] schon verstehen und es ist auch wirklich wichtiger den Bauern seine Maschinen zu machen als den Uhrmachern Multiplex Maschinen, es ist nur schade, ich hätte auch noch gerne mit einer Multiplex gearbeitet, ich sehe jedoch, das[s] dies immer mehr schwindet in den nächsten Jahren ist wa[h]rscheinlich daran zu denken und dann sind Sie wa[h]rscheinlich schon Franzose geworden dann gibt es nichts mehr für Deutsche und das ist vermutlich das Ende des Multiplexraumes, schade wirklich schade...."

6.) Rechts unten:
Text: Die "Universal-Stanz- und Triebnietmaschine "Multiplex" für die Firmengründer Johann Peter Hartfuß und sein Neffe Stefan Gottfrois bereits zu Beginn der Dreißiger Jahre ein Patent erworben hatten, erfreute sich bereits kurz nach dem Krieg wieder großer Nachfrage".