Fragment einer römischen Ölamphore mit Inschrift.
Das Bruchstück einer römischen Ölamphore aus dem 3. Jh. n. Chr. aus Ton mit Inschrift auf der Außenseite wurde im Zuge der Ausgrabungen im Bereich des Hauptgebäudes der villa rustica (pars urbana) in Reinheim gefunden.
Die erhaltenen Teile der eingeritzten Inschrift lauten: MVIISIA.
Das Bruchstück stammt vermutlich von der relativ flach ansteigenden Schulter einer Amphore des gallischen Typs.
Eine Amphore (von altgriechisch ????????/amphoreus = zweihenkliges Tongefäß) ist ein bauchiges enghalsiges Gefäß mit zwei Henkeln meist aus Ton, aber auch aus Metall (Bronze, Silber, Gold). Durch die zwei Henkel sollte ursprünglich das Tragen erleichtert werden.
Die Amphora ist auch eine Maßeinheit. Das Volumen als römisches Hohlmaß beträgt einen römischen Kubikfuß, das sind etwa 26,026 l.
Amphoren wurden in der Antike als Vorrats- und Transportgefäße für Öl, Oliven, Wein, Honig, Milch, Getreide und Garum sowie für Südfrüchte und anderes benutzt. Je nach Inhalt ist das Volumen unterschiedlich - die Fassungsvermögen betragen zwischen 5 und 80 Liter.
Ein Wandel der Formen sowie häufige Aufschriften bieten Datierungsmöglichkeiten. Absolut datierbare Funde aus geschlossenen Funden erlauben eine zeitliche Einordnung. Zahlreiche Amphoren weisen auch Amphorenstempel auf. Da Herkunft und Inhalt vieler Amphorenformen bekannt sind, erlauben archäologische Funde darüber hinaus die Rekonstruktion von Handelsverbindungen.
Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.