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Becher

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0353
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Trinkbecherboden mit Inschrift (Fragment)
Material:
Ton (gebrannt)
Technik:
gedreht
geritzt
Maße:
Gesamt: D: 3 cm (Boden), H: 4 cm (ca.), D: 10 cm (Wandung)

Beschreibung

Trinkbecherboden mit Inschrift Fragment).

Das Bodenstück eines römischen Trinkbechers ("Firnis"- bzw. engobalierte Ware; ovaler- oder Urnenformbecher aus dem 3. Jh. n. Chr.) aus Ton mit grau-schwarzem Überzug (Glanzton) und Inschrift auf der Außenseite wurde im Zuge der Ausgrabungen im Bereich des Hauptgebäudes der villa rustica (pars urbana) in Reinheim gefunden.
Die erhaltenen Teile der eingeritzten Inschrift lauten: [. . .] LVN [. . .].

Bei ovalen Bechern handelt es sich um bauchige, leicht hochgezogene Becher, die in der gesamten römischen Kaiserzeit in vielen Varianten reichsweite Verbreitung fanden. Sie unterscheiden sich in der Randausformung von randlos bis zum tiefgekehlten Karnisrand. Um welchen Typ es sich bei dem vorliegenden Exemplar genau handelt, ist nicht zu verifizieren. Zu erkennen ist lediglich ein Teil der Strichverzierung über einer flachen Einkehlung.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013