zurück

Dachziegel

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0352
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Fragment mit Inschrift
Material:
Ton (gebrannt)
Technik:
formgebende Technik* (in Form gebrannt)
geritzt
Maße:
Gesamt: B: 6 cm (ca.), L: 12 cm (ca.)

Beschreibung

Dachziegel-Fragment mit Inschrift.

Das Ziegelbruchstück einer Tegula wurde im Zuge der Ausgrabungen im Bereich des Hauptgebäudes der villa rustica (pars urbana) in Reinheim gefunden. Es besteht aus gebranntem Ton.
Die erhaltenen Teile der Inschrift lauten: [. . .] I DEO ET APA [. . .].

Die Tegula (übersetzt: Dachziegel/Ziegel) ist ein rechteckiger, flacher Ziegel mit hochgezogenen Leisten an den beiden Längsseiten. Bei der Dachdeckung stießen die seitlichen Leisten zweier nebeneinander liegender Tegulae aneinander und wurden zur Abdichtung - nach dem Prinzip einer Deckung mit "Mönch" und "Nonne" - mit halbröhrenförmigen Imbreces (Name abgeleitet aus dem Lateinischen: imbrex von lat.imbricus = regnerisch ) bedeckt. Dachdeckungen mit Tegula und Imbrex waren in den römischen Provinzen allgemein verbreitet. Archäologisch sind Funde solcher Ziegel in großer Zahl aus Städten, Vici, Militärlagern und Villen bekannt. Tegulae tragen oftmals Herstellerstempel (von militärischen Einheiten oder Zivilpersonen) oder gelegentlich auch Inschriften-Ritzungen oder Abdrücke von Tierpfoten.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013