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Modell

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0348
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Rekonstruktion eines Teils des römischen Brandgräber-Friedhofes
Sachgruppe:
Friedhof (Römisches Brandgräberfeld)
Material:
Ton (gebrannt)
Mörtel (Wandputz)
Technik:
geschmiedet (Merkurstatuette)
gedreht (Keramik)
gemeißelt (Steinkistengarb)
gegossen
geblasen (Glasflasche)
Maße:
Gesamt: B: 317 cm, T: 200 cm (ca.)

Beschreibung

Rekonstruktion eines Teils des römischen Friedhofes des 2. und 3. Jh. n. Chr. in der Flur "Am Furtweg" (Ensemble).
Die Ausstattung des 260 m von der Villa entfernt liegenden römischen Gräberfeldes ist typisch für die fortgeschrittene Kaiserzeit im nordgallisch-obergermanischen Raum. Zwischen dem 1. und 3. Jh. n. Chr. dominierte die Brandbestattung. Der Leichenbrand wurde in einem Keramikgefäß, in organischen Behältnissen (Holzkästchen oder Beutel) oder in einer Glasurne beigesetzt. Neben Kisten aus Sandstein dienten oftmals umgestülpte Amphoren oder andere Vorratsgefäße zum Schutz der sich darunter befindlichen Urnen. Nach keltischer Tradition wurden oft auch Schmuck, Arbeitsgeräte und diverse Gefäße mit ins Grab gegeben, wobei die Beigabenausstattung in Reinheim "Am Furtweg" recht schlicht gehalten ist. Wo oberirdische Grabdenkmäler fehlen, spiegelt diese Ausstattung in der Regel den gesellschaftlichen Status der Verstorbenen wider. Für die Bestatteten dieser Nekropole darf aufgrund der wenigen Beigaben vermutet werden, dass es sich um Bauern und möglicherweise deren Angestellten handelt, die in einem Pachtverhältnis zu den Herren von Reinheim standen.

Die dicht nebeneinander liegenden Urnengräber und Aschengruben waren von dem ehemaligen römischen Begehungshorizont bis in den gewachsenen Kiesboden eingetieft und zu einem späteren Zeitpunkt in einem Zuge von einem heute ca. 75 m langen und ca. 11 m breiten Landhügel überdeckt worden, so dass sie etwa 1,25 m unter dem heutigen Bodenniveau lagen.

Neben einem runden Steinkistengrab mit dicker, grob behauener Wandung sind in der Rekonstruktion weitere zwölf Keramikgefäße, von denen elf als Brandgräber dienten, und eine bronzene Merkurstatuette ausgestellt. In mehreren Amphoren befinden sich noch die Urnen mit dem Leichenbrand: Vorne rechts in einer Amphore (ähnlich Typ Robinson M254), unter einer - mit dem Boden nach oben weisenden - Terra-Sigillata-Schale sowie im ebenfalls auf dem Kopf stehenden bauchigen Gefäß dahinter in einer kleinen, breiten und niedrigen, separaten Glasflasche. In der hinteren Mitte des ausgestellten Ensembles ist ein kleiner, grauer, becherartiger Krug (ähnlich dem Typ Dragendorff 54 ohne Verzierung bzw. einem Dolium) zum Schutz des Leichenbrandes mit einem Stück Wandputz abgedeckt.
Mehrere große Amphoren entsprechen in etwa den Typen Dressel 25 oder Gaulois - die kleineren Gefäße gleichen teilweise dem Krug-Typ Dragendorff 54 oder es handelt sich um Dolia und andere einfache römische Aufbewahrungs- und Vorratsgefäße. Rechts hinten befindet sich noch eine krug-/flaschenartige Lagoena vom Typ 4 (kleine, gestauchte Kanne). Die Kopie der Merkurstatuette liegt vorne in der rechten Mitte auf dem Rücken (vgl. Inv.Nr. 2013REI0349).

Bei den ausgestellten Fundstücken des Brandgräber-Ensembles handelt es sich um eine Dauerleihgabe der Staatlichen Altertümersammlung des Landesdenkmalamtes des Saarlandes.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 318, 342-347, Abb. Nr. 289, 328-331
Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 91, Abb. Nr. 92
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013