Installation einer römischen Flach- und Halbrundziegel-Dachdeckung.
Die 1,47 m breite, 1,09 m tiefe und ohne Sockel 0,7 m hohe Installation zeigt drei unterschiedlich breite Reihen einer römischen Ziegeldachdeckung mit - im Bereich der villa rustica gefundenen - originalen Flach- und Halbrundziegeln aus Ton (Tegula und Imbrex). Letztere finden auch für die Firstabdeckung Verwendung.
Die Tegula (übersetzt: Dachziegel/Ziegel) ist ein rechteckiger, flacher Ziegel mit hochgezogenen Leisten an den beiden Längsseiten. Die vorliegenden Exemplare sind bei einer Breite von 29,5-35 cm etwa 39,5-48 cm lang. Bei der Dachdeckung stoßen die seitlichen Leisten zweier nebeneinander liegender Tegulae aneinander. Zur Abdichtung wird - nach dem Prinzip einer Deckung mit "Mönch" und "Nonne" - eine halbröhrenförmige Imbrex (Name abgeleitet aus dem Lateinischen: imbrex von lat.imbricus = regnerisch ) über die Stoßfuge gelegt. Diese sind max. 17-18 cm breit und 38-40 cm lang.
Dachdeckungen mit Tegula und Imbrex waren in den römischen Provinzen allgemein verbreitet. Archäologisch sind Funde solcher Ziegel in großer Zahl aus Städten, Vici, Militärlagern und Villen bekannt. Tegulae tragen oftmals Herstellerstempel (von militärischen Einheiten oder Zivilpersonen) oder gelegentlich auch Abdrücke von Tierpfoten.
Die Ziegeln der Installation sind bis auf leichte Beschädigungen gut erhalten.
Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).