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Aschenkiste

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0433
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Aschenkiste
weitere Objektbezeichnung:
Rekonstruiertes Doppelgrab (mit Körperbestattung und Leichenbrand)
Material:
Knochen (und Leichenbrand)
Keramik (Ton gebrannt)
Bronze (Rasiermesser)
Technik:
geschmiedet (Rasiermesser)
frei geformt (Keramik)
verzierende Technik*
Maße:
Gesamt: H: 4 cm, H: 16 cm, H: 20 cm, L: 9,1 cm, B: 4 cm (Rasiermesser), D: 9,2 cm (Schälchen), L: 150 cm (Skelett), D: 28 cm (Urne), D: 24 cm (Vase/Schüssel)

Beschreibung

Rekonstruktion eines früh-keltischen Doppelgrabes der frühen Hallstattkultur.

Die Installation stellt die Fundsituation des Grabes 3 in Hügel 18 des frühkeltischen Hügelgräberfeldes in der Flur "Schorn- und Kappelwald" in Rubenheim-Wolfersheim dar. Die Nekropole besteht aus über 30 unterschiedlich großen Grabhügeln (die Größten weisen eine Erdaufschüttung bis zu 300 Kubikmetern auf) - die meisten der untersuchten Grablegen enthielten Körperbestattungen.

Neben den Knochen der SO-NW orientierten Körperbestattung eines 50-60-jährigen Mannes besteht die Rekonstruktion derzeit aus folgenden Objekten:
- Rundbauchige Urne mit Leichenbrand eines 16-20-jährigen Individuums (900 Gramm), H.: 20 cm, D.: 28 cm. Der Leichenbrand wurde gewaschen und vor der Beisetzung mit einem Gegenstand manuell zerkleinert. Die organische Knochensubstanz hat sich beim Verbrennungsvorgang in ein verwitterungsresistentes Hydroxilapatit umgewandelt, wobei die inneren Knochenstrukturen versintert sind. Dadurch erhält sich Leichenbrand auch in aggressiven Sandböden, wohingegen die Knochen einer Körperbestattung dort mit der Zeit vergehen.
- Gebrauchs-Keramik (im Fußbereich der Körperbestattung): eine Schüssel mit Kerbschnittdekor (H.: 16, D.: 24 cm) und ein Schälchen (H.: 4 cm, D.: 9,2 cm);
- Kopie eines halbmondförmigen, bronzenen Rasiermessers von 9, 1 cm Breite und 4,0 cm Höhe mit Kreispunktverzierung und einer ringförmigen Grifföse (Befestigungsring);
Eine Pinzette aus Eisen, eine Kugelkopfnadel aus Eisen (beides Kopien) und eine tellerartige, flache Schale, welche im Original ebenfalls zu den Funden von Grab 3 gehören, fehlen in der Ausstellung derzeit.
Die Originale befinden sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken und in der Staatlichen Altertümersammlung des Saarlandes in Landsweiler-Reden.

Benannt nach einem bedeutenden Fundort, wird die frühkeltische Ära von 800 - 480 v. Chr. Hallstattzeit genannt. Damit begann auch in Europa die Eisenzeit. Kennzeichnend ist die erneut einsetzenden Sitte der Hortdeponierungen, wobei sich aufgrund der Grabbeigaben (Statussymbole der Führungsschicht: Schwert, Wagen und Pferde)für die Region des Bliesgaus die Zugehörigkeit zum so genannten Westhallstattkreis (Ostfrankreich bis Böhmen)feststellen lässt.
Die Führungsschicht ließ sich in Nord-Süd-Ausrichtung unter Grabhügeln in Höhenlagen bestatten - die Grabbeigaben dieser Körperbestattungen der Frühen Hallstattzeit (Ha C/Ha D1, ca. 800-600 v. Chr.) bestanden aus den Dingen, die nach der geistig-religiösen Vorstellungswelt der Kelten für das Weiterleben im Jenseits benötigt wurden: Männergräber enthalten neben den obligatorischen Schwertern mitunter auch Rasiermesser, Frauengräber Ringschmuck. Beiden Geschlechtern ist die Beigabe von Tongefäßen gemein. Sie finden sich als kleines Trinkservice mit Urne und Schälchen überwiegend zu Füßen der Toten. Ab der nachfolgenden Späten Hallstattzeit (Ha D2/Ha D3, 600-480 v. Chr.)wurde aus bisher unbekannten Gründen die Beigabe von Keramik eingestellt.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 28-31, Abb. Nr. 20-23
Reinhard, Walter: Die keltische Fürstin von Reinheim, Blieskastel, 2004, S. 32-35, Abb. Nr. 32-38