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Schmuck / Tracht

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0311
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Schmuck / Tracht
weitere Objektbezeichnung:
Sechs Armringe
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: D: 5 cm, D: 3 cm

Beschreibung

Sechs Armringe.

Bei den Bronzeblechringen handelt es sich um drei geschlossene und massive Armringe (teils glatt, teils mit geritzter Strichgruppenverzierung, breiter Durchmesser ca. 3-5 cm) und drei offenen und ebenfalls massive Armringen von etwa 5 cm Durchmesser mit Pfötchenenden. Die Ringe stammen aus dem Hortfund in Reinheim (Flur "An der Osterwiese"). Sie wurden zusammen mit mehreren rippen- und ritzmusterverzierten sowie glatten Exemplaren bei den Bestattungs-Feierlichkeiten eines Mannes der Führungsschicht nach den Kulthandlungen gemeinsam mit anderen Bronzeobjekten (Tüllenmeißel, Phalere, Klapperbleche) als Opfergabe an die Götter im Boden deponiert.

Die Ringe sind in das 9. Jh. v. Chr. zu datieren und gehören somit der späten Bronzezeit an (1330 - 800 v. Chr.). Hortfunde aus dieser Zeit werden im Saar-Mosel-Raum auch als ?groupe Sarre-Lorraine? bezeichnet und bestehen in ihrer Maximalausstattung stets aus drei Objektgruppen, die zu den Statussymbolen der Führungsschicht gehörten: Männerwaffen, Pferdegeschirr als Hinweis auf von Pferden gezogene Wagen und Frauenschmuck, insbesondere Fußringe, welche während des Bestattungszuges paarig von mehreren Frauen getragen worden waren.

Die Späte Bronzezeit wird aufgrund der zahlreichen Brandbestattungen auch als "Urnenfelderzeit" bezeichnet. Der Leichenbrand des Toten wurde in einem Gefäß (einer Urne) beigesetzt. Der Wandel von Körper- zu Brandbestattungen wird als religiöses Umdenken in der Gesellschaft interpretiert. Man geht davon aus, dass mit dem Eintreten neuer Bestattungsriten ein Wandel in den jeweiligen Jenseitsvorstellungen stattgefunden haben muss. Hochrangige Personen wurden allerdings weiterhin - nunmehr mit kostbaren Beigaben - in Körpergräbern unter Grabhügeln bestattet. Dabei handelt es sich mitunter um ganze Wagen, die mit weiteren, oben bereits genannten, Grabbeigaben ins Grab gelangten.
Das 9. Jh. v. Chr. stellt im Raum nördlich der Alpen eine Phase vieler Veränderungen dar: Nach jahrhundertelanger Dominanz des Flachbrandgrabes gewann, von Westeuropa ausgehend, die Körperbestattung unter einem Grabhügel für die Führungsschicht weiterhin an Bedeutung. Die Sitte der Hortdeponierungen erlosch am Ende der Bronzezeit zunächst, wurde aber in der nachfolgenden Hallstattzeit ebenfalls in Form von Grabbeigaben wieder aufgenommen. Durch Verknappung des im Bergbau gewonnenen Kupfers hoher Qualität (Hauptbestandteil der Bronze) verschlechterte sich die Haltbarkeit der geschmiedeten Bronzeobjekte, was am Ende der späten Bronzezeit zum Niedergang des Bronzehandwerks in dieser Region, und zur Übernahme des Eisens, eines im Orient und im Mittelmeerraum schon seit dem 3. Jahrtausend genutzten Werkstoffes, führten.

Die Ringe sind gut erhalten und weisen lediglich ein wenig Patina auf.

Literatur

Reinhard, Walter: Die keltische Fürstin von Reinheim, Blieskastel, 2004, S. 49 71
Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 18-23, Abb. Nr. 7-9
Kolling, Alfons: Späte Bronzezeit an der Saar und Mosel (=Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde, 6), Saarbrücken, 1968, S. 189, Nr. 85 61-63
Bertemes, F.: Der Hortfund von Reinheim. Saar-Pfalz-Kreis. (=Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 18), 1988, S. 68f, Abb. Nr. 20