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Ring

Europäischer Kulturpark Reinheim


Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0443
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Ring
weitere Objektbezeichnung:
Kopie eines keltischen Halsrings - Torques
Material:
Maße:
Gesamt: D: 17,2 cm, Gewicht: 187,2 g

Beschreibung

Kopie des goldenen Halsrings der keltischen Fürstin von Reinheim aus der Frühlatènezeit (keltischer Torques).

Zum Grab der keltischen Fürstin:
Im Jahre 1954 wurde in Reinheim im Bereich des am Fuße des "Homerich" im Tal gelegenen sogenannten "Katzenbuckels" das Hügelgrab mit der Grablege einer keltischen Fürstin gefunden und ergraben [1 (A)]. Zusammen mit zwei unmittelbar benachbarten Großgrabhügeln [2 (B), 3 (C)] und weiteren Bestattungen im Bereich der späteren römischen Villa (Fluren "Allmend" und "Auf dem Sand") bildet es eine große eisenzeitliche Nekropole, welche von der Hallstatt- (8. bis 5. Jh. v. Chr.) bis in die Latènezeit (5. bis 1 Jh. v. Chr.) genutzt wurde und somit eine Belegungszeit von ca. 500 Jahren aufweist. Das Grab der Keltin - aufgrund der Beigaben (beidseitiges Tragen von Armringen und fehlende Waffen) ist die Grablege als Frauengrab gesichert - gilt als das bisher wohl reichste Fürstinnengrab der Frühlatènezeit in Mitteleuropa. Die Fürstin wurde gegen 370 v. Chr. bestattet.
Der Grabhügel war ehemals durch einen 0,60 m breiten und 0,40 cm tiefen Kreisgraben von 20 m Innendurchmesser begrenzt, welcher den heiligen Bezirk der Grabstätte von der profanen Außenumgebung abtrennte. Die noch durch Holzspuren nachweisbare, einen halben Meter in die Erde eingetiefte Eichenholzkammer von 3,5 x noch 2,70 m Größe wurde ehemals durch einen aus Erde und Rasensoden aufgeschütteten Grabhügel von 23 m Durchmesser und ca. 5 m Höhe geschützt (weithin sichtbares Grabmonument). Ihre Höhe wird mit ca. 0,90 bis 1,20 m rekonstruiert. Das Skelett war aufgrund der Kieselsäure im anstehenden Sandboden vollständig vergangen - der Befund ließ sich aufgrund der Position von den reichen Schmuck- und Trachtelementen (Hals- und Armringe) genau ermitteln: Die Tote war in NNW(Kopf)-SSO-Orientierung in gestreckter Rückenlage bestattet worden.

Zum Original-Halsring:
Am Hals trug die keltische Fürstin einen 187,2 g schweren, in sich gewundenen (tordierten), Goldreif von 17,2 cm Durchmesser (keltischer Torques), dessen figürlich gestalteten Enden der Öffnung nach unten zur Brust hin zeigten.
"Der leicht ovale Körper des Rings besteht aus einem achtmal um seine Längsachse gewundenen Strang, dessen Querschnitt einem dreizackigen Stern entspricht, und endet mit zwei glatten, figuralplastisch verzierten Segmenten. Die Figurengruppe an beiden Enden ist identisch. Das Zentrum nimmt ein hochplastisch gearbeiteter menschlicher Kopf ein, eng umschlossen von einem schachbrettartig schraffierten Wulst, der sich unter dem Kinn in drei Quasten teilt. Auf dem Kopf trägt die Gestalt [...] einen (phrygischen) Helm, dessen vornüberfallend Spitze als Raubvogelkopf gebildet ist. Die hochgestellten Wangenklappen sind wie Gefieder schraffiert [...]. Rechts und links hinter dem behelmten Menschenkopf sind in flacherem Relief zwei Tierköpfe angebracht. Da [...] um das Maul mit einer Punktpunze Schnurrhaare und Bartstoppeln in aller Eindeutigkeit angegeben sind, können nur Raubtierköpfe (Löwenköpfe) gemeint sein. Über jedem Tierkopf erhebt sich vollplastisch ein Knauf mit profilierter Basis (Doppelknopfverzierung), und unmittelbar neben den Köpfen ist der Ringkörper mit einer schildförmigen Platte verschlossen." (R. Echt)
Der Ring ist in komplizierten Löttechniken (Schmelzschweißen, Kaltschweißen und Hartlöten) aus mindestens 25 Einzelteilen zusammengesetzt worden. An dem Ring lassen sich mehrere Merkmale aufzeigen, welche im griechischen/makedonischen Goldschmiedehandwerk wiederkehren, auch wenn sie dort jünger sind. Dennoch ist der von den Menschenköpfen getragene Helm eines der wesentlichen Attribute der griechischen Göttin der Weisheit und Kunstfertigkeit, der Athene bzw. ihres etruskischen (und später römischen) Pendants, der Minerva. Ebenfalls finden sich Ähnlichkeiten zu tordierten Goldstäben der atlantischen Bronzezeit (britische Inseln) und zu Fibelbügeln der älteren Villanova-Kultur in Italien. Das Verbreitungsgebiet frühlatènezeitlicher Halsringe mit Maskenzier reicht vom Genfer See bis zum Mittelrhein und von der Ile-de-France bis nach Böhmen (Zentrum Schweiz und Oberrhein). Jedoch steht der Reinheimer Halsring als offener tordierter Ring mit endständigen Figurengruppen in seiner Ganzheit in der frühen La-Tène-Zeit ohne Parallele da.

Die Kopie des Halsrings ist in vorzüglichem Zustand.
Das Original ist im Saarbrücker Museum für Vor- und Frühgeschichte ausgestellt.

Literatur

Reinhard, Walter: Die keltische Fürstin von Reinheim, Blieskastel, 2004, S. 55-61, Abb. Nr. 81, 82, 84
Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 178-201, Abb. Nr. 171, 172
Echt, Rudolf: Das Fürstinnengrab von Reinheim. Studien zur Kulturgeschichte der Früh-La-Tène-Zeit (=Blesa - Publication du Parc archeeologique europeen de Bliesbruck-Reinheim, 2), Bliesbruck-Reinheim, 1999, S. 35-39, Abb. Tafel 1, 10-13, Werkverzeichnis Nr. 3.1.1