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Fibel

Europäischer Kulturpark Reinheim


Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0436
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Fibel
weitere Objektbezeichnung:
Kopie eines Maskenfibel-Fragments
Sachgruppe:
Kleidung (Zubehör, Fibeln)
Technik:
Maße:
Gesamt: L: 3,8 cm (Fragment)

Beschreibung

Kopie des Maskenfibel-Fuß-Fragments der keltischen Fürstin von Reinheim aus der Frühlatènezeit.

Zum Grab der keltischen Fürstin:
Im Jahre 1954 wurde in Reinheim im Bereich des am Fuße des "Homerich" im Tal gelegenen sogenannten "Katzenbuckels" das Hügelgrab mit der Grablege einer keltischen Fürstin gefunden und ergraben [1 (A)]. Zusammen mit zwei unmittelbar benachbarten Großgrabhügeln [2 (B), 3 (C)] und weiteren Bestattungen im Bereich der späteren römischen Villa (Fluren "Allmend" und "Auf dem Sand") bildet es eine große eisenzeitliche Nekropole, welche von der Hallstatt- (8. bis 5. Jh. v. Chr.) bis in die Latènezeit (5. bis 1 Jh. v. Chr.) genutzt wurde und somit eine Belegungszeit von ca. 500 Jahren aufweist. Das Grab der Keltin - aufgrund der Beigaben (beidseitiges Tragen von Armringen und fehlende Waffen) ist die Grablege als Frauengrab gesichert - gilt als das bisher wohl reichste Fürstinnengrab der Frühlatènezeit in Mitteleuropa. Die Fürstin wurde gegen 370 v. Chr. bestattet.
Der Grabhügel war ehemals durch einen 0,60 m breiten und 0,40 cm tiefen Kreisgraben von 20 m Innendurchmesser begrenzt, welcher den heiligen Bezirk der Grabstätte von der profanen Außenumgebung abtrennte. Die noch durch Holzspuren nachweisbare, einen halben Meter in die Erde eingetiefte Eichenholzkammer von 3,5 x noch 2,70 m Größe wurde ehemals durch einen aus Erde und Rasensoden aufgeschütteten Grabhügel von 23 m Durchmesser und ca. 5 m Höhe geschützt (weithin sichtbares Grabmonument). Ihre Höhe wird mit ca. 0,90 bis 1,20 m rekonstruiert. Das Skelett war aufgrund der Kieselsäure im anstehenden Sandboden vollständig vergangen - der Befund ließ sich aufgrund der Position von den reichen Schmuck- und Trachtelementen (Hals- und Armringe) genau ermitteln: Die Tote war in NNW(Kopf)-SSO-Orientierung in gestreckter Rückenlage bestattet worden. Neben Goldscheibenfibeln gehört auch eine Maskenfibel zu den Funden.

Zur Fibel:
Maskenfibeln: "Der Bügel ist gegossen und zeigt häufig am Fußende ein menschliches Gesicht, eine Fratze oder den Kopf eines Fabelwesens. In die plastische Verzierung kann der Bügel einbezogen sein, auf dem sich dann weitere Fratzen befinden. Die Fibel besitzt eine Armbrustspiralkonstruktion, die mittels einer Achse arretiert ist An den Achsenden sitzen in der Regel Zierkugeln; weitere Zierelemente wie zusätzliche Achterschleifen an der Spiralsehne sind möglich. Zu den Kennzeichen dieser variationsreichen Gruppe gehört, dass es keine völlig übereinstimmenden Stücke gibt." (Heynowski) Obwohl Maskenfibeln allesamt Einzelfertigungen darstellen und sich an unterschiedliche Typen der unfigürlichen Fibeln anlehnen, sind Maskenfibeln als typische Form der Stufe LT A Leitformen der La-Tène-Kultur.
Das Original fand sich auf der linken Brustseite der Fürstin - seine Funktion an dieser Position ist nicht eindeutig zu bestimmen (das Gewand und das Leichentuch wurde von einer Goldscheibenfibel zusammengehalten). Die Fibel besteht aus Bronze und Eisen. Ein großes Stück des gleichmäßig gewölbten Bügels (Länge noch 3,8 cm), der Nadelhalter und der Fuß sind aus vier Bruchstücken wieder zusammengesetzt; sechs Windungen der Spirale, ein Nadelfragment und ein Stück der eisernen Spiralachse sind ebenfalls erhalten, passen jedoch nicht an. Es ist dennoch von einer Armbrustkonstruktion auszugehen. Auf dem gegossenen Bügel verläuft sagittal eine tiefe, breite Furche, die ursprünglich eine verlorene Einlage aufnahm. Der Fuß ist in spitzem Winkel zum Bügel zurückgeführt und in Form zweier Köpfe vollplastisch ausgebildet. Ein zum Bügel gewandter Tierkopf berührt mit seiner Schnauze das Kinn eines am Hinterkopf mit dem Bügel verbundenen, im Vergleich zum Tierkopf deutlich naturalistischer modellierten Menschenkopfes. Der Übergang zwischen Kopf und Bügel wird durch ein strichgruppenverziertes, wulstiges Polster mit nach außen gerollten Enden gebildet. Das vorliegende Exemplar entspricht nach U. Binding ihrem Typ 3 der Gruppe A ("Fußmaskenfibel" mit annähernd symmetrisch/gleichmäßig gewölbtem Bügel). Die Variante "Reinheim" zeigt die Maske aufrecht, wenn die Fibel mit der Spirale nach oben gehalten wird. Das Verbreitungsgebiet des Typs 3 liegt zwischen Saar, Mosel, Main und Neckar

Bei dem museal dauerhaft ausgestellten Stück handelt es sich um eine Kopie. Das Original ist im Saarbrücker Museum für Vor- und Frühgeschichte ausgestellt.

Literatur

Reinhard, Walter: Die keltische Fürstin von Reinheim, Blieskastel, 2004, S. 55-61
Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 178-198, Abb. Nr. 175
Echt, Rudolf: Das Fürstinnengrab von Reinheim. Studien zur Kulturgeschichte der Früh-La-Tène-Zeit (=Blesa - Publication du Parc archeeologique europeen de Bliesbruck-Reinheim, 2), Bliesbruck-Reinheim, 1999, S. 60-64, Abb. Tafel 14, Nr.3, Abb. 14, Werkverzeichnis Nr. 3.1.8
Heynowski, Ronald: Fibeln. erkennen - bestimmen - beschreiben (=Bestimmungsbuch der Archäologie, 1), Berlin - München: Deutscher Kunstverlag, 2012, S. 117
Binding, U.: Studien zu den figürlichen Fibeln der Frühlaténezeit (=Univforsch. Prähist. Arch., 16), Bonn, 1993