zurück

Kasserolle

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0383
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Sachgruppe:
Material:
Technik:
gegossen
Maße:
Gesamt: D: 19,2 cm, L: 31 cm

Beschreibung

Kasserolle.

Die mit Griff 31 cm lange und 19,2 cm breite (eigentlicher Durchmesser) Stil-Kasserolle besteht aus Bronze. Der Griff besitzt an seinem gerundet ausladenden Ende eine Lochbohrung, welche zum Aufhängen des Kochgerätes diente.
Eine Kasserolle ist ein flacher Topf mit Stiel (Stiel-Kasserolle = vorliegendes Exemplar) oder zwei Henkeln, einer großen Bodenfläche und einem steilen Rand. Kasserollen eignen sich vor allem zum Braten oder Schmoren.
Das Objekt wurde während den Grabungen zwischen 2009 und 2011 zusammen mit einer bronzenen Patera und einem Hackmesser aus Eisen in einer Grube außerhalb der Südwest-Ecke des Nebengebäudes B5 (Wirtschaftshof der Villa rustica) gefunden und stammt aus dem 2./3. Jh. n. Chr. Die Kasserolle ist trotz leichter Korrosionsspuren sehr gut erhalten.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 39-43, 58, Abb. Nr. 27
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013