zurück

Schmuck / Tracht

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0309
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Schmuck / Tracht
weitere Objektbezeichnung:
Fuß- und Armringe
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: D: 9 cm (ca. maximum, Armringe), D: 7 cm (ca. minimum, Armringe), D: 12,8 cm (maximum, Fußringe), D: 10,1 cm (minimum, Fußringe)

Beschreibung

Neun Fuß- und Armringe (Ringschmuck).

Bei den Bronzeblechringen handelt es sich um sieben bzw. acht Fußringe (breiter Durchmesser ca. 10,1-12,8 cm) und Armringe (breiter Durchmesser ca. 7-9 cm) mit C-Profil (Hohlblech) und eingeritzter Kreisaugen- und Ritzverzierung in Strichgruppen und Kreuzschraffur. Ein weiterer bronzener Fußring von 8-9 cm Durchmesser ist ein Hohlblechring mit Pfötchenenden und Rippengruppenverzierung vom Typ Homburg. Sie wurden, wahrscheinlich zusammen mit einem weiteren rippenverzierten und zwei weiteren Exemplaren in glatter Ausführung, bei den Bestattungs-Feierlichkeiten eines Mannes der Führungsschicht von insgesamt sieben Frauen paarig getragen und nach den Kulthandlungen der Bestattung gemeinsam mit anderen Bronzeobjekten (Tüllenmeißel, Phalere, Klapperbleche) als Opfergabe an die Götter im Boden deponiert. (Die Anzahl der Ringe - und damit der weiblichen Trägerinnen - entspricht derjenigen von vergleichbaren Depotfunden im Raum Saarland-Lothringen).

Die Ringe sind in das 9. Jh. v. Chr. zu datieren und gehören somit der späten Bronzezeit an (1330 - 800 v. Chr.). Hortfunde aus dieser Zeit werden im Saar-Mosel-Raum auch als ?groupe Sarre-Lorraine? bezeichnet und bestehen in ihrer Maximalausstattung stets aus drei Objektgruppen, die zu den Statussymbolen der Führungsschicht gehörten: Männerwaffen, Pferdegeschirr als Hinweis auf von Pferden gezogene Wagen und Frauenschmuck, insbesondere Fußringe, welche während des Bestattungszuges paarig von mehreren Frauen getragen worden waren.

Die Späte Bronzezeit wird aufgrund der zahlreichen Brandbestattungen auch als "Urnenfelderzeit" bezeichnet. Der Leichenbrand des Toten wurde in einem Gefäß (einer Urne) beigesetzt. Der Wandel von Körper- zu Brandbestattungen wird als religiöses Umdenken in der Gesellschaft interpretiert. Man geht davon aus, dass mit dem Eintreten neuer Bestattungsriten ein Wandel in den jeweiligen Jenseitsvorstellungen stattgefunden haben muss. Hochrangige Personen wurden allerdings weiterhin - nunmehr mit kostbaren Beigaben - in Körpergräbern unter Grabhügeln bestattet. Dabei handelt es sich mitunter um ganze Wagen, die mit weiteren, oben bereits genannten, Grabbeigaben ins Grab gelangten.
Das 9. Jh. v. Chr. stellt im Raum nördlich der Alpen eine Phase vieler Veränderungen dar: Nach jahrhundertelanger Dominanz des Flachbrandgrabes gewann, von Westeuropa ausgehend, die Körperbestattung unter einem Grabhügel für die Führungsschicht weiterhin an Bedeutung. Die Sitte der Hortdeponierungen erlosch am Ende der Bronzezeit zunächst, wurde aber in der nachfolgenden Hallstattzeit ebenfalls in Form von Grabbeigaben wieder aufgenommen. Durch Verknappung des im Bergbau gewonnenen Kupfers hoher Qualität (Hauptbestandteil der Bronze) verschlechterte sich die Haltbarkeit der geschmiedeten Bronzeobjekte, was am Ende der späten Bronzezeit zum Niedergang des Bronzehandwerks in dieser Region, und zur Übernahme des Eisens, eines im Orient und im Mittelmeerraum schon seit dem 3. Jahrtausend genutzten Werkstoffes, führten.

Acht Ringe sind gut erhalten und weisen lediglich ein wenig Patina auf, ein neunter Ring ist nur fragmentarisch erhalten.

Literatur

Kolling, Alfons: Späte Bronzezeit an der Saar und Mosel (=Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde, 6), Saarbrücken, 1968, S. 189, Nr. 85, Abb. Tafel 61-63
Bertemes, F.: Der Hortfund von Reinheim. Saar-Pfalz-Kreis. (=Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 18), 1988, S. 68-69, Abb. Nr. 20
Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 18-21, Abb. Nr. 7-9
Reinhard, Walter: Die keltische Fürstin von Reinheim, Blieskastel, 2004, S. 49, Abb. Nr. 70, 71