zurück

Handwerksgerät

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0410
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Handwerksgerät
weitere Objektbezeichnung:
Mauerkelle
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: B: 5 cm, L: 19,5 cm

Beschreibung

Mauerkelle.

Das Werkzeug besteht aus Eisen, ist 19,5 cm lang und besitzt am längsovalen Blatt eine maximale Breite von ca. 5 cm. Der eiserne Kern des Griffes knickt zum Blatt und zum Mundstück hin jeweils einmal rechtwinklig ab. Das lange Mundstück ist an seinem hinteren Ende zu einer ovalen Schlaufe umgebogen und diente zur Aufnahme eines vergangenen Holzgriffes.

Eine Mauerkelle ist ein nach vorn in irgend einer Weise spitz zulaufendes und flaches Blech, an dem der Handgriff so angebracht ist, dass die Verlängerung seiner Achse die Spitze treffen würde; sie ist ein Werkzeug des Bauhandwerks und dient zum Einwerfen und Ausbreiten des Mörtels.

Das vorliegende Exemplar weist deutliche Korrosionsspuren auf, ist in seiner Form aber noch vergleichsweise gut erhalten. Die Kelle lässt sich nur generell in die Römische Kaiserzeit bzw. die Hauptnutzungsphase der Villa rustica von Reinheim von ca. 50 - 350 n. Chr. datieren

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013