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Öllampe

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0381
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Material:
Ton (gebrannt)
Technik:
frei geformt
Maße:
Gesamt: L: 9 cm

Beschreibung

Öllampe.

Die Lampe entspricht dem Typ "Loeschke 4" in einer schlichten Ausführung: sie besitzt eine gerundete Schnauze und zwei plastisch geformte Voluten vermitteln vom Lampenkörper zur Schnauze hin. Der Spiegel (Oberseite) weist außer einem kreisförmigen, plastisch geformten Wulst keinerlei Verzierung auf, das Öleinfüll-Loch sitzt genau mittig an der tiefsten Stelle. Das vorliegende Exemplar besitzt einen guterhaltenen Henkel.
Der Lampentyp "Loeschke 4" fand von der augustäischen Zeit bis ins 2. Jh. Verwendung - sein häufigstes Vorkommen lag in der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr.
Das Objekt ist bis auf leichte Bestoßungen und Abplatzungen in einem guten Zustand.

Öllampen sind Beleuchtungskörper, die mit Ölen als Brennstoff betrieben werden. Sie waren eine der ersten künstlichen Lichtquellen. Die Vorläufer waren flache Steinschalen, welche mit Tierfetten gefüllt waren und am Rand eine Rinne für einen Docht aus Pflanzenfasern (oder später aus Stoffresten) hatten. Schalenlampen dieser Art wurden schon vor ca. 10.000 Jahren benutzt.
Nachdem sich dieser Lampentyp etliche Jahrhunderte kaum weiter entwickelt hatte, wurde durch die Verwendung von Pflanzenölen eine deutliche Verbesserung möglich - die Schalen konnten nun abgedeckt werden. Tönerne und metallene Öllampen waren in der römischen Antike das gebräuchlichste Beleuchtungsmittel (Massenprodukt). Sie waren einfach zu handhaben, verfügten über eine akzeptable Brenndauer und gaben ein angenehmes Licht. Die Lampen wurden über das Öleinfüll-Loch (zumeist an der tiefsten Stelle des Spiegels) mit Öl befüllt. Der im Dochtloch der Schnauze steckende Docht saugte sich mit Öl voll und konnte entzündet werden. Für die Fertigung der Lampen aus Ton wurden meist zweiteilige Formen, sogenannte Modeln verwendet. Oftmals waren römische Öllampen auf der Oberseite, dem Spiegel, motivisch verziert.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden (je sechs pro Seite). Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013