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Krug

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0378
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Römischer Einhenkelkrug
Material:
Ton (gebrannt)
Technik:
scheibengedreht
frei geformt
Maße:
Gesamt: H: 16 cm, B: 13,5 cm (Bauch)

Beschreibung

Römischer Einhenkelkrug (bauchige Kanne).

Der kleine Krug besteht aus unglasiertem, gebranntem Ton und hat bei einer Höhe von 16 cm im Bereich der oberen Hälfte der Wandung einen Durchmesser von 13,5 cm. Er hat die Form einer bauchigen Kanne mit geradem bis konisch geformtem, mittellangen Hals und besitzt im Bereich von Schulter und Hals einen Henkel. Die Lippe des Randes ist in einem konkaven Schwung leicht trichterförmig nach außen gebogen (geschweift). Die Standfläche ist relativ schmal, was für eine bereits fortgeschrittene Entwicklung des Typs, und somit für eine Datierung in das 2. Jh. n. Chr. spricht.
Das aus mehreren Scherben zusammengesetzte Exemplar ist in vorliegender Restaurierung gut erhalten.

Der Einhenkelkrug wurde 1997 im Bereich des dem Mitteltrakt im 2. Jh. n. Chr. nach Norden vorgelagerten Wasserbeckens gefunden. Da das Becken, vermutlich nach einem Brand des Hauptgebäudes, bereits zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. wieder aufgegeben und mit Bauschutt verfüllt wurde (terminus ante quem), muss eine Datierung der Kanne in die Zeit zuvor, also etwa in das Ende des 2. Jh. n. Chr. erfolgen.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden (je sechs pro Seite). Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013