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Becher

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0377
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Römischer Becher/Topf - Typ "Niederbieber 89"
Material:
Ton (gebrannt)
Technik:
gedreht
Maße:
Gesamt: H: 19 cm, D: 18 cm

Beschreibung

Becher/Topf (Typ Niederbieber 89).

Der bauchige, aber leicht hochgezogene Becher besteht aus hellem/weißem Terrakotta und hat bei einer Höhe von 19 cm einen Durchmesser von 18 cm - dabei liegt die größte Weite in etwa in der Mitte der bauchigen Wandung. Das topfartige Gefäß weist einen nach außen gebogenen und innen gekehlten Rand auf (= herzförmiges Randprofil in der Art eines rauhwandigen Deckelfalztopfes, Variante Niederbieber Typ 89). Als Verzierung verläuft am Hals eine doppelte, am weitesten Bachdurchmesser eine einfache Ritzlinie. Der niedrige Fuß setzt sich lediglich durch einen konkaven Schwung vom Bauch ab.
Das sehr gut erhaltene Gefäß ist in das 3. Jh. n. Chr. zu datieren.

Der weiße Becher wurde im Bereich der römischen Villa rustica in Reinheim gefunden.
Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden (je sechs pro Seite). Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013