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Römische Münze

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0213
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Antoninian - lokale Nachprägung
Sachgruppe:
Material:
Kupfer (mit Silberüberzug)
Technik:
geprägt
Maße:
Gesamt: D: 1,5 cm

Beschreibung

Antoninian - lokale Nachprägung, Soldatenkaiser/Gallisches Sonderreich, evtl. Tetricus I.
Av.: Büste eines bärtigen Kaisers mit Strahlenkrone, nach rechts; . . .III I I I II II O/D IIIII (Pseudographie);
Rv.: weibliche Figur, stehend, nach links, rechter Arm vorgestreckt, linker Arm in die Hüfte gestützt, rechts daneben ein senkrecht stehendes Zepter oder eine Lanze (Pax ?); X[. . .]X (sic!), also evtl. Typ "Pax aug";
Das Portrait des abgebildeten Kaisers weist einen etwas längeren Vollbart auf, wie er etwa für Claudius II. Gothicus oder vor allem für die Herrscher des sogenannten Gallischen Sonderreiches, Postumus, Victorianus und - insbesondere - Tetricus I. typisch ist. Bei den sehr zahlreichen lokalen Nachprägungen der Münzen des Tetricus I. kommen zudem häufiger Legenden in Pseudographie - also Umschriften ohne korrekte Lettern und Buchstabenkombinationen - und Prägungen des Typs "Pax aug" vor, so dass eine Zuweisung zu dieser Münzgruppe - auch in Hinsicht auf die Häufigkeit der gefundenen Tetricus-Imitationen im benachbarten vicus - eine hohe Wahrscheinlichkeit hat.
Tetricus I. (Gaius Pius Esuvius Tetricus) herrschte von 271 bis 274 n. Chr. über das von Postumus im Jahre 260 n. Chr. gegründete 'Gallische Sonderreich' (Imperium Galliarum). Dieses römische Teilreich bestand bis zu seiner Rückgliederung durch Kaiser Aurelian im Jahre 274 n. Chr. im Westen des Römischen Reiches und umfasste zeitweise ganz Gallien, die germanischen Provinzen, Britannien und Spanien. Zur Zeit des Tetricus I. war sein Umfang allerdings beschränkt auf Gallien und Britannien. Tetricus wurde nach der militärischen Niederlage gegen Aurelian begnadigt und diente seinem ehemaligen Widersacher noch viele Jahre als Statthalter von Lucania.
Der Antoninian wurde als Silbermünze mit einer Wertigkeit von zwei Denaren um 214 n.Chr. unter Kaiser Caracalla eingeführt. Bis in die Regierungszeit Diocletians, welcher die Prägungen in Zuge seiner 293 n.Chr. erfolgten Münzreform einstellte, hatte sich der Silbergehalt stetig reduziert, so dass es sich bei späten Antoninianen nur noch um Kupfermünzen (ggf. mit einem feinen Silberüberzug) handelte. Das markanteste Merkmal des Antoninians ist die Strahlenkrone auf dem Haupt der abgebildeten Herrscher.
Die Münze ist stellenweise stark abgerieben, der Rand etwas ausgefranst und die Umschriften dadurch in ihrer Lesbarkeit noch weiter eingeschränkt.

Literatur

Sarateanu-Müller, Florian: Ein deutsch-französischer Archäologiepark. Reinheim und Bliesbrück, in: Vera Rupp (Hrsg.) / Heide Birley (Hrsg.), Landleben im römischen Deutschland, Stuttgart: Theiss, 2012, S. 110-113
Petit, Jean-Paul / Jean Schaub: Bliesbruck Reinheim. Parc archéologique européen (=Guides archéologiques de la France), 2000
Mattingly, Harold / Edward A. Sydenham: Roman Imperial Coinage, London, 1923-1994, Band V, 1, Tetricus, S. 401 - 416
Gricourt, Johannes / Johannes Naumann / Jean Schaub: Le mobilier numismatique de l'agglomeration decondaire de Bliebruck (Moselle), fouilles 1978 - 1998 (=Blesa - Publication du Parc archeeologique europeen de Bliesbruck-Reinheim, 5), Paris: Editions errance, 2009, Band V, 1519 - 1787, S. 193 - 219