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Pendel-Bodenstanduhr

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0115
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Pendel-Bodenstanduhr
Sachgruppe:
Maße:
Gesamt: B: 51 cm (max.), T: 28 cm, H: 205 cm

Beschreibung

Bodenstanduhr/Pendeluhr

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine Bodenstanduhr vom Typ einer gewichtsangetriebenen Pendeluhr. Das hölzerne, vertikal in drei Teile gegliederte Gehäuse ist mit historisierenden und verzierenden Schnitzereien sowie einem "architektonischen Aufbau" (mit Sockelzonen, gerahmten Feldern, horizontal gliedernden Gesimsen und abschließendem, überkragendem Kranzgesims) ausgeführt. Über dem allseitig geschlossenen Sockenteil sitzt eine nach vorne offene Mittelzone, in der die beiden Gewichte und Ketten sichtbar und - durch das sogenannte "Aufziehen" der Ketten - bedienbar sind. Das Uhrwerk sitzt im oberen, wiederum bis auf das gläserne Sichtfeld des Zifferblattes gänzlich geschlossenen Gehäuseteil. Die Uhr besitzt bei einer maximalen Breite von 51 cm eine Höhe von 2,05 m und dürfte gegen Ende des 19. Jh. (oder Anfang des 20 Jh.) hergestellt worden sein.

Allgemein zu Bodenstanduhren:
Die Bodenstanduhr ("Dielenuhr", "Hausuhr") ist eine auf dem Fußboden stehende, gewichtsangetriebene Pendeluhr. Dieser Uhrentyp entstand im 17. Jh. in England und verbreitete sich in der Folgezeit zunächst in die Niederlande, Norddeutschland und Skandinavien, später auch im restlichen deutschen Sprachraum (inkl. Österreich) und - als als "Comtoise-Uhren" bezeichnet - in Frankreich. Oftmals wurden zur Zeit der handwerklichen Fertigung bis etwa Mitte des 19. Jh. lediglich die Uhrwerke mit dem sie umgebenden, oberen Gehäuseteil ("Kopf") verkauft - der Käufer konnte sich dann den Rest des Gehäuses nach seinem Geschmack passend anfertigen lassen. Besonders im England des 18. und 19. Jh. gehörten Bodenstanduhren über Generationen zu jedem gutsituierten Haushalt - im 19. Jh. fanden sie auch in Deutschland im Bürgertum und bei wohlhabenden Bauern weite Verbreitung. Die Bodenstanduhren wurden bis in das beginnende 20. Jh. in den jeweiligen (historistischen) Stilepochen als "vorzeigbares" Möbelstück gestaltet. So boten Möbelfabriken oftmals einheitlich gestaltete Zimmereinrichtungen an, zu denen dann auch eine passende Bodenstanduhr gehörte. Der auf dem Boden stehende, das Uhrwerk, die Gewichte und das Pendel in einem meist dreiteiligen Aufbau beinhaltende und schützende Kasten kann im Regelfall eine Höhe bis zu 3 m aufweisen. Durch die Möglichkeit, in diese hohen Gehäuse lange Pendel einzubauen, erreichte die Bodenstanduhr schon um 1700 (bei sorgfältiger Werksausführung) eine vorher so kaum mögliche Ganggenauigkeit. Wie die Wanduhren wurden auch die Bodenstanduhren technisch permanent verbessert, so dass sie im Folgenden sich ständig verbessernde Gangergebnisse aufwiesen (Präzisionspendeluhren/Bodenregulatoren). Angetrieben werden Uhren dieses Typs durch Gewichte, welche aufgrund der Schwerkraft nach unten ziehen und diese Bewegung mittels Getriebe auf das Uhrwerk übertragen. Nach einer gewissen Zeit - die Gewichte sind an ihrer konstruktiv bedingt tiefsten Stelle angekommen - müssen diese durch das Ziehen an den parallel verlaufenden Ketten wieder in die obere Position gezogen werden.

Allgemein zu Pendeluhren:
Die Pendeluhr (Pendule) ist eine Uhr, deren Taktgeber ein mechanisches Pendel ist. Die Schwingung des Pendels gibt den Zeittakt vor, ein ca. 1 m langes Pendel schwingt in 1 Sekunde von einer Seite zur anderen - je kürzer das Pendel ist, umso öfter schwingt es pro Sekunde. Galileo Galilei formulierte um 1637/40 das Pendelgesetz und erdachte das Prinzip der Freien Hemmung. Pendeluhren wurden jedoch erst im Folgenden konstruiert: Galileos Sohn Vincenzo versuchte sich an den Bau einer Pendeluhr, 1657 befasste sich Christiaan Huygens mit Theorie und Bauart der Pendeluhr mit Spindelhemmung; die erste funktionstüchtige Pendeluhr nach diesem Prinzip und mit einer Gangabweichung von etwa 10 Sekunden am Tag - ein Wert, der erst 100 Jahre später durch den Briten John Harrisons auf 1 s verbessert wurde - baute im gleichen Jahr Salomon Coster .
Das Prinzip der Pendeluhr beruht darauf, dass ein schwingendes oder rotierendes Pendel bei jedem Durchgang an einem bestimmten Punkt seines Wegs eine Aktion im Uhrwerk auslöst, wodurch die Zeitanzeige weitergeschaltet wird; am häufigsten geschieht dies durch Steigrad und - seit ca. 1680 - Ankerhemmung. Außerdem erhält das Pendel vom Uhrwerk oder einem anderen Antrieb einen Impuls (Hebung), damit die Schwingung trotz des Energieverlustes durch Reibung aufrechterhalten bleibt. Das Gleichmaß der Pendelbewegung, eine gleichmäßige Impulsübertragung vom Uhrwerk auf das Pendel sowie eine reibungsarme Auslösung des Uhrwerks ist bestimmend für die Ganggenauigkeit der Uhr, so dass in der Folgezeit durch konstante Verbesserungen und Entwicklungen die Reibung der Pendelaufhängung durch Achatlager reduziert, das Schlingern durch Pendelfedern gemindert, die gleichmäßige Kraftübertragung auf das Pendel über eine Pendelstange verbessert und der Luftwiderstand durch stromlinienförmige Pendellinsen gemindert wurde. Auch sich ändernde äußere Einflüsse auf die Schwingungsdauer wie Temperatur, Luftdichte und -feuchtigkeit konnten durch den Einbau von Kompensationen ausgeglichen werden. Die Justierung der Schwingungsdauer von Pendeluhren erfolgt nach wie vor durch Verändern der wirksamen Pendellänge (nach: wikipedia).