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Schale

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0380
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Schüssel
Material:
Ton (gebrannt)
Technik:
scheibengedreht
Maße:
Gesamt: H: 20 cm (max.), D: 30 cm (max.)

Beschreibung

Schale/Schüssel.

Die Schale besteht aus gebranntem Ton und hat bei einer Höhe von ca. 20 cm. am oberen Ende der Wandung (Übergang zur Schulter/zum Steirand) einen Durchmesser von ca. 30 cm. Sie entspricht der Form einer Schale des Typs "Conspectus Formarum 22", einer konischen Schale mit gekehltem, fein profliliertem Steilrand und einer kaum ausgebildeten Wandrippe (eher eine Profilierung). Obgleich der Bauch etwas kugeliger ausgebildet ist (und damit in Richtung der späteren Typen ab CF 31 verweist), besitzt das vorliegende Exemplar noch nicht den glatten Steilrand von CF 23, dem zeitlich unmittelbar folgenden Typ (in Italien ab 30 n. Chr.), und dürfte dadurch als gallisch-provinzialrömische Produktion noch in das frühe 1. Jh. n. Chr. datieren.
Die Schale ist aus mehreren Scherben zusammengesetzt und weist deshalb einige kleine Fehlstellen auf. Sie wurde 2009 im Bereich des Wirtschaftshofes (pars rustica) der römischen Villa in Reinheim bei dem Nebengebäude B8 (evtl. Haus eines Gutsverwalters) in einem Schacht der Sickergrube gefunden.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 65-69
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013