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Schädelschale mit Deckel und Ständer

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: 1969/74 erworben

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS477
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Schädelschale mit Deckel und Ständer
weitere Objektbezeichnung:
Kapala, thod pa
Material:
Bronze (Vajra)
Schädeldecke (menschlich)
Silberblech
Technik:
getrieben (Silberbeschlag)
gegossen (Vajra)
Maße:
Gesamt: H: 6 cm (Schale), B: 14,5 cm (Schale), L: 19 cm (Schale)

Beschreibung

Schale aus der Schädeldecke eines Verstorbenen; innen mit Silberblech ausgeschlagen; Rand mit Rankenwerk gepunzt und um den Schädelrand geschlagen; mit einem Ständer aus Silberblech und einer Abdeckung aus demselben Material; beide ebenfalls mit Ranken geschmückt; Blech des Ständers ornamental durchbrochen; auf der Abdeckung ist ein bronzener Vajra angebracht, dem Hauptsymbol der Erleuchtung im Buddhimus.
Schädelschalen, sogenannte "Kapalas", sind Hilfsmittel ritueller Praktiken in Hinduismus, Buddhismus und Tantrismus, einer esoterischen Form dieser beiden Religionen.
Die tibetanische "thod pa" (sanskrit "kapala") ist eine menschliche Hirnschale, die in der hinduistischen Liturgie Indiens und der buddhistischen Vajrayana-Liturgie Tibets benutzt wird, um die Menschen an die Vergänglichkeit des irdischen Seins zu erinnern. Die Tibeter opfern darin ihren dharmapala Wein (symbolisch für Blut): mit Blut gefüllt heisst die Schale "Ashrakapala", mit Fleisch gefüllt trägt sie den Namen "Mamsakapala". In den tibetischen Klöstern finden sie hauptsächlich als Altar-, Weihe- und Opfergegenstand Verwendung. Die Hirnschale wird ansonsten von Mönchen, die daraus trinken, als "memento mori"-Symbol gebraucht ("memento mori" = "Gedenke des Todes"). Den Sanskritbegriff "Kapala" für Schädelschale übersetzen die Tibeter auch mit "Beschützer der Glückseligkeit", da die Schädelkalotte das Gehirn und damit das "Chakra der Großen Glückseligkeit" bedeckt.
Die Schalen gehören zu den wichtigsten tantrischen Kultgegenständen. Sie gelten als "Innere Almosenschalen", denn ursprünglich dienten sie den Tantrikern als Bettelschale, aus der diese auch aßen und tranken. Die Schädelschale ist zudem ein Attribut tantrischer Gottheiten, die daraus "Amrta", den "Nektar der Unsterblichkeit" oder Blut trinken. Die stärksten Kräfte werden in der tantrischen Tradition den Schädeln von Verbrechern und Hingerichteten beigemessen. Eine besondere Kraft geht auch von Schädeln aus von fehlgebildeten Kindern und von pubertierenden Knaben, von Kindern die aus einer unerlaubten Vereinigung stammen (unterschiedliche Kasten, Vater unbekannt, Inzest etc). Die Schädel von Menschen, die eines gewaltsamen Todes oder an einer schlimmen Krankheit starben besitzen eine mäßige tantrische Kraft. Wer aber friedlich in seinem Bett an Altersschwäche starb, dessen Schädel besitzt keinerlei okkulte Kraft.