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Kris mit Scheide

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: in den 1950er Jahren erworben

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS428
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Kris mit Scheide
Technik:
geschmiedet (pamor-Verfahren)
geschnitzt (Griff)
getrieben (Scheidenbleche)
Maße:
Gesamt: L: 56 cm

Beschreibung

Sogenannter "Kris" (von "keris", dem malaiischen Wort für Dolch); asymmetrischer Dolch aus Südostasien, im vorliegenden Fall aus Bali; mit geschnitztem Holzgriff, der wahrscheinlich zwei Dämonen zeigt, mit denen man böse Kräfte abwehren wollte. Beim vorliegenden Objekt reitet eine Figur auf den Schultern der anderen. Der Griff der Dolche zeigt je nach Region und dort vorherrschender Religion - in islamischen Gebieten Abstraktionen, auf dem hinduistischen Bali lebensechte Darstellungen von Menschen, Göttern oder Tieren
Die leicht gewellte, asymmetrische Klinge zeigt die mythische Schlange ("naga"). Eine gerade Kris-Klinge zeigt die Schlange im Zustand der Ruhe und des Nachdenkens, die gewellte Form die in Bewegung geratene Naga. Für den Besitzer eines Kris war die Beziehung zwischen Kris und Schlange bedeutend und so wurden Krisklingen nicht selten eine Weile mit den Eingeweiden und dem Gehirn einer Schlange in Berührung gebracht. Die Herstellung einer Krisklinge, das sog. pamor-Verfahren, meint ein technisches Verfahren, bei dem gewöhnliches Eisen und nickelhaltiges (Meteor-)Eisen so zusammengeschmiedet werden, dass sich an der Oberfläche der Klinge bestimmte Muster bilden. Hierzu legte man Stäbe aus gewöhnlichem Eisen und solche aus Nickeleisen in bestimmter Reihenfolge aufeinander und schmiedete sie dann zusammen. Den so entstandenen Metallstab brach der Schmied oder schmiedete ihn zu einer Spirale und wiederholte diese Vorgänge einige Male. War die Klinge fertig, aber die Musterzeichnungen noch nicht deutlich genug, konnte der Stahl noch mit Arsen oder Essigsäure behandelt werden. Diese griffen nur den Nickelstahl an und ätzten ihn, so dass er blank wurde und die Zeichnung zu Tage kam.
An der breiten Seite der Klinge des vorliegenden Objektes findet sich eine Figur, die den Rüssel und das Maul eines Elefanten zeigen soll und mit der man die Kraft des Tieres magisch auf die Waffe übertragen wollte.
Die Holzscheide ist mit floral verziertem Blech beschlagen, am oberen Ende, im sogenannten Schuh, beilförmig auslaufend.
Der Waffenschmied, der einen Kris schmiedete, vollzog eine quasi weihevolle Handlung und man sah in einem bestimmten Kris häufig einen Träger magischer Kräfte. Als eine Waffe, der eine spirituelle Bedeutung zugewiesen wurde, wurden manchen dieser Dolche eine Seele oder Eigenleben nachgesagt und es gibt zahlreiche Legenden um besonders blutdürstige Dolche, die ihre Besitzer zu Amokläufern (malaiisch: "meng-âmok", in blinder Wut angreifen und töten) machten. Auch mit der Klingenspitze auf einen Menschen zu zeigen soll Unheil, gar den Tod dieser Person bringen. (Vgl. Wagner 1979)

Literatur

Wagner, Frits A.: Indonesien. Die Kunst eines Inselreiches., Baden-Baden: Holle Verlag, 1979, S. 158-166