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s/w-Foto

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: um 1960
von: Rox-Schulz, Heinz als Künstler
in: Ecuador

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS0273
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
s/w-Foto
Sachgruppe:
Material:
Technik:
s / w-Foto
Maße:
Gesamt: H: 20 cm, B: 18 cm

Beschreibung

Jívaro-Indianer bei der Herstellung eines Schrumpfkopfes. Globetrotter Heinz Rox-Schulz konnte die Herstellung einer Tsantsa fotografieren und filmen. Die faustgroße Trophäe wurde aus dem abgetrennten Kopf eines Gegners gefertigt. Zunächst wurden die Schädelknochen entfernt, anschließend die verbliebene Hauthülle mit dem Skalp gekocht, dann mit heißen Steinen und Sand oder heißer Asche gefüllt, so dass diese zusammenschrumpfte und mumifizierte. Anschließend wurden die Gesichtszüge nachgestaltet. Eine mehrere Stunden dauernde Räucherung dient dann der Konservierung und sorgt für die dunkle Hautfarbe. Um zu verhindern, dass die Rachegeister des Toten austreten konnten, wurde der Mund vernäht oder mit Pflöcken verschlossen.
In ihrer religiösen Vorstellung war die Welt den Jívaro, die Globetrotter Heinz Rox-Schulz besuchte, eine Illusion, die zunächst den Zugang zur "Wahrheit" des Nicht-Materiellen verbaute. Erst die Droge, gewonnen aus einer Vielzahl von Pflanzen, die innerhalb des räumlichen Lebensbereiche der Jívaros gediehen, erlaubte die Überwindung dieser Täuschung. Wer durch Riten und Drogen die Fertigkeit entwickelte, die "wahre" Welt zu sehen, gewann damit Macht und Prestige übermenschlicher Herkunft. Dieser Machtkampf um Prestige fand sich auch im religiösen Bereich wieder, als Streben des Einzelnen nach Kontakt mit dem Jenseits, das im Drogenrausch gesehen wurde und das keine Welt in weiter räumlicher Ferne war, sondern als das Unsichtbare in und um die Jívaros selbst interpretiert wurde, als die Welt der "Wakani" (Bilder, Schatten, nicht-materielle Teile der Lebewesen), eine Art Seelen. Dabei machten die Jívaro keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen Mensch, Tier und Pflanze. In dieser Auffassung von der Beseelung aller Lebewesen lag eine religiöse Begründung der Achtung, welche die Indianer oft der Natur entgegenbrachten, gleichzeitig aber auch der Leichtigkeit, mit der sie traditionell Menschen töten konnten. So war der menschliche Feind in ihren Augen, was seine Seele betraf, nicht wesentlich verschieden von der beseelten Schlange, die man erschlägt, weil sie giftig sei. Anders als in der christlichen Auffassung etwa erhob sich der Mensch nach Ansicht der Jívaro nicht durch seine Seele über die Natur, sondern war ein Teil seiner Umwelt. (vgl. Museum für Völkerkunde/Frankfurt a.M. 1977)

Literatur

Rox-Schulz, Heinz: "Manuskript II. Die Abenteuer des Mr. Rox. Vom Gran Chaco bis Caracas", S. 572f., 576f., 584, 586-590
Dezernat für Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main/Museum für Völkerkunde (Hrsg.): Roter Faden zur Ausstellung. Schrumpfkopfmacher. Jíbaro-Indianer in Südamerika, Frankfurt a.M., 1977, S. 201f.