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Gewand

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: um 1960 erworben
in: Ecuador

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS313
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Gewand
Sachgruppe:
Kleidung (Statussymbol bei bestimmten Anlässen und Ritualen)
Material:
Rinde (Baumbast)
Federn
Vogelbein
Baumrinde (Baumbast)
Samenhülsen (Fruchthülsen)
Maße:
Gesamt: B: 40 cm, L: 160 cm

Beschreibung

Gewand eines Jívaro-Häuptlings/Medizinmanns; aus weichgeklopfer Baumrinde (Baststoff) gefertigt; in der Form eines Überwurfs mit Kopföffnung; geschlitzt und mit einer Kette aus weißen Hülsenfrüchten der Größe einer Haselnuss gesäumt; Aussenrand gesäumt mit einer Kette, an der vier bis fünf rote und eine etwas größere weiße Hülse einander abwechseln; die beige Fläche des Überwurfs ist mit Mustern und Feldern, die mit brauner Pflanzenfarbe ausgemalt sind, versehen. Genäht sind auf das Gewand Kettenreihen mit Hülsenfrüchten, blaue und gelbe Papageienfedern; graue, weiße und schwarze Pflaumfedern, ein Vogel mit gespreiztem Gefieder; die unteren Ränder des Objektes sind mit Federn besetzt.
Der Bast, das lebende Gewebe unter der Borke von Bäumen und anderen verholzten Pflanzen, leitet in Wasser gelöste Nährstoffe von der Krone in die Wurzeln. Es ist feucht und weich, zugleich aber auch zäh und widerstandsfähig. Die Herstellung von Baststoff ging überall in den Regionen, die Globetrotter Rox besuchte, in ähnlicher Weise vor sich. Grobe, von Bäumen wie dem Papiermaulbeerbaum, dem Brotfruchtbaum oder dem Feigenbaum abgezogene Rinde wurde gewässert, dann wurde entweder die raue, äußere Borke abgekratzt oder das eigentliche Rohmaterial; der weiche Innenbast; der Länge nach abgezogen. Die gewonnenen Streifen wurden daraufhin auf einer harten Unterlage mit Schlegeln geklopft. Dadurch wurden holzige Bestandteile vom Bast gelöst, die einzelnen Bastfasern verfilzten und verbreiterten sich. Die Schlegel, meist aus hartem Holz bestehend, waren im Schlagteil vierkantig oder rund, die Schlagfläche selbst nicht glatt sondern mit eingeschnittenen Längsriefen oder einer Art Schachbrettmuster versehen. Beim Bearbeiten des Bastes wurden diese Muster in das Material eingeschlagen. Nach nochmaliger Wässerung, Trocknung und Bleichen war der Stoff als solcher bereits fertig. Große Stücke erhielt man dadurch, dass man die Bahnen aneinanderklebte oder die Kanten aufeinander legte und dann durch Schlagen verfilzte. Schwarze Rußfarbe oder Ockertöne von Gelb bis Rot wurden bei der freihändigen oder bei der Bemalung mit Hilfe von Schablonen oder Handstempeln bevorzugt benutzt. Baststoffe dienten in erster Linie als Bekleidung, von einfachen Lendenschurzen, Röcken, Ponchos und Umhängen bis zu den Festtrachten. Der Massenimport industriell gefertigter Gewebe hat vielerorts die alten Techniken der Baststoffverarbeitung zum Erliegen gebracht. Schon zur Zeit von Rox-Schulz Südamerikareise, 1957-62, hielten diese Textilien Einzug in den Regenwald. (Vgl. Städtisches Museum für Völkerkunde/Frankurt a.M. 1966)

Literatur

Städtisches Museum für Völkerkunde/Frankurt a.M. (Hrsg.): Baststoffe und Gewebe. Ozeanien, Indien, Indonesien, Amerika., Frankfurt, 1966, S. 6-9