Arztkoffer (Reizstromgerät/Radiostat „HEIL-LUX“).
Hölzerner, mit braunem Leder bespannter Koffer mit zahlreichen medizinischen Utensilien zur Behandlung mit Reizstrom (Elektrotherapie). Es handelt sich um ein deutsches Produkt („Made in Germany“) aus der Vorkriegszeit bzw. gegebenenfalls bereits aus der Zeit um 1900 und fand in der mobilen Arzt- und Krankenschwesternhilfe im Dorf Wolfersweiler Verwendung (Außeneinsätze).
Im Bereich des eigentlichen Kofferfachs sowie im aufklappbaren Deckel befinden sich auf einer Unterlage aus blauem Samt – befestigt in Metallklammern – diverse, zum Aufsetzen auf die Haut unterschiedlicher Körperpartien gedachte, Glasröhrchen mit unterschiedlich ausgeformten Enden. Am hinteren Ende befinden sich in gleicher Normgröße ausgeformte, metallene Steckadapter. Ein kastenförmiger, mittels Stecker an das Stromnetz anzuschließender Transformator mit Stromstärkeregler (1-10) diente dem Bereitstellen der zur Behandlung notwendigen Reizstroms (100-250 Volt). Über Kabel und Steckvorrichtung floss der Strom in den jeweils eingesetzten Glaskörper.
Das Experimentieren mit medizinischem Reizstrom geht bis in das 18. Jh. zurück; im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Methode und die dazu benötigten Gerätschaften zur Serienreife. Die Geräte arbeiteten mit Gleichstrom oder niederfrequente Wechselströmen, zunächst noch mit „faradischem“ UND dem gefährlichen „sinusoidalem Wechselstrom“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Reizstromgeräte sehr populär und wurden zur Therapie aller möglichen Wehleiden beworben. Wegen der Gefährlichkeit der sinusoidalen Ströme wurden diese 1917 verboten.
Die Behandlung mit einem Reizstrom-Hochfrequenz-Therapiegerät dient durch Erwärmung und Durchblutungssteigerung heute im Wesentlichen der Linderung von Schmerzen, der Wund- und Knochenheilung, zur Atrophie-vorbeugenden Muskelbehandlung bei Nervenausfall, der Behandlung von Neuralgien, Durchblutungsstörungen oder orthopädischen Erkrankungen (Ischialgien, Sehnenscheidenentzündungen, Arthrosen etc.).