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Pfarrer Jakob Neureuter

Stiftung Marpinger Kulturbesitz


Herstellung:

Merkmale

Inventarnummer:
2015-0025
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Sachgruppe:
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Beschreibung

Fotographie der Marpinger Pfarrers Jakob Neureuter

Jakob Neureuter war zum Zeitpunkt der Fotografie 61 Jahre alt.

Er wurde am 21. Juli 1833 in Trier als Sohn des Malers Ludwig Neureuter und seiner Ehefrau Sophie geb. Petri geboren. Am 24. März 1860 wurde er im Trierer Dom zum Priester geweiht. Nach seiner Kaplanzeit in der Koblenzer Liebfrauenkirche wurde er 1865 zum Pfarrer von "Maria Himmelfafrt" in Marpingen ernannt und war dort bis 1895 als Pfarrer tätig.
In Marpingen war er der Nachfolger von Pastor Nikolaus Satorius. Pastor Neureuter war auch als Präses des "Jungmännerbundes" in Marpingen. 1871 starb sein vielgeliebte Schwester Elisabeth Neureuter, deren Grab auf dem Friedhof in Marpingen nahe der Kirche mit einem wundervollen Kreuz und Madonnenbild angelegt war.
Seine Amtszeit fiel in die Zeit des Kulturkampfes. Schon zu Beginn des Kulturkampfes verlor Pastor Neureuter die Stelle des Schulinspektors. Anschließend begannen die Ereignisse im Zusammenhang mit den Marienerscheinungen im Marpinger Härtelwald. Ein Pilgerstrom setzte ein.

Folgende Worte des Gelehrten Rabbi Gamaliel (Apostelg. V.34) bedeuteten ihm viel: "Ist es Menschenwerk, so wird es vergehen; ist es aber von Gott, so könnt ihr ihm nicht widerstehen, damit ihr nicht erscheinet, als ob ihr wider Gott streiten wollet."
Entsprechend antwortete er bei seinem ersten Verhör zu den Ereignissen im Härtelwald durch den Trierer Regierungspräsidenten Wolff am 14. Juli 1876 : "Ist es Menschenwerk, so wird es in sich zerfallen, ist es Gotteswerk, so werden Sie, Herr Präsident, es nicht verhindern."
Pastor Neureuter wurde von denen, die ihn kannten, als künstlerisch begabter, feinsinniger Mensch geschildert. 30 Jahre verwaltete er die Pfarrei und prägte somit Marpingen. In der Kunst und in der Begegnung mit der Natur mag er sich oft von harten Schicksalsschlägen erholt haben. In einem Epos, das sich im Besitz der Familie Satorius befindet, verleiht er seinen vielen Schicksalsschlägen Ausdruck.

Als Maler schenkte er der Pfarrei Marpingen wertvolle Andenken. Aus dem Krieg 1870/71 heimkehrende Soldaten hatten gelobt, als Dank an die Gottesmutter ein Bild der Himmelskönigin für die Pfarrkirche zu stiften. Pfarrer Neureuter malte das Bild, das sich lange auf dem Pfarrspeicher befand. Im Jahre 2015 wurde es restauriert und wieder im Altarraum der Kirche platziert.

Am 26 November 1876 wurde Pfarrer Neureuter festgenommen und in Saarbrücken inhaftiert. Am 1. Dezember 1876 wurde er entlassen und bei seiner Ankunft in Marpingen mit Böllerschüssen empfangen. Neureuter verstarb am 20. August 1908 in Kesten an der Mosel.

Geschichtlicher Hintergrund:
Der Pfarrer Jakob Neureuter war die zentrale Gestalt auf der Seite der katholischen Kirche im Kampf gegen den preußischen Staat. Die vom Staat erzwungene Vakanz auf dem Bischofsstuhl in Trier führte dazu, dass der Marpinger Pfarrer - unterstützt von einigen Kollegen wie dem Alsweiler Pfarrer Schneider - ohne Rückendeckung aus Trier agieren musste.
Damit lag die ganze Verantwortung des Umgangs mit den Ereignissen von 1876 bei ihm.