zurück

Kreuz

Stiftung Marpinger Kulturbesitz


Herstellung: um 1699

Merkmale

Inventarnummer:
2015SMK0069
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Sühnekreuz
Material:
Sandstein (heimisch)
Maße:
Gesamt: H: 86 cm, B: 52 cm, T: 34 cm

Beschreibung

Die Entstehung des "Sühnekreuzes", das neben dem Bergmannskreuz am Exelberg stand [1], geht auf ein Gelübde der Marpinger aus dem Jahre 1699 zurück. Zwölf Familienhäupter aus dem von Seuchen heimgesuchten Marpingen wandten sich damals hilfesuchend an die Muttergottes, mit dem Wunsch, sie möge ihren Sohn Jesus Christus um Gnade bitten. Zur Abwendung der furchterregenden und sich schnell ausbreitenden Seuchen, insbesondere der Pest, gelobten sie, die Samstagnachmittage wie Sonntage zu begehen und ausschließlich dem Gebet zu widmen.
Das Marpinger Gelübde aus dem Jahr 1699
Ende des 17. Jahrhunderts herrschten Not und Elend im Land. Hunger, Krankheit, Seuchen und Tod veranlassten 1699 in Marpingen zwölf Familienvorstände ein Gelübde zu Ehren der Gottesmutter abzulegen. Das Gelübde wurde vom damaligen Dorfschulmeister Jakob Staub in einer Urkunde, datiert auf den 23. Mai, festgehalten und von den Familienoberhäuptern unterschrieben und mit einem Siegel versehen. Sie versprachen, an jedem Samstagnachmittag keine schweren Arbeiten zu verrichten und stattdessen die "allerseligste Jungfrau Maria" in einer Gebetsstunde in der Kirche anzurufen, damit sie bei Gott Fürsprache einlege und so große Not abgewendet werde.
An diesen feierlichen Schwur erinnert das "Sühnekreuz" auf dem Exelberg, das im Volksmund auch "Pestkreuz" genannt wird.
An jedem 23. Mai gedenkt die Marpinger Pfarrei des "Marpinger Gelübdes", das die Vorfahren 1699 in Zeiten schlimmster Not abgelegt hatten; seit 2013 mit einer Sternprozession mit anschließendem Gottesdienst an der Marienquelle im Härtelwald. Anlässlich des 300. Jahrestages des Gelübdes gab eine besondere Zeremonie: An Pfingstmontag 1999 wurde als sichtbares Zeichen dieses Gedenkens die "Schutzmantelmadonna" in der rechten Seitennische der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aufgestellt und von Pastor Leo Hofmann eingeweiht.

Gelübde
Das feierliche Gelöbnis - in die heutige Sprache übertragen - hat folgenden Wortlaut:
Im Jahre 1699, den 23. Mai
Es hat die Gemeinde Marpingen ein Versprechen gemacht, den Samstagnachmittag zu feiern wie folgt:
Erstens, was die Feldarbeit anbelangt: Sobald die Mittagsglocke läutet, soll ein jeder sich nach Hause begeben. Wenn er aber die Glocke nicht hören kann, so muss er die Zeit (bei sich) selber erkennen.
Wenn man einen auf dem Bann findet - er sei im Dorf ansässig oder nicht - so soll man in ergreifen und strafen nach dem Versprechen.

Die Handwerksleute - was für ein Handwerk es auch sei - müssen alsobald aufgehalten werden - wie bei der Feldarbeit - besonders diejenigen, die im Dorf wohnhaft sind, neue Arbeit zu machen.
Wenn einer in seinem Handwerk innerhalb einer halben Stunde etwa zu Ende kommen könnte, so soll man ihn gehen lassen.
Was die Weibsleut anlangt, sollen sie auch am Samstagnachmittag nicht waschen oder gröblich (schwer) arbeiten wie etwa in den Garten gehen, um Nahrungsmittel zu holen, auch nicht putzen oder jäten.
Wenn einer in diesen Stücken angetroffen wird, die hier genannt sind, so wird er bestraft werden beim erstenmal für 4 Albus (Weißpfennig, Silbermünze), zum zweitenmal für 8 Albus, also fortan gedoppelt bis zur erhaltenen Abrechnung. Die Rechnung soll der Heimmeier führen für ein Vierteljahr Mit dem Fürheimmeier. Wo sie aber in ein Haus kommen, muss das Familienoberhaupt Rechenschaft geben von seiner Haushaltung
(Quelle: Kath. Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt Marpingen)

[1] Das Fragment des Sühnekreuzes ist heute aufgrund seines schlechten Zustandes abgebaut und befindet sich im Depot.

Beschreibung Sühnekreuz
Bei dem sogenannten Sühnekreuz handelt es sich um ein Fragment des Sockels eines Kreuzes, dass 1959 bei Renovierungsarbeiten am Bergmannskreuz gefunden wurde. Das alte Kreuz ist wahrscheinlich zur Erinnerung an das Marpinger Gelübde aus dem Jahre 1699 errichtet worden. Damals gelobten die Marpinger zur Abwendung von Hunger, Not und Seuchen die Samstagnachmittage von Arbeit freizuhalten und dafür in der Kirche den Rosenkranz zu beten. Dieses Gelübde wurde von dem Schulmeister Jakob Staub in einer Urkunde festgehalten und von den Familienvorständen des Dorfes am 23.Mai 1699 eigenhändig unterzeichnet und mit Siegel versehen. Die Inschrift in Großbuchstaben lautet wie folgt:

DISES.KREIDZ.IST.ZU.EHREN.DES. BITTREN.LEIDEN.UND.STERBEN.UNSERS. HERN.IESUS.CHRISTUS.AUFGERICHT. (Informationstafel am Bergmannskreuz)
__________________________________________________________________________
Literatur / Quellen
Informationstafel am Bergmannskreuz
Heimatbuch Marpingen, im Auftrag der Gemeinde Marpingen bearbeitet von Wilhelm Bungert, 1980
haertelwald.de - Beschreibung der Marienverehrungsstätte "Härtelwald"
300 Jahre Marpinger Gelübde. 23.Mai 1699-1999, Kath. Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt Marpingen
recherchiert und bebildert von Gerhard Paul, Quierschied (Fotos von 2006 / 13.07.2008)
Ergänzungen von Bernadette Dewes, Stiftung 'Marpinger Kulturbesitz' (09/2008)]1
Recktenwald, Hans - Festschrift zum 140jährigen Bestehen des Katholischen Bergmannvereins Marpingen im Jahr 2007
recherchiert und bebildert von Gerhard Paul, Quierschied (Foto vom 13.07.2008)
Ergänzungen von Bernadette Dewes, Stiftung 'Marpinger Kulturbesitz' (09/2008)
Aus: http://www.suehnekreuz.de/saar/marpingen.htm