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Violine/Geige

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0102
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Violine/Geige
weitere Objektbezeichnung:
mit Bogen und Kasten
Sachgruppe:
Technik:
montiert (zusammengebaut)
Maße:
Gesamt: L: 77 cm, B: 23,5 cm, H: 12 cm (in geschlossenem Kasten)

Beschreibung

Violine/Geige (mit Bogen und Kasten)

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine Violine mit zugehörigem Kasten, welche vermutlich im Verlauf des ersten Drittel des 20 Jh. hergestellt wurde. Sie wurde, wie ein Papierschild aussagt, von ihrem damaligen Besitzer käuflich im Saarbrücker "Passage-Kaufhaus" erworben. Dies könnte noch in den 1920er/30er-Jahren stattgefunden haben. Zum Aufbau der Violine vgl. unten. Der aufklappbare Kasten besteht aus Holz, das innen mit gemustertem Papier beschlagen ist.

Allgemein zu Violinen:
Die Violine oder Geige ist ein zu den Kastenhalslauten gehörendes Streichinstrument. Ihre vier Saiten (Stimmung: g - d1 - a1 - e2) werden mit einem Bogen gestrichen. In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die Violine eine wichtige Rolle. Erste Vorläufer der Violine stammen aus dem spanisch-maurischen Raum im 8. Jahrhundert. Als weiterer Vorläufer sind das Rebec und die Fidel (bis ins 16. Jahrhundert gespielt) zu nennen. Die erste urkundliche Erwähnung der Violine erfolgte um 1523 - die im Wesentlichen unveränderte Form der heutigen Violine ist seit etwa 1540 bekannt und stammt aus Oberitalien.
Violinen werden von Geigenbauern hergestellt. Der in der Regel ca. 35 cm lange Korpus (Resonanzkörper) wird aus der mit zwei F-Löchern versehenen, gewölbten, aus Fichtenholz gefertigten Decke, dem ebenfalls gewölbten Boden aus Ahorn-, Pappel- oder Weidenholz und dem Zargenkranz (den Seitenteilen zwischen Boden und Decke) gebildet. Zur Verleimung der einzelnen Bauteile findet wasser- und wärmelöslicher Knochen- oder Hautleim Verwendung. Der angeleimte Hals ist ca. 13 - 15 cm lang und trägt das etwa 27 cm lange Griffbrett, das bei hochwertigen Instrumenten zumeist aus Ebenholz gefertigt wird. Der Steg aus Ahorn wird zwischen Decke und Saiten ohne Befestigung eingesetzt. Über ihn werden die Schwingungen der Saiten auf den Korpus übertragen. Am schmalen Griffbrettende befindet sich der (Ober-)Sattel, der die vier Saiten des Instrumentes in den Wirbelkasten lenkt. Dort befinden sich die konischen Wirbel, mit denen die Saiten gestimmt werden. Der Wirbelkasten endet in der "Schnecke", ein fein geschnitztes Holzteil, das normalerweise die Form einer Schnecke oder - seltener - eines Frauen- oder Löwenkopfes hat. Am anderen Ende hat die Zarge ein Loch, in das der Endknopf eingesteckt ist. Dieser Saitenhalter wird mittels der Henkelsaite über den Untersattel an diesem Endknopf befestigt. Die Saiten werden zwischen Saitenhalter und Wirbel gespannt. Auf dem Griffbrett befinden sich keine Bünde, weshalb der Violinist, um den gewünschten Ton genau zu treffen, die Saite exakt an der richtigen Stelle niederdrücken muss. Als Bauteile im Inneren besitzen Violinen den "Bassbalken" (Fichtenholzleiste) zur Erhöhung der Steifigkeit der Decke und der Anisotropie, und den "Stimmstock", einen zylindrischen Fichtenholzstab, dessen präzise Platzierung den Klang der Geige maßgeblich beeinflusst und reguliert. Die vier Saiten bestehen aus Naturdarm, der mit Silber- oder Aluminiumdraht umsponnen sein kann, aus Kunststoff oder Stahldraht - die höchste Saite ist die E-Saite und ist meistens aus Stahldraht gefertigt. Der Bogen besteht bei qualitativ hochwertigen Violinen häufig aus dem Rotholz Pernambuk - einfachere Bögen sind meist aus Brasilholz gefertigt. Es werden heutzutage zudem zunehmend Bögen aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (Karbonfiber) verwendet. Am unteren Ende des Bogens befindet sich der "Frosch" aus Ebenholz. Zwischen "Frosch" und Bogenspitze ("Köpfchen") sind die Bogenhaare eingespannt. Dies sind - je nach Dicke - etwa 150 bis 220 Haare vom Hengstschweif bestimmter Pferderassen. Durch das Drehen einer Schraube ("Beinchen") lässt sich der Bogen in Spannung versetzen. Die Haare verfügen von Natur aus über feine Widerhaken, welche die Saiten - nach der Präparierung mit Kolophon - beim Darüberstreichen in Schwingung bringen.

Zum "Passage-Kaufhaus" in Saarbrücken:
Das "Passage-Kaufhaus" wurde 1919 von Alfred Leonhard Tietz gegründet und am 8. Dezember 1920 eröffnet. Äußerlich und durch sein äußerst breit gefächertes Warenhausangebot setzte das Kaufhaus als größtes Warenhaus an der Saar neue Maßstäbe. Beim Bombenangriff auf Saarbrücken am 29./30. Juli 1942 wurde das Gebäude zerstört. 1948 erfolgte der Wiederaufbau und die Wiedereröffnung. Im Jahr 1962 Jahre erfolgte durch den Architekten Hermann Wunderlich ein Neubau an der heutigen Stelle, der später erneut modernisiert und in den Namen "Galeria Kaufhaus" geändert wurde.