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Römische Münze

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0337
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Maiorina/Centenionalis, AE 3
Sachgruppe:
Material:
Technik:
geprägt
Maße:
Gesamt: D: 2,1 cm

Beschreibung

Maiorina/Centenionalis AE 3, vermutlich valentinianische Dynastie.

Av.: Büste eines Kaisers mit Diadem oder Kranz, nach rechts; Legende verloren bzw. unlesbar;
Rv.: mehrere Motiv-Möglichkeiten:
1.) Typ GLORIA ROMANORVM: stehender Kaiser, gepanzert, nach rechts, der Kopf zurück nach links gewendet, hält einem knieenden und gefesselten Gefangenen die rechte Hand auf den Kopf, die linke ein Labarum mit einem Chi-Rho (Motiv der valentinianischen Dynastie, 364 - 392 n. Chr.: Valentinian I., Valens, Gratian, Valentinian II, und noch Theodosius I. und Arcadius).
2.) Typ REPARATIO REIPVB: stehender Kaiser, gepanzert, nach links, hebt mit der rechten Hand den Kopf einer knieenden gefesselten weiblichen Gefangenenmit langem Gewand an, die Linke trägt eine kleine Victoria auf einem Globus, welche ihn bekränzt. Dieser Münztyp wurde im Rahmen der Münzreform der Bronzeprägungen des Gratian ausgegeben und bezieht sich auf die (vorläufig) abgewendete Gothengefahr - er ist vor 378 n.Chr. nicht anzutreffen, wurde jedoch im Westen für kurze Zeit auch noch unter seinen direkten Nachfolgern geprägt.

Valentinian I. (Flavius Valentinianus, * 321 n.Chr.) war - nach dem Ende der konstantinischen Herrscherfamlilie (293/305 - 363 n.Chr.) - der Begründer der neuen, nach ihm benannten, kurzlebigen "Valentinischen Dynastie" (364 - 392 n.Chr.). Er selbst regierte zusammen mit seinem im Osten residierenden Bruder Valens und seinem 367 n.Chr. zum Augustus bestellten Sohn Gratian bis zu seinem natürlichen Tod im Jahre 375 n.Chr. - häufig von Trier aus - den Westen des römischen Reiches.
Valens (Flavius Valens, 328 - 378 n.Chr.) wurde im Jahre 364 n.Chr. durch seinen Bruder Valentinian I. als Augustus des östlichen Reichsteils eingesetzt und war somit ein Vertreter der sogenannten Valentinianischen Dynastie (364 - 392 n.Chr.) Er sah sich als erster Kaiser gezwungen Germanen, nämlich den - vor den Hunnen ausweichenden - Goten, als sogenannte "foederati" Siedlungsgebiete innerhalb der Reichsgrenze zuzuweisen (375 n.Chr., Donaugebiet). Bei einer Erhebung dieser Volkschaft im Jahre 378 n.Chr fiel er (Schlacht von Adrianopel).
Gratian (Flavius Gratianus, * 359 - 383 n.Chr.) wurde bereits 367 n.Chr. als Augustus ausgerufen und folgte seinem Vater Valentinian I.im Jahre 375 n.Chr. als Herrscher des Westens (Residenz Trier). Er berief beim Tod seines Bruders Valens (Augustus des Ostens) im Jahre 378 n.Chr. Theodosius I. - den Begründer der "Theodosischen Dynastie" - zum Mitregenten, unterlag selbst allerdings 383 n.Chr. dem Usurpator Maximus.
Valentinian II. (Flavius Valentinianus, 371 - 392 n.Chr.) war ebenfalls ein Sohn Valentinianus I. und der letzte Kaiser der sogenannten Valentinianischen Dynastie (364 - 392 n.Chr.). Er wurde bereits 375 n.Chr. zum Augustus ausgerufen und regierte - zunächst zusammen mit seinem Stiefbruder und Vormund Gratian (bis 383 n.Chr.) - über den Westteil des Reiches.

Bei dem Centenionalis handelt es sich um eine spätrömische Bronzemünze mit geringem Silberanteil (ähnlich der größeren Maiorina). Nachdem bereits Diocletian und Konstantin I. d. Gr. Münzreformen durchgeführt hatten, kam es bereits kurz darauf zu einer erneuten Verschlechterung des Währungssystems, der die Kaiser Constantius II. und Constans im Jahre 346 n. Chr. mit einer weiteren Münzreform zu begegnen suchten. Der Centenionalis ersetzte - zusammen mit der Maiorina - den Follis, wurden aber seinerseits nur bis in die Zeit der Kaiser Arcadius und Honorius (um 400 n. Chr.) geprägt. Spätrömische Bronzemünzen werden zumeist mit den Größen-Bezeichnungen AE 1 bis AE 4 unterschieden.

Münztyp: RIC VIII/IX, Nr. ? LRBC, Nr. ?

Die Münze ist stark abgegriffen und korrodiert - die Legenden sind zur Gänze verloren bzw. unlesbar.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 62-67, Abb. Nr. 50-55
Mattingly, Harold / Edward A. Sydenham: Roman Imperial Coinage, London, 1923-1994, Band VIII/IX
Gricourt, Johannes / Johannes Naumann / Jean Schaub: Le mobilier numismatique de l'agglomeration decondaire de Bliebruck (Moselle), fouilles 1978 - 1998 (=Blesa - Publication du Parc archeeologique europeen de Bliesbruck-Reinheim, 5), Paris: Editions errance, 2009
Brück, Guido: Die spätrömische Kupferprägung. Ein Bestimmungsbuch für schlecht erhaltene Münzen, Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt, 1961