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Gürtelgehänge

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0317
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Gürtelhaken
weitere Objektbezeichnung:
Ringgürtelhaken
Material:
Technik:
gegossen
Maße:
Gesamt: L: 3,9 cm

Beschreibung

Ringgürtelhaken.

Das mittellatènezeitliche Hügelgrabes 7 der Nekropole "Am Furtweg" barg eine Brandbestattung eines Kriegers der keltischen Führungsschicht (280 - 150 v. Chr.). Zum Grabinventar gehörte u. a. der eiserner Haken eines Wehrgehänges. Er wurde - wie die Waffen selbst - mit dem Verstorbenen verbrannt. Durch die Unbrauchbarmachung der Waffen vor der Bestattung glaubte man, den Kriegsgott beeinflussen und dem Verstorbenen den als männliches Ideal verherrlichten Status des Kriegers auch im Jenseits bewahren zu können. Dieser rituelle Brauch ist auch aus anderen keltischen Gräbern und Heiligtümern derselben Zeitstellung bekannt und lässt zusammen mit der Übereinstimmung der Grabbeigaben (Schwert, Stoßlanze, Schildbuckel, Fibel) auf ein stark reglementiertes Totenritual schließen.

Bei dem Ringgürtelhaken handelt es sich um den 3,9 cm langen eisernen Haken mit flügellosem aber profiliertem Knopfteil und angearbeitetem Ring, welcher als Verschluss des Wehrgehänges für das an einem Leibriemen/Gürtel befestigte Schwert, also der Gürtung des Wehrgehänges des Kriegers diente. In dieser Funktion zählen Gürtelhaken zur typischen Ausstattung der keltischen Männertracht. Der halbkugelige Knopf sitzt auf einem kleinen gebogenen Hals und einem zum Ring hin kreisförmig vermittelndem Fortsatz.
Die Herstellung der Gürtelhaken erfolgte durch Vollguss.

Das Eisenobjekt weist nach der Restaurierung kaum noch Korrosions- oder Verbrennungsspuren (Abplatzungen der Eisenoxidschicht, Blasen, Zunderschicht, rötliche Hämatitverfärbungen) auf.

Mit Beginn der Eisenzeit tritt das Volk der Kelten erstmals in den Blickpunkt der Geschichte. Nach zwei Fundorten (Hallstatt in Österreich und La Tène in der Schweiz) wird die Eisenzeit in die Hallstatt- (800 - 480 v. Chr.) und die Latènezeit (480 - 25 v. Chr.) untergliedert. Nachdem die Sitte der Hortdeponierungen am Ende der Bronzezeit unvermittelt erlosch, wurden in der folgenden Hallstattzeit die Statussymbole der Führungsschicht wieder in den Gräbern beigegeben. Im frühen 3. Jh. v. Chr. wurde die Körperbestattung wieder mehr und mehr von der Brandbestattung abgelöst. Die (adligen) Verstorbenen wurden in ihrer Kleidung und oftmals zusammen mit ihren Waffen und geweihten Tieren auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Leichenbrand wurde in einem Behälter deponiert und die geborgenen Habseligkeiten mit ins Grab gelegt.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 318-331, 332-341, Abb. Nr. 300-323
Berwanger, I. / Isabel Jung / Walter Reinhard: Keltisches Kriegergrab aus Reinheim (=AiD, 2), 2009, S. 52