Bruchstücke einer profilierten Leiste aus Kalkstein.
Die beiden Fragmente einer gesimsartig ausgearbeiteten Kalksteinleiste stammen aus dem Bereich des Badetraktes der gallorömischen Villa rustica. Es handelt sich dabei höchstwahrscheinlich um die Überreste eines Badebecken- oder Brunnensteinrandes. Das eine Fragment weist Sinterablagerungen (langfristiger Kontakt mit Wasser) auf, das andere Reste von linearer Bemalung.
Zum Bad:
Der nördliche Teil des Westflügels der Villa bildete den Badetrakt. Er nimmt eine Fläche von ca. 400 m² ein und verdeutlicht dadurch den hohen sozialen Rang der Erbauer/Eigentümer der Villa. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes (Grabungen des 19. Jhs.) ist nur bei wenigen Räumen eine genaue Funktionszuweisung möglich. Ein apsidialer Raum an der Westseite stellte das Becken des Kaltbades (frigidarium) dar. Daran schlossen sich zwei ehemals beheizbar Räume an, in denen sich ein lauwarmer Aufenthaltsraum (tepidarium) und das Warmbad (caldarium) befanden. Ganz im Norden des Komplexes befand sich eine Latrine. Fragmente von Marmorplättchen und bemaltem Wandputz belegen die einstmals luxuriöse Ausstattung des Villen-Bades.
Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden (je sechs pro Seite). Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.