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Wandfragment, bemalt

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0416
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Wandfragment
bemalt
weitere Objektbezeichnung:
Wandputz-Fragmente (bemalt)
Material:
Mörtel (Kalkmörtel)
Technik:
bemalt
Maße:
Gesamt: L: 20 cm (maxim.)

Beschreibung

Wandputz-Fragmente.

Die neun Fragmente stammen aus dem Hauptgebäude der Villa rustica und stellen eine repräsentative Auswahl der mehreren Hundert meist kleinformatigen Fragmente des bemalten Wandputzes dar, welche bei den Ausgrabungen geborgen wurden. Es wurden Beispiele mit linearen Mustern und vegetabilen Darstellungen ausgewählt. Nicht beachtet wurden hierbei die zahlreichen Relikte mit monochromem Farbauftrag in Weiß, Schwarz, Rot, Grün, Blau und Ockergelb.
Anhand des Fundspektrums wird deutlich, dass die Räume des Hauptgebäudes mit komplexen Dekorationssystemen ausgestattet waren, die z. B. dem Felder-Lisenen-Schema folgen oder eine netzartige Struktur wie bei einem Musterrapport aufweisen. Hierin entsprach die Dekoration der Wohn- und Repräsentationsräume der provinzial-/gallo-römischen Villa den Vorbildern der mutterländisch-römischen Wohnarchitektur. Die Auswertung der Befunde belegen, dass die Räume während der unterschiedlichen Besiedlungsphasen seit dem Ende des 1. Jhs. n. Chr. bis zu ihrer endgültigen Zerstörung Mitte des 4. Jhs. n. Chr. mit Malereien ausgestattet waren. Insbesondere der Musterrapport kann in das 2. Jh. bzw. in die erste Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. (Blütezeit der Villa) datiert werden.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden (je sechs pro Seite). Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 29, Abb. Nr. 23
Sarateanu-Müller, Florian: Die Reitermaske von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013